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Corona und die Bibel

22.3.2020

Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Rainer Gremmels, Pfarrer der Evangelische Christus-Kirchengemeinde Lüdenscheid (Grafik: EKKLP)
Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Rainer Gremmels, Pfarrer der Evangelische Christus-Kirchengemeinde Lüdenscheid (Grafik: EKKLP)

In diesen Tagen hat man ja den Eindruck, dass sich die schlechten Nachrichten über die Ausbreitung des Coroavirus förmlich überschlagen. Immer neue, einschneidendere Maßnahmen werden getroffen, eine Krisensitzung jagt die nächste – aber können wir die Welle der Neuin-fektionen damit wirklich eindämmen? Wie können wir verhindern, dass Panik von uns Besitz ergreift und wir die nötigen Maßnahmen mit Augenmaß und Weitblick treffen können?

 

Ich musste an die Erzählung von der Sturmstillung in der Bibel denken. Da sind die Jünger mit Jesus auf dem See in einem Boot unterwegs. Ein Sturm kommt auf, die Wellen werden immer höher und schlagen schon ins Boot. Das Boot füllt sich bereits mit Wasser.

Sicherlich werden die Jünger anfänglich versucht haben, mit heftigen Ruderbewegungen dem Sturm zu entkommen. Und sie werden auch alle Anstrengungen aufgebracht haben, das Wasser wieder aus dem Boot zu schaufeln.

 

Mich hat das an die Entwicklung der Coronakrise erinnert. Da sieht man zunächst etwas von Weitem wie ein Unwetter auf sich zukommen. Vielleicht ist es ja doch nicht zu schlimm, wie es aussieht. Und dann kommen die ersten Wellen, die immer höher schlagen. Die Zahlen der Neuinfektionen steigen und die Fälle kommen einem immer näher. Es werden Anstrengungen unternommen, die Krise in den Griff zu bekommen. Wir rudern sozusagen immer schneller. Wir schaufeln, was wir können, um die Wellen aus dem Boot zu bekommen. Aber irgend-wann verlieren wir die Kontrolle. Die Wellen sind kräftiger als unsere Anstrengungen. Das Boot läuft voll.

 

Erst da fällt den Jüngern ein, sich an Jesus zu wenden und ihn zu wecken. Jesus steht auf und gebietet den Elementen Einhalt. Der Sturm legt sich und es wird ganz still. Und auch in der aufgewühlten Seele der Jünger wird wieder Ruhe eingekehrt sein.

Was können wir aus dieser Geschichte für unsere derzeitige Krise lernen?

 

Zum einen:

Jesus bewahrt uns nicht vor allen Ängsten und Bedrohungen, die es in unserer Welt gibt. Die Jünger erfahren die ganze Bedrohlichkeit des Sturmes. Aber Jesus ist da. Er wird nicht zulassen, dass wir untergehen. Er möchte nicht, dass die Wellen der Angst über uns zusammenschlagen. Er wird den Elementen Einhalt gebieten.

 

Zum anderen:

Das bedeutet nicht, dass wir nun untätig werden und die Hände in den Schoß legen. Auch das Boot der Jünger fährt ja nicht von allein weiter. Sie müssen das Boot leerschöpfen, bevor sie weiterrudern können. Und sie müssen sich auch weiter beim Rudern anstrengen, um es voranzubringen und das Ufer zu erreichen. Aber die Panik und das Gefühl der Ohnmacht ist nicht mehr da. Im Vertrauen auf Jesus können sie weiterfahren und die nächsten Schritte tun. Diese Erfahrung aber, dass Jesus sie nicht untergehen lässt, werden sie nicht vergessen.

Pfarrer Rainer Gremmels Evangelische Christus-Kirchengemeinde Lüdenscheid
Pfarrer Rainer Gremmels Evangelische Christus-Kirchengemeinde Lüdenscheid