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7.3.2023

LÜDENSCHEID + Ein Jahr ist es her, dass der Krieg in der Ukraine begann. Anlässlich dieses Tages rief die Evangelische Allianz Deutschland deutschlandweit zum Friedensgebet auf, ein Ruf, dem viele christliche Gemeinschaften im ganzen Land folgten. So auch die Evangelische Allianz in Lüdenscheid. Unter der Leitung der 1. Vorsitzenden traf man sich gemeinsam mit vielen Gläubigen aus unterschiedlichen Denominationen in der FeG Börsenstraße, um dort für den Frieden zu beten. Durch den Abend führten Irmtraut Huneke (1. Vorsitzende der Evangelischen Allianz Lüdenscheid), Bernd Hartmannsberger (Diakon der FeG Börsenstraße) und Udo Fiedler (Evangelische Kirchengemeinde Oberrahmende). Die musikalische Leitung übernahm Johannes Köstlin (Katholische Gemeinde St. Joseph und Medardus).

Nach der gemeinsamen Vorstellung und einem Lied wurden zügig die ersten Gebetsgruppen gebildet. Dann führte Bernd Hartmannsberger die TeilnehmerInnen mit einem kleinen Impuls zur Situation in der Ukraine weiter ins Thema ein. Er erzählte: „Ich habe mich gefragt, wie ich selbst eigentlich richtig in diese Kriegssituation hineinbeten soll? Jeder hat doch eine eigene Einstellung zu dem Geschehen. Dann ist mir der Psalm 85, 2-14 eingefallen. Wenn man ihn liest, wird schnell klar: Bei all dem schrecklichen, dass die Menschen dort erleben, wird das Land doch immer noch zuerst von Gott regiert. Und er begegnet den Ukrainern gerade jetzt. Damit sie wieder Hoffnung gewinnen. Daher egal, wie unsere eigene politische Meinung ist, darum geht es nicht. Gott möchte immer dem Einzelnen begegnen. Daher habe ich für mich eine Entscheidung getroffen: Ich will zuerst hören, was der Herr zu sagen hat. Denn nur so erleben wir seinen wahren Frieden - wenn wir ihm die Treue halten. Dann dürfen wir einander in Gerechtigkeit begegnen und hoffen, dass diese in die Situation eindringt und sie verändert. Wir treffen natürlich auch zunehmend vom Krieg traumatisierte Menschen, die nachts nicht mehr schlafen können. Auch für sie beten wir, dass ihnen Gott mit seinem ganz besonderen Frieden begegnen möge.“
Die zweite Gebetsrunde begann und wurde von Johannes Köstlin mit Liedern aus jüdischem Liedgut begleitet. Er spielte die Hymne Israels (Hatikva, die Hoffnung) ebenso wie „Shalom Chaverim“ und die Melodie aus Schindlers Liste. Passend, sind doch auch diese Lieder aus Krieg und schrecklichster Verfolgung entstanden.

Danach betrat Udo Fiedler die Bühne. Sein Appell war eindrücklich: „Gerade haben 148 UN-Staaten den Krieg in der Ukraine ausdrücklich verurteilt. Warum? Weil die ganze Welt mittlerweile in das Kriegsgeschehen involviert ist. Ich habe mich dabei an das biblische Zitat der Frau von Pontius Pilatus erinnert, die zu ihrem Mann vor der Kreuzigung Jesu sagte: „Vergreife Dich nicht an diesem Gerechten, das wird nur Böses auslösen.“ Mittlerweile kommt mir der Krieg in der Ukraine ähnlich vor und diese Warnung aktueller denn je. Auch hier vergreift sich jemand am Gerechten und löst damit Großmachtfantasien aus. Länder wie China, Nordkorea oder der Iran schauen gespannt zu und fragen sich: „Wie wird der Westen reagieren? Was lassen die sich gefallen. Mit welchem Handeln hätten wir in so einem Fall rechnen?“ Für sie ist das Geschehen wie ein Experiment. Wir müssen daher beten, dass den Mächtigen kluge Ratgeber zur Seite gestellt werden, die zum Frieden aufrufen.

In diesem Krieg kommt zudem nun die nächste Waffe zum Einsatz: Der Hunger. Drei Generationen von ukrainischen Bauern werden gerade vernichtet. Großvater, Vater und Enkel. Und damit auch die Ernten. Die Folge: Da die Ukraine der größte Getreidelieferant für z.B. Ostafrika ist, beginnt auch dort eine Hungersnot. Was wiederum gewaltige Flüchtlingsströme zur Folge haben wird. Dieser stille Krieg löst besonders bei Frauen und Kindern unfassbares Leid aus. Die Ukraine war das bestevangelisierte Land Europas mit vielen lebendigen Gemeinden. Ausgerechnet dieses gläubige Volk wurde nun von Gott auserwählt, so zu leiden. Und gerade der Westen muss erkennen, wie wichtig die Ukraine für das gesamte Weltgeschehen ist. Ich denke dabei immer an den Vers aus Lukas 21, 28: „Wenn aber all dieses anfängt zu geschehen, so seht auf und hebt eure Häupter, weil eure Erlösung naht.“ Es liegt an uns, Gottes Hand zu bewegen.“
Nach der dritten Gebetsrunde und mehreren gemeinsamen Liedern, beendete Irmtraut Huneke das Friedensgebet mit den Worten: „Dieser Abend kann und darf nicht einmalig bleiben, sondern ist der Einstieg in regelmäßige Treffen. Wir dürfen nicht aufgeben, weiter zu beten. Ich bedanke mich bei allen, die hier so zahlreich erschienen sind und dafür das Kostbarste geopfert haben, was wir alle haben: Unsere Zeit. Niemand hat heutzutage noch Zeit, daher ist das schon etwas Besonderes. Wir dürfen von Herzen glauben: Kein Gebet verhallt ungehört vor Gott. Und es ist immer gut, wenn wir uns als Christen darin begegnen. Danke an euch alle und betet mutig weiter!“
Die Gebetsversammlung löste sich danach zwar auf, aber die Besucher, die an diesem Abend mitgebetet hatte, gingen durchaus getröstet und hoffnungsvoll nach Hause. Wie Irmtraut Huneke bereits sagte: Dies war nur der Anfang. Die Gläubigen in Lüdenscheid und parallel im ganzen Land machen weiter in der festen Zuversicht, dass Gott sie hört und auch Kriege zügig beenden kann, wenn es sein Wille ist! ©ik
