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Gebet gewinnt wieder mehr Bedeutung

27.1.2024

Kanzeltausch zum Auftakt: Irmtraut Huneke predigt in der Kreuzkirche, Pfarrer Steffen Pogorzelski übernimmt die Liturgie (Foto: Görlitzer)
Kanzeltausch zum Auftakt: Irmtraut Huneke predigt in der Kreuzkirche, Pfarrer Steffen Pogorzelski übernimmt die Liturgie (Foto: Görlitzer)

Von Bettina Görlitzer

 

LÜDENSCHEID + In schwierigen, krisengeschüttelten Zeiten gewinnt das Gebet für viele Menschen wieder mehr Bedeutung. Das zeigte sich auch an der Resonanz auf die Veranstaltungen der Allianzgebetswoche in Lüdenscheid. „Ich bin dankbar und glücklich, dass alles so geworden ist, wie es geworden ist“, sagte Irmtraut Huneke, Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Lüdenscheid, nach dem Abschlussgottesdienst in der Lüdenscheider Christuskirche. Gerade in Anbetracht des Wetter zog sie ein durchweg positives Fazit der Woche, die ausgerechnet mit dem heftigen Wintereinbruch im Januar zusammenfiel. Aber letztlich musste nur eine Veranstaltung wetterbedingt um eine Woche verschoben werden, das war der für den Mittwoch geplante Familiennachmittag in der Guten Stube. Der überkonfessionelle Gebetsabend im Rathaus fand aber am selben Abend trotz des heftigen Schneefalls statt und war – in Anbetracht des Wetters – gut besucht.

 

Dieser Abend ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Gebetswoche in Lüdenscheid und wird von der Allianz in Kooperation mit der überkonfessionellen Initiative Gemeinsame Weg organisiert. Traditionell steht er unter dem Motto „Suchet der Stadt Bestes“ und stellt Anliegen aus Lüdenscheid in den Mittelpunkt, aber in diesem Jahr ging es aus aktuellem Anlass um die Beziehungen von Lüdenscheidern zu Israel und den Menschen dort und damit auch um die besondere historische Verantwortung Deutschlands für Israel und Menschen jüdischen Glaubens. Das passte auch zu dem Motto dieses Tages des Gebetswoche: „Gott lädt ein... zu umfassender Freiheit“. Trotz des massiven Schneefalls waren rund 50 Besucher erschienen, die durch ihre Anwesenheit ihre Solidarität bekundeten.


Sowohl Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer als auch Claus Optenhöfel, Pfarrer der katholischen Pfarrei St. Medardus, zeigten auf, welche Gratwanderung es ist, die richtigen Worte für den Krieg im Nahen Osten zu finden, der durch den brutalen Anschlag der Hamas auf Israel ausgelöst wurde. Rosi Dicke vom Verein der Freunde Israels stellte ihre Arbeit vor, in deren Mittelpunkt die Aussöhnung deutscher Christen mit Holocaust-Überlebenden sowie die Aufklärungsarbeit über die Judenverfolgung durch das NS-Regime steht. Hella Goldbach, Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, hatte ihre Teilnahme wetterbedingt kurzfristig absagen müssen.


Wagemeyer fand klare Worte: „In unserer Stadt ist kein Platz für Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.“ Er sei stolz darauf, dass Menschen aus mehr als 100 Nationen in Lüdenscheid miteinander leben. Er bekundete uneingeschränkte Solidarität mit Israel: „Dieser Terrorakt, dieser blanke Wahnsinn erschüttert uns noch immer.“ Wagemeyer sprach aber auch von einem „asymetrischen Krieg“, weil viele unschuldige Zivilisten, zwischen denen sich Hamas-Anhänger verschanzen, zu Opfern würden. „Es muss klar sein, dass Leid und Tod nie etwas Gutes hervorbringen.“


In seinem geistlichen Impuls berief sich Optenhöfel auf die „Sehnsucht nach Frieden“ in der Bibel berufen. Für ihn als Christ stecke in der Bitte um Frieden immer die „Bitte um Frieden in der Welt“. Wenn er um Frieden für Israel bitte, denke er auch an Frieden in der Ukraine, in Afrika, und in verfeindeten politischen Lagern wie in den USA.

 

Die Predigt im Abschlussgottesdienst der Gebetswoche hielt der gebürtige Lüdenscheider Pfarrer i.R. Klaus Jürgen Diehl. Unter anderem war er fast 25 Jahre Bundeswart des CVJM-Westbundes, bevor er Leiter des Amtes für Missionarische Dienste der Evangelischen Kirche von Westfalen wurde, außerdem war er lange Vorstandsmitglied der Evangelischen Allianz in Deutschland. Er legte Diehl den Schwerpunkt auf das Thema des Tages „Gottes Mission… geht weiter“ und führte unter anderem aus, wie jeder einzelne in einer Gemeinde mit seinen Interessen und Fähigkeiten einen Beitrag zu missionarischer Arbeit leisten kann, beispielsweise mit Besuchsdiensten oder tatkräftiger Unterstützung bei Veranstaltungen.


Mit Blick auf alle Veranstaltungen der Woche unter dem Motto „Gott lädt ein – Vision für Mission“ sagte Irmtraut Huneke: „Ich bin außergewöhnlich erstaunt und erfreut.“ Denn mit dem traditionellen Kanzeltausch zum Auftakt, Abendveranstaltungen von Montag bis Freitag, einem Gebetsnachmittag im Gemeindezentrum Erlöserkirche, dem Gebetsfrühstück am Samstag in der Markuskirche und schließlich dem Abschlussgottesdienst wurden auch diesmal wieder zahlreiche Christen unterschiedlicher Konfessionen erreicht. Dabei haben viele Termine in Lüdenscheid Jahr für Jahr ihren festen Platz. Dazu zählen ein musikalischer Lobpreisabend am Montag in der Freie evangelischen Gemeinde sowie der Abend für verfolgte Christen am Donnerstag in der Christlichen Gemeinde Eduardstraße und auch der Freitag als Abend der Jugendallianz, der diesmal in der Guten Stube stattfand.


Besonders großen Zuspruch erfuhr im 25. Jubiläumsjahr das Gebetsfrühstück am Samstag in der Markuskirche, organisiert von Irmtraut Huneke und Bernd Hartmannsberger. Rund 70 Gäste fanden sich ein, was die Organisatoren kurzfristig vor große Herausforderungen stellte, weil sich viele davon nicht wie gewünscht im Vorfeld angemeldet hatten.

Bilderimpressionen von der Allianzgebetswoche in Lüdenscheid(Fotos: Görlitzer)

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