Diakonie (Archiv)

Dieser Artikel befindet sich im Archiv!

25 Jahre Attendorner Tafel

25.3.2024

Einen besonderen Dank gilt Sylvelin Karsunky und Sabine Follmann (v.L.), die „Urgesteine“ der Attendorner Tafel (Foto: Ernst)
Einen besonderen Dank gilt Sylvelin Karsunky und Sabine Follmann (v.L.), die „Urgesteine“ der Attendorner Tafel (Foto: Ernst)

Von Karl-Hermann Ernst

 

ATTENDORN + Nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tafel konnte Prädikant Wolfgang Dröpper begrüßen. Auch zahlreiche Gäste aus Kirche, Diakonie und Politik waren gekommen, um mit der Bezirksgemeinde Attendorn der evangelischen Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt das 25-jährige Jubiläum der Attendorner Tafel in einem Festgottesdienst in der Erlöserkirche zu feiern.

 

Dröpper, der zugleich Presbyter der Gemeinde ist und als solcher sich besonders den sozialen Anliegen widmet, dankte in seinen Grußworten den privaten Spendern und Sponsoren aus dem Einzelhandel und aus der Attendorner Wirtschaft. Der Dank der Gemeinde gelte vor allem den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des „Tafel-Teams“, die in den letzten 25 Jahren ihre Zeit, ihre Kraft und ihr Engagement für andere eingesetzt hätten.

 

Ein besonderer Dank gelte dabei Marlies Kinne, der ersten Leiterin der Tafel, aber auch einer Frau, die seit den Anfangszeiten in der Leitung mitgearbeitet habe: Sylvelin Karsunky, die der Motor hinter allen Aktivitäten gewesen und immer noch sei.

Von Anfang an habe aber auch das Diakonische Werk des Kirchenkreises, namentlich vor allem Heike Schäfer, die Gemeinde unterstützt.

Dröppers Dank galt aber auch der Küsterin Andrea Grossmann für die Ausgestaltung der Kirche und Diethard Wurm an der Orgel und dem Posaunenchor unter der Leitung von Julius Griese, die gemeinsam für das Musikalische im Gottesdienst verantwortlich waren.

 

Bevor er seine Festpredigt hielt, gab der Superintendent des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, Dr. Christof Grote, der zuvor über 20 Jahre Gemeindepfarrer in Attendorn war, einen kurzen Bericht über die Geschichte und Gegenwart der Attendorner Tafel: „25 Jahre Attendorner Tafel – bei solchen Jubiläen, wenn etwas 25 Jahre besteht – feiern wir gerne ein Fest, blicken dankbar zurück, freuen uns an dem Gelingen und hoffen auf eine eben­so gute – oder gar noch bessere – Zukunft.

All das tun wir heute morgen auch: dankbar zurückblicken auf 25 Jahre Tafelarbeit hier in Attendorn, auf das, was an Hilfe, an Unterstützung geleistet werden konnte, auf das, was an Ge­mein­schaft und Begegnung gelungen ist. Und dennoch ist unser Tafeljubiläum anders als die 25-Jahres-Feste, die wir sonst feiern: Ich sage immer, die Tafel in Atten­dorn läuft ‚erschreckend gut‘ – gut, ja, mit ganz vielen Men­schen, die sich einbringen, mit ihrem Engagement, ihrer Arbeit, aber auch mit ihren Spenden.

Gut, ja, weil ganz viel an Hilfe geleistet worden ist. Aber all das eben doch erschreckend – erschreckend, weil solch eine Ein­richtung wie die Tafel in unserem Land, in unserer Stadt über­haupt nötig ist und weil sich daran in den zurückliegenden 25 Jahren nichts geändert hat, die Not stattdessen sogar noch größer geworden ist“, so der Superintendent.

 

„Die Tafel läuft erschreckend gut – und Erschrecken, das stand auch am Anfang, vor 25 Jahren, bei der Gründung. Dass an unsere Pfarrhaustür immer wieder Menschen mit ihren Anlie­gen gekommen sind, das ist normal, das haben wir, meine Frau und ich, so auch erwartet. Dass aber Menschen kommen – nicht nur ganz vereinzelt, sondern immer wieder, die nach etwas zu Essen fragen, nach einem Butterbrot, das hat uns sehr erschreckt. Klar haben wir geholfen, Brote geschmiert und verteilt“, blickt Grote zurück.

 

Doch schnell habe sich wieder gezeigt, dass diese Lösung keinem der Betroffenen wirklich half, und so sei man wieder auf die Gutscheinlösung seiner Vorgänger im Pfarramt gekommen. Doch diesmal habe es nur einen Lebensmittelladen in unmittelbarer Nähe zum Pfarr- und Gemeindehaus gegeben, für den die Gutscheine ausgegeben wurden.

 

Erschrocken durch die große Anzahl der Gutscheine bot der Eigentümer des Supermarktes der Gemeinde an, ihm die Lebensmittel zum Verteilen an Bedürftige zu überlassen, die er aus gesetzlichen Gründen nicht mehr verkaufen könne. Das war die Geburtsstunde der Attendorner Tafel.

 

Pfarrer Dr. Grote holte sich das Diakonische Werk des Kirchenkreises Plettenberg in der Person von Heike Schäfer mit ins Boot und organisierte auch mit Hilfe einiger Ehrenamtlicher erstmals im Dezember 1998 – als einmalige Aktion geplant – eine Verteilung von Lebensmitteln im Jugendkeller des Gemeindehauses. Der Zuspruch sei leider so groß gewesen, so der Pfarrer, dass daraus im Februar 1999 die regelmäßige Lebensmittelausgabe entstanden sei.

 

Nachdem 2017 der Umzug vom Gemeindehaus in das neue Begegnungs- und Sozialzentrum „lebensfroh – Kirche im Laden“ erfolgte, habe sich die Tafel immer weiterentwickelt. Neben der monatlichen großen Tafelausgabe am letzten Dienstag im Monat gäbe es nunmehr auch wöchentlich die „kleine Tafel“, das Arbeitslosenfrühstück, die Einladung zu Kaffee und Kuchen und vieles mehr zu Begegnung und Austausch bei den Ausgaben.

 

In seiner anschließenden Predigt über das Gleichnis des barmherzigen Samariters führte Dr. Christof Grote aus, dass gerade mit der Arbeit der Tafeln dieser Forderung Jesu nachgekommen werde.

 

Die Arbeit der Tafeln mache aber auch immer wieder auf zwei Probleme aufmerksam: Zum einen, dass zu viele Lebensmittel überflüssig produziert werden und anschließend weggeworfen werden und zum anderen, dass es immer noch viel zu viel Hunger weltweit aber auch in Attendorn und Umgebung gäbe.

 

Er schloss mit dem Wunsch für das 50-jährige Jubiläum, dem sich anschließend in ihren Grußworten auch der Diakoniepfarrer des Kirchenkreises Volker Bäumer und Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil anschlossen, „dass wir das gar nicht feiern, gar nicht mehr feiern müssen, weil doch Lebensmittelverschwendung und Hunger gar kein Problem mehr sind“.

Bildimpressionen vom Festgottesdienst (alle Fotos: Ernst)