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Er weinte...

26.11.2023

Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Steffen Pogorzelski, Pfarrer der Kirchengemeinden Brüninghausen und Kreuzkirche Lüdenscheid (Grafik: EKKLP)
Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Steffen Pogorzelski, Pfarrer der Kirchengemeinden Brüninghausen und Kreuzkirche Lüdenscheid (Grafik: EKKLP)

Zwiebeln und Wind; Freude und Wut; Rührung durch den Kuss im Film und natürlich der Abschied von einem lieben Menschen – sie alle können sie auslösen: Tränen. Wir alle wissen, wie es sich anfühlt, wenn sich zuerst die Augen mit ihnen füllen und sie dann die Wangen herunterrollen. Wir alle haben schon mit ihnen gekämpft, aber auch ihre reinigende und befreiende und wohltuende Wirkung empfunden.

 

Nicht nur wir wissen, wie sich das alles anfühlt. Jesus weiß das auch – bis heute! „Jesus weinte.“ (Johannes 11,35) Diese zwei Worte bringen mir Jesus so nah. Jesus lässt sich anrühren, ganz tief in seinem Innersten. Jesus weint. Über den Tod seines lieben Freundes Lazarus. Aus Mitleid mit Maria und Martha, den Schwestern des Verstorbenen. Aus Zorn über die Macht des Todes.

 

Jesus setzt all dem eines der mächtigsten und schönsten Worte entgegen, die wir von ihm kennen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben.“ (Johannes 11,25f) Worte, die wir über dem offenen Grab aussprechen. Worte, mit denen Jesus uns trösten will. Worte, mit denen Jesus uns auch herausfordert. Worte, die eine Reaktion provozieren. Und so fragt Jesus Martha in der Geschichte – und uns heute: „Glaubst du das?“

 

Wir denken an unsere Verstorben an diesem Sonntag. Daher der Name „Totensonntag“. Und – nochmal – Jesus weiß, wie es sich anfühlt um einen lieben Menschen zu weinen! Aber er lädt uns ein trotz der offenen Gräber, an denen wir standen, an ihn zu glauben. Denn er lebt und schenkt allen, die an ihn glauben, ewiges Leben. Deswegen feiern wir diesen Sonntag auch als „Ewigkeitssonntag“. Ich wünsche uns, dass wir die Nähe und den Trost Jesu erleben dürfen. Ich wünsche uns, dass wir – schon jetzt – eine Ahnung bekommen von dem ewigen Leben, das Jesus schenkt.

Steffen Pogorzelski,

Pfarrer der Kirchengemeinden Brüninghausen und

Kreuzkirche Lüdenscheid

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