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Migranten-Sprachkurs besucht die Polizei

30.12.2019

Zusammen mit Gudula Mueller-Töwe besuchten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sprachkurses die beiden Bezirksbeamten Martin Frütel und Reinhard Raffenberg im Dienstgebäude am Wall. Foto: Wolfgang Teipel
Zusammen mit Gudula Mueller-Töwe besuchten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sprachkurses die beiden Bezirksbeamten Martin Frütel und Reinhard Raffenberg im Dienstgebäude am Wall. Foto: Wolfgang Teipel

Plettenberg. Für die Plettenberger Polizei ist es ein eher ungewöhnlicher Besuch. „Mit Kindergärten und Schulen kennen wir uns aus“, sagt Polizeihauptkommissar Reinhard Raffenberg. Einen Integrationskurs mit rund 15 Frauen und Männern aus fast einem Dutzend verschiedener Herkunftsländer hatten er und sein Kollege Hauptkommissar Martin Frütel noch nie zu Gast. Beide arbeiten im Bezirksdienst der Plettenberger Polizei. Sie sind aufgeschlossen und flexibel. Das sollte sich bei dieser Visite, die von Gudula Mueller-Töwe, der Koordinatorin der Sprachkurse des Diakonischen Werkes, begleitet wurde, als großer Vorteil erweisen.

 

Auf den Tischen im Besprechungsraum im dritten Stock der Polizeidienststelle stehen Kaffeekannen und Teller mit Gebäck. Schnell haben die Besucher einen Platz gefunden. Martin Frütel begrüßt die Frauen und Männer. Dann wartet der Bezirksbeamte auf Fragen. Zunächst Schweigen. Die Besucher sind ohne ihren Lehrer Georgios Trentsios gekommen. Er ist an diesem Vormittag verhindert, und er hat den Zettel mit den vorbereiteten Fragen.

 

Langsam kommt ein Gespräch zustande

 

Martin Frütel überbrückt die Gesprächspause und erzählt von seinem Dienst als Bezirksbeamter, den er, wann immer es nur geht, auf dem Fahrrad versieht. Er spricht über die Notrufnummer der Polizei. Einige kennen sie schon und wissen auch, wann sie sie anrufen dürfen. Und langsam kommt doch so etwas wie ein Gespräch zustande. Es ist eben nicht einfach, nach ein paar Wochen Sprachkurs in einer so gemischten Runde Deutsch zu sprechen.

 

"Sie können immer zur Polizei kommen"

 

„Sie können immer zur Polizei kommen“, sagt Martin Frütel. „Wir sind für fast alles zuständig.“ Und dann sprechen die Besucher mit den Polizisten darüber wie schwierig es ist, eine passende Wohnung zu finden. Dass es manchen in Plettenberg zu ruhig ist und dass sie Probleme haben, die Zeit in der Unterkunft an der Ohler Straße, ohne eine richtige Arbeit zu verbringen.

 

Kontakte knüpfen ist nicht leicht

 

Da wird der Hauptkommissar zum Integrationshelfer. „Sie müssen die deutsche Sprache lernen“, appelliert er an die Frauen und Männer. Das sei auch für die Polizei wichtig. Wer in Schwierigkeiten stecke, müsse am Telefon korrekt und verständlich Auskunft geben können. „Sonst wird es für uns schwierig, zu helfen.“ Martin Frütel räumt ein, dass es wohl nicht so leicht sei, Kontakte zu Deutschen zu knüpfen. „Gehen Sie in die Vereine“, empfiehlt er.

 

Respekt vor Frauen

 

Dann geht es um Respekt vor Frauen und auch um Trennungsmodalitäten in Deutschland und den Herkunftsländern der Besucher. Einige beteiligen sich sehr intensiv an der Gesprächsrunde. Andere hören nur zu. Offensichtlich ist aber: Die Frauen und Männer sind froh über die Abwechslung zum Alltag und nehmen alle Informationen wissbegierig auf.

Auch ohne die vorbereiteten Fragen hat der Vormittag in der Polizeidienststelle Am Wall die Besucher wieder ein kleines Stück weitergebracht. 

 

Wertvermittlung ein wichtiger Aspekt

 

Für Gudula Mueller-Töwe sind solche Veranstaltungen außerhalb des Sprachkurses sehr wichtig. Neben Grammatik und Vokabeln sei die Wertevermittlung ein ganz wichtiger Aspekt. Die Migranten sollen erfahren, wie Staat und Gesellschaft in Deutschland funktionieren. So wollen das Diakonische Werk und die Evangelische Erwachsenenbildung Westfalen als Träger des Sprachkurses den Migranten den Neubeginn erleichtern.

Was aus den Bemühungen wird, ist für viele offen. Die Frauen und Männer nehmen freiwillig an diesem Deutschkurs teil. Sie alle besitzen noch keinen Aufenthaltstitel. Ob Deutschland tatsächlich ihre neue Heimat wird, das wissen sie noch nicht.

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