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Gegen das Vergessen von Tschernobyl

29.4.2019

Heinz-Georg Ackermeier (r.) informieret sich bei seinen Besuch vor Ort über die Entwicklung des weißrussisch-deutsche Kinderzentrums. Dabei traf er auch den Direktor des Zentrums, Slawa Makuschinskij (Foto: Privat)
Heinz-Georg Ackermeier (r.) informieret sich bei seinen Besuch vor Ort über die Entwicklung des weißrussisch-deutsche Kinderzentrums. Dabei traf er auch den Direktor des Zentrums, Slawa Makuschinskij (Foto: Privat)

RÖNSAHL + Tschernobyl – das ist doch Vergangenheit: so kann man es gelegentlich bei uns hören. Für die Familien und insbesondere für die Kinder, die in den verstrahlten Gebieten Weißrusslands leben, ist die Strahlung leider nach wie vor aktuelle Gegenwart.

 

Aber es gibt einen Ort der Hoffnung: das weißrussisch-deutsche Kinderzentrum Nadeshda, wo sich die Kinder erholen und ihr Immunsystem stärken. Der Rönsahler Heinz-Georg Ackermeier, der sich seit vielen Jahren für Nadeshda engagiert, ist kürzlich von einem Arbeitsbesuch aus Nadeshda zurückgekommen und hat sich vor Ort über die aktuelle Entwicklung informiert.

 

Im Jahr 1994 kamen die ersten 60 Kinder nach Nadeshda. Bis heute haben sich über 100.000 Kinder im Zentrum erholen können. Diese Kinder aus den verstrahlten Gebieten sind nach wie vor die Hauptzielgruppe. Seit einigen Jahren kommen aber auch behinderte Kinder nach Nadeshda. Die Übersetzung aus dem Russischen ist präziser und weniger abgrenzend: 'Kinder mit begrenzten Möglichkeiten'. Nadeshda hat sich damit zu einem Ort der Inklusion entwickelt. Die Kinder nehmen sich jeden Tag gegenseitig wahr und erweitern so ihren Horizont.

 

Zum 25. Geburtstag von Nadesda im September 2019 soll ein Kletterpark zur Verfügung stehen, der Teamfähigkeit und Selbstwahrnehmung fördert und auch einen Inklusionsparcours enthält.

 

Das integrative Konzept für den vierwöchigen Aufenthalt – mit jeweils ca. 400 Kindern und Begleitpersonen – umfasst die medizinische, psychologische und pädagogische Dimension und Beratungsangebote für die Eltern. Ziel sind Entwicklung und Unterstützung der individuellen Lebenskompetenz der Kinder.

 

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ernährung mit Produkten aus der eigenen Landwirtschaft, die nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus betrieben wird. Nadeshda hat hier Vorbildfunktion für Belarus.  Erst im Jahr 2018 gab es einen staatlichen Erlass zur Förderung der ökologischen  Landwirtschaft.

 

Die Ökologie  ist für die Kinder auch bezüglich der Energieversorgung eine wichtige Erfahrung. Nadeshda arbeitet zu 100% mit regenerativer Energie auf der Basis von Holz und Photovoltaik. Eine Energieversorgung ohne Atomstrom ist möglich – ein wichtiges Zeichen in einem Land, das trotz Tschernobyl mit russischen Krediten ein Atomkraftwerk baut.

 

25 Jahre Nadeshda: das ist Ausdauer, Beharrlichkeit und langer Atem gegen das Vergessen und Verdrängen der Tschernobyl-Katastrophe. Aber es zugleich ein Ort der Hoffnung für eine lebenswerte Zukunft der Kinder. Nadeshda ist ein Mut machendes Beispiel – nicht nur für Belarus. ©HA

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