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Gäste werden Freunde

13.10.2022

Christen und Muslime aus verschiedenen Gemeinden und Moscheen sowie der die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit luden zum Friedensgebet unter dem Motto "Gäste werden Freunde" ins Jürgen-Dietrich-Forum ein. (Foto: Jakob Salzmann)
Christen und Muslime aus verschiedenen Gemeinden und Moscheen sowie der die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit luden zum Friedensgebet unter dem Motto "Gäste werden Freunde" ins Jürgen-Dietrich-Forum ein. (Foto: Jakob Salzmann)

LÜDENSCHEID + In allen Religionen und Kulturen ist Gastfreundschaft ein hohes Gut. In der Bibel, im Talmud und im Koran gibt es dafür zahlreiche Beispiele. Als wesentlicher Beitrag zu einem friedlichen, vertrauensvollen Umgang miteinander stand die Gastfreundschaft daher am Mittwoch beim Friedensgebet des Interreligiösen Forums im Mittelpunkt von Texten, Zitaten und Gebeten für den Frieden. „Aus Gästen werden Freunde“ war die Veranstaltung im Jürgen-Dietrich-Forum, zu der Christen und Muslime aus verschiedenen Gemeinden und Moscheen sowie die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit eingeladen hatten, überschrieben.

Als Sprecher des Interreligiösen Forums führten Christa Bätz und Achim Riggert durch den Nachmittag. (Foto: Jakob Salzmann)
Als Sprecher des Interreligiösen Forums führten Christa Bätz und Achim Riggert durch den Nachmittag. (Foto: Jakob Salzmann)

Neben den Beteiligten hießen Christa Bätz und Achim Riggert als Sprecher des Interreligiösen Forums den 1. Beigeordneter der Stadt Lüdenscheid, Fabian Kesseler, sowie Flüchtlinge aus Afghanistan und der Ukraine beim Friedensgebet willkommen. Das Thema Gastfreundschaft sei durch den Ukrainekrieg und die Flüchtlinge, die hierzulande Schutz suchen, wieder aktuell, erläuterte Riggert. Auf die große Bereitschaft, die Geflüchteten aufzunehmen, aber auch Unsicherheiten, ob dies künftig angesichts hoher Energiekosten und Unwägbarkeiten (Stichwort Italien) so bleiben wird, kam er zu sprechen. „Nach 77 Jahren haben wir wieder einen Angriffskrieg“, ging auch Fabian Kesseler in seinem Grußwort auf den Krieg in der Ukraine ein. Damals habe Deutschland Polen überfallen. Besonders im Osten löse der Krieg große Ängste aus. „Es wird wieder real, was einige dort erlebt haben.“ Auch hierzulande seien die Folgen des Krieges zu spüren. „80 Prozent der Flüchtlinge sind privat untergebracht“, lobte er die Hilfsbereitschaft der Lüdenscheider. Dass Gastfreundschaft ein Beitrag zum Frieden ist, offenbarten die Texte aus den heiligen Schriften, die die Mitwirkenden zum Thema herausgesucht hatten.

 

Stammvater Abraham machte Cengiz Varli von der Ahmadiyya-Gemeinde dabei als Vorbild für Gastfreundschaft aus. „Auf den Menschen kommt es an, auf unsere Taten“, erklärte er. Aus dem Buch „Mach dir Hoffnung“ brachte Aygül Atac von der Alevitischen Gemeinde die lehrreiche Geschichte eines alevitischen Dichters über Gastfreundschaft mit. Ein kraftloser Hund, zornig vertrieben, entpuppte sich darin als lang erwarteter, verkannter Gast. Als Vertreter der Evangelischen Kirche zitierte Stefan Schick Stellen aus dem Alten und Neuen Testament. „Vielleicht haben manche, ohne zu wissen Engel aufgenommen“, erklärte er. Kein Heil sei von jemandem zu erwarten, der nicht gastfreundlich ist, führte Mustafa Özer Arslan von der Ditib-Moscheegemeinde aus. „Gästen aufzutischen, gehört zum schönsten Erbe unserer Kultur.“ Wer Gastfreundschaft übe, bewirte gleichsam Gott, berief sich Hella Goldbach von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit auf den Talmud. „Gastfreundschaft und Fremdenfeindlichkeit sind für uns unvereinbare Gegensätze.“

 

Seinen Dank über die Aufnahme hierzulande brachte Achmad Tokhy aus Afghanistan zum Ausdruck. Im Halbrund aufgestellt, sprachen die beteiligten Gemeinden/Gruppen ihre Gebete für den Frieden. Als Vertreterin des Superintendenten sprach Pfarrerin Bettina vom Brocke abschließend das Segenswort. Mit Meister Eckhart ließ sie dabei einen großen Denker des Spätmittelalters zu Wort kommen. Musikalisch umrahmten Kinder der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde die Veranstaltung mit stimmungsvollen Liedern zum Thema. Wie es sich für einen Abend rund um die Gastfreundschaft gehört, endete der Abend mit einem angeregten Austausch bei Fingerfood und Getränken. ©ms

  • Gut besucht war das Friedensgebet, das nach zwei Coronajahren als Friedensgebet auf dem Weg wieder im Jürgen-Dietrich-Forum stattfand. (Foto: Jakob Salzmann)

  • Ein Grußwort brachte Fabian Kesseler, 1. Beigeordneter der Stadt Lüdenscheid, zur Veranstaltung mit. Darin thematisierte er den Ukrainekrieg. (Foto: Jakob Salzmann)

  • Kinder der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde bereicherten die Veranstaltung mit stimmungsvollen Liedern zum Thema. (Foto: Jakob Salzmann)

  • Kinder der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde bereicherten die Veranstaltung mit stimmungsvollen Liedern zum Thema. (Foto: Jakob Salzmann)

  • Für die Ahmadiyya-Gemeinde beleuchtete Cengiz Varli das Thema Gastfreundschaft. (Foto: Jakob Salzmann)

  • Aygül Atac von der Alevitischen Gemeinde brachte eine lehrreiche Geschichte über verkannte Gastfreundschaft zur Veranstaltung mit. (Foto: Jakob Salzmann)

  • Stefan Schick führte im Namen der Evangelischen Kirche Zitate aus dem Alten und Neuen Testament an, um auf die Bedeutung von Gastfreundschaft zu verweisen. (Foto: Jakob Salzmann)

  • Gästen aufzutischen, gehöre zum schönsten Erbe der Kultur, meinte Mustafa Özer Arslan von der Ditib-Moscheegemeinde. (Foto: Jakob Salzmann)

  • Hella Goldbach von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erklärte, dass Gastfreundschaft auf materieller und spiritueller Ebene stattfinden könne. (Foto: Jakob Salzmann)

  • Achmad Tokhy aus Afghanistan bedankte sich für die erfahrene Aufnahme und Gastfreundschaft. (Foto: Jakob Salzmann)

  • Im Halbkreis aufgestellt, sprachen die Vertreter der beteiligten Gemeinden/Gruppen ihre Gebete für den Frieden. (Foto: Jakob Salzmann)

  • In Vertretung des Superintendenten sprach Pfarrerin Bettina vom Brocke das abschießende Segenswort. (Foto: Jakob Salzmann)

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