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Recht auf gewaltfreies Leben

21.11.2019

Cornelia Koepsell las in Plettenberg aus ihrem Roman "Lauf weg, wenn Du kannst!" Foto: Wolfgang Teipel
Cornelia Koepsell las in Plettenberg aus ihrem Roman "Lauf weg, wenn Du kannst!" Foto: Wolfgang Teipel

Plettenberg. „Das war jetzt heftig“, sagt Cornelia Koepsell, als die den Einstieg in ihre Lesung im Plettenberger Rathaus mit einer Vergewaltigungsszene beendet hat. Der Schocker sitzt dennoch an der richtigen Stelle. Schließlich geht es um das Recht auf ein gewaltfreies Leben.

 

Eva, die Hauptperson in Koepsells Roman „Lauf weg, wenn Du kannst!“, hat viel Gewalt erlebt. Als junge Frau verliebt sich Hals über Kopf in einen Mann, der sich als Psycho und Schläger entpuppt. Er treibt sie in die Kriminalität. Eva übt beim Überfall auf eine ältere Frau selbst Gewalt aus. Unglücklicherweise stirbt das Opfer im Krankenhaus. Eva muss für sechs Jahre hinter Gitter.

 

Körperliche Gewalt und psychischer Druck

 

Am Tag ihrer Entlassung lockt sie ein Mercedes-Fahrer in seinen Wagen und vergewaltigt sie. Immer wieder erlebt sie unterschiedlichste Formen von körperlicher Gewalt und psychischem Druck. Schließlich muss sie ihren Lebenslauf fälschen, um endlich einen Job zu ergattern.

 

Sie schafft es, sich eine bürgerliche Existenz aufzubauen. Doch eines Tages steht ihr Ex-Partner, inzwischen ein Drogenwrack, vor ihrer Wohnung. Sie hat wieder Angst. „So wurde das Gestern zum Heute“, schließt Claudia Koepsell und lässt bei ihrer Lesung offen, ob sich Eva in ihr Schicksal ergibt oder ob sie sich wehrt.

 

"Sie kann nicht Nein sagen"

 

„Sie kann nicht Nein sagen“ – so beginnt der Roman. „Männer darfst du nicht vor den Kopf stoßen. Das hat sie gelernt, bevor sie sprechen konnte.“ Ob Eva das Schreiben, das im Gefängnis zur Leidenschaft geworden ist, auf dem Weg zur selbstbewussten Frau nützen wird – bei der Lesung in Plettenberg erfährt es das Publikum nicht.

 

Anschließend entwickelte eine lebhafte Diskussion um häusliche Gewalt. Dazu gehörte auf die Frage, ob und wann man sich einmischen sollte und welche Hilfsangebote es für bedrohte Frauen und Kinder gibt. Das nicht nur Frauen betroffen sind, verdeutlichte eine Besucherin.  Sie schilderte einen Fall, in dem eine Ehefrau massiven Druck auf ihren Partner auslöst.

Die lebhafte Diskussion war ganz im Sinne der Veranstalter, zu denen neben den runden Tischen im Nord- und Südkreis  gegen Häusliche Gewalt auf die Plettenberger Gesprächsrunde gegen häusliche Gewalt zählte.

 

„Jede vierte Frau im Alter zwischen 16 und 65 Jahren ist mindestens einmal Opfer häuslicher Gewalt geworden“, hatte Plettenbergs Gleichstellungsbeauftragte Mareike Masuch anfangs erläutert. In Plettenberg rücke die Polizei im Durchschnitt einmal pro Woche aus, um Opfer vor weiteren Übergriffen zu schützen. Dabei habe jede und jeder das Recht auf ein gewaltfreies Leben, griff sie das Motto zur Veranstaltungsreihe gegen häusliche Gewalt auf.

 

Eigene Erfahrungen verarbeitet

 

Cornelia Koepsell selbst ist auch Opfer von Gewalttätigkeit geworden. „Ich wollte einen Roman schreiben, in dem das Thema vorkommt“, sagte sie in Plettenberg. „Lauf weg, wenn Du kannst!“ sei allerdings keine Autobiografie, obwohl eigene Erfahrungen verarbeitet worden seien.

 

Cornelia Koepsell, „Lauf weg, wenn Du kannst!“, Geest-Verlag, ISBN 978-3-86685-609-7, 12 Euro

 

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