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Ostern geht weiter, mit jedem von uns

21.4.2019

Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Klaus Majoress, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg (Grafik: EKKLP)
Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Klaus Majoress, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg (Grafik: EKKLP)

Liebe Leserinnen und Leser,

 

nach der Traurigkeit kehrt wieder Freude ein, nach dem Dunkel kommt das Licht, nach Erschütterung und Enttäuschung wächst Hoffnung und nach dem Tod beginnt neues Leben. So oder so ähnlich kann man die Bedeutung des Osterfestes beschreiben. Denn Ostern kann man nicht feiern ohne an das zu denken, was voraus gegangen ist. Die Freunde Jesu verlassen ihn, schlafen, als er ihre Nähe braucht. Sie verstecken sich, als sie verdächtigt wurden zu ihm zu gehören. Und unter seinem Kreuz ist nichts als Leere und Trauer und tiefe Schmerzen. So ähnlich kennen wir das und erleben es immer wieder in unserem Lebensbezügen. Was für ein Gefühlschaos muss sich breit gemacht hatten, als zwei Tage später auf einmal überall erzählt wird, dass er wieder lebt. Zunächst ist es nur die Erkenntnis, dass das Grab leer ist, dann gibt es erste Begegnungen. Ob die Menschen damals das wirklich fassen konnten weiß ich nicht. Manchmal klingt es, als wären sie von Angst und Unsicherheit besetzt. Aber so ist das, erst langsam kehrt das Leben wieder zurück, wenn man den Tod erfahren hat oder Erschütterungen durchleben musste. Das geht nicht von heute auf morgen.

 

Ich bin dankbar, dass ich immer wieder diese Geschichten vom auferstandenen Jesus lesen kann: von einem Thomas, der nicht glaubt bis er selber fühlt und spürt, dass es Jesus ist. Und ich bin fasziniert von den Zweien auf dem Weg nach Emmaus, die erst merken, was los ist, als er mit ihnen das Essen teilt. Und ich finde es bewegend, wie Jesus auf einmal mitten am Ufer des Sees Genezareth neben seinen Freunden steht und sie fragt: „Kinder habt ihr nichts zu essen?“

 

Viele Menschen haben sich in diese Bewegung, die wir Glauben nennen, hineinnehmen lassen und erzählen, jeder auf seine Weise, dass er neues Leben schenkt, gerade auch nach dunkler und schwerer Zeit. Ostern heißt für mich, mich in diese Bewegung hineinnehmen lassen, aufspüren, wo er da ist, hinschauen, wo es mit ihm weitergeht.

 

Der letzte Vers im Johannesevangelium (21, 25) heißt: „Es sind noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Wenn aber eins nach dem andern aufgeschrieben werden sollte, so würde, meine ich, die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären.“ Jeder darf seine eigene Geschichte schreiben mit dem Auferstandenen. Ostern geht weiter, mit jedem von uns. Der Gekreuzigte ist auferstanden. Er lebt und mit ihm auch ich.

 

 

Klaus Majoress

Superintendent des

Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg

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