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Demenz: Medizinische und gesellschaftliche Herausforderung
17.9.2024
Gemeinsam die Isolation durchbrechen, die mit der Alzheimer-Krankheit einhergeht – das ist das Ziel der Plettenberger Aktionswochen unter dem Motto „Demenz -Gemeinsam.Mutig.Leben“. Sie beginnen am 18. September im Plettenberger Rathaus. Begleitet werden sie von einer Foto-Dauerausstellung mit dem Titel „Demenz neu sehen“ mit Fotos der Münsteraner Fotografin Ingrid Hagenhenrich.
Die Aktionswochen dauern bis zum 27. September. Veranstalter sind die Perthes Altenhilfe Süd, das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg-Herscheid sowie das Projekt LebensFreude Plettenberg des Diakonischen Werkes.
Würde und Selbstwertgewühl bewahren
„Das Motto erinnert uns daran, dass Demenz nicht nur eine medizinische, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung ist“, sagte Ralf Lohscheller, Leiter des Geschäftsbereichs Altenhilfe Süd bei der Perthes-Stiftung, bei der Auftaktveranstaltung am Dienstag. Es gehe darum, die Würde und das Selbstwertgefühl der Betroffenen zu bewahren. „Das ist die Kür in der Pflege“, betonte er. Diese Aufgabe könnten nur Menschen mit hoher Sozialkompetenz leisten.
Früher sei Krebs die Horrorvision gewesen, heute sei es die Demenz, sagte Plettenbergs Bürgermeister Ulrich Schulte in seinem Grußwort. Wichtig sei es, Menschen die Angst zu nehmen. Dabei helfe das offene sachliche Gespräch. „Alzheimer bedeutet nicht, dass ein Mensch gleich völlig in sich zusammenbricht.“
Krankheit mit vielen Fragezeichen
Volker Schmidt, Leitender Kreisverwaltungsdirektor, Fachbereich Gesundheit, wies darauf hin, dass zurzeit 1,8 Millionen demenzerkrankte Menschen in Deutschland leben. Laut Prognose steige die Zahl der Erkrankten bis 2050 auf 2,8 Millionen, sagte er. Alzheimer sei eine Krankheit, die noch immer mit vielen Fragezeichen versehen sei. Aber es gebe Hoffnung, dass die nationale Demenzstrategie, bestehend aus Teilhabe, Unterstützung, Versorgung und Forschung, auf Dauer gute Wege finde, mit der Erkrankung umzugehen.
Einen Beitrag dazu leistet auch das Projekt „LebensFreude Plettenberg“, das von der Perthes-Stiftung und dem Diakonischen Werk Lüdenscheid-Plettenberg getragen wird. Finanziell gefördert wird das Projekt von der Plettenberger Friedrich-Wilhelm-Berges-Stiftung. Diese 2011 gegründete Stiftung, erläuterte Marianne Schmidt, Vorsitzende des Stiftungsrates, wolle dazu beitragen, dass Menschen im Alter in Plettenberg gut leben könnten. Deshalb werde das Projekt in besonderer Weise gefördert. „LebensFreude schenkt neue Lebensfreude“, sagte sie.
Begleitung seit fünf Jahren
„Wir sprechen viel über Menschen, aber kaum mit den Menschen“, sagte die Münsteraner Fotografin Ingrid Hagenhenrich. Sie begleitet das Paar MaRia und Jürgen seit fünf Jahren MaRia ist heute 74 Jahre alt und seit 16 Jahren dement. Ihr „Jürgenchen“ ist ein Mann, der seine Frau nicht stillschweigend der Demenz überlassen will. Er kämpft um sie, geht mit ihr zum Singen und Tanzen und nimmt sie mit in die Kunstwerkstatt.
„Er mag die Demenz nicht verstecken, er möchte, dass hingeschaut wird. Und er möchte, dass gesehen wird, was aufrichtige Zuneigung bewirken kann“, sagte Ingrid Hagenhenrich am Dienstag. Von dieser Zuneigung erzählen die großformatigen Schwarz-Weiß-Fotos im Ratssaal und im Foyer des Rathauses. Mit ihren Fotos wolle sienicht die Symptome der Demenz zeigen, sondern den Weg, den die beiden in Liebe und Zärtlichkeit gemeinsam gehen.
Ab Mittwoch, 18. September, sind die Fotos dauerhaft während der Öffnungszeiten des Rathauses sowohl im Foyer als auch im Ratssaal zu sehen (Mo. u. Di.: 08.:30–12:00 Uhr, 14:00-16:00 Uhr, Mi: geschlossen, Do.: 08:30-12:00 Uhr, 14:00-17:00 Uhr, Fr.: 07:30 -12:00 Uhr). Am 20. September (9 bis 14 Uhr) und am 27. September (9 bis 14 Uhr) werden begleitete Führungen durch die Ausstellung angeboten.
Ingrid Hagenhenrich lädt außerdem am Mittwoch, 18. September, von 14 bis 17 Uhr zum Fotoshooting ein, bei dem sich Besucherinnen und Besucher des Aktionstages fotografieren lassen können.