Friedensgebet & Diakonie Katastrophenhilfe

 

„Erschüttert und sprachlos“

Präses Annette Kurschus ruft auf zu Friedensgebeten für die Ukraine

 

 

Bielefeld/Westfalen. Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen verurteilt die Angriffe auf die Ukraine und drückt ihr Mitgefühl für die Menschen aus, die um Leib und Leben fürchten.

 

Das Statement der Präses zur Lage in der Ukraine und der Aufruf zu Friedensgebeten im Wortlaut:

„Erschüttert und sprachlos stehen wir vor den Angriffen auf die Ukraine. Unsere Gedanken und Gebete sind mit den Menschen die nun um Leib und Leben fürchten und die erleben, wie Leid und Tod in ihre Städte und Dörfer einziehen.

 

Grenzen zwischen Ländern werden verschoben, die Souveränität von Nationen wird missachtet, Völkerrecht wird gebrochen und der Friede auf unserem Kontinent aufs Spiel gesetzt.

 

Drohungen mit militärischer Übermacht und die willkürliche und gewaltsame Verschiebung vertraglicher anerkannter Grenzen haben im 20. Jahrhundert unsägliches Leid auch und gerade über die Völker in Mittel- und Osteuropa gebracht, das auch und gerade von Deutschland ausging.

 

Wir sind gewiss: Sie können keine Mittel internationaler Politik sein und dürfen es nie wieder werden.

Zur Angst vor weiterer militärischer Eskalation und sich ausbreitendem Krieg und zu unserem Mitgefühl mit den Menschen in den umstrittenen Gebieten tritt die Sorge um die Grundlagen des Miteinanders der Völker in Europa und um die internationale Ordnung, wie sie sich zwischen den Staaten seit dem friedlichen Ende des kalten Krieges entwickelt hat. Wir sind überzeugt: Waffengewalt werden Leid und Unrecht nur vergrößern. Auch jetzt darf das diplomatische Gespräch mit Russland nicht abreißen. Unsere Kirchen und Gemeinden werden über unsere ökumenischen Beziehungen weiter den Kontakt mit unseren Brüdern und Schwestern in Osteuropa halten. Die Kraft und der Wille zum Frieden muss nicht nur bei den Regierenden wachsen; es ist wichtig, dass sie auch bei denen gefördert wird, die regiert werden.

 

Als Christinnen und Christen glauben wir „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern ein Gott des Friedens“ (1. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth, Kapitel 13).

 

Wir weigern uns zu glauben, dass keine Chancen mehr auf Verständigung und für einen gerechten Frieden bestehen.

Wir beten für die Verantwortlichen auf allen Seiten um Einsicht und Besonnenheit, um Mut zu Umkehr und Gerechtigkeit und wir stehen ein für die Hoffnung auf neue Wege zu einem Miteinander der Völker, das berechtigte Interesse ausgleicht und zugleich geltendes Recht stärkt und bewahrt.

 

Mit unseren Partnerkirchen Christen in Russland und der Ukraine, in Polen und im Baltikum und mit allen Menschen guten Willens wissen wir uns versöhnt durch den Gott des Friedens.

 

Wir rufen zu Gott: „Gib Frieden, Herr, wir bitten! Die Erde wartet sehr. Es wird so viel gelitten, die Furcht wächst mehr und mehr. … Gib Mut zum Händereichen, zur Rede, die nicht lügt, und mach aus uns ein Zeichen dafür, dass Friede siegt.“

 

Dr. h. c. Annette Kurschus
Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen

 

 

 

 

Fürbittengebet

Lasst uns beten für die vom Krieg in der Ukraine betroffenen Menschen und für uns alle, die wir in großer Sorge sind, dass sich dieser Krieg sich in Europa ausbreiten wird.

 

Lasst uns beten zu Christus, der unser Friede ist: Jesus Christus, wir kommen zu Dir mit unserer Fassungslosigkeit und Angst, die uns jetzt ergriffen hat, nach dem der befürchtete Krieg gegen die Ukraine seit gestern Nacht bittere Realität geworden ist.

 

Wir bitten Dich um ein Ende dieses Krieges und um ein Schweigen der Waffen. Wir bitten Dich für die politisch Verantwortlichen in unserem Land, in Europa und weltweit, die mit politischen Mitteln diesen Krieg zu stoppen und einen Flächenbrand in Europa zu vermeiden versuchen.


Christus, unser Friede, wir bitten Dich erhöre uns.

 

Wir beten für die Menschen in der Ukraine, die über Nacht in einen Krieg gezogen wurden. Wir bitten Dich um Schutz und Hilfe für dieses Land und alle vom Krieg betroffenen Menschen.

Christus, unser Friede, wir bitten Dich erhöre uns.

 

Wir beten für die Menschen in Russland, in Belarus und in den Nachbarstaaten der Ukraine. Bewahre sie davor, selber Opfer von Krieg und Gewalt zu werden. Stärke alle, die in diesen Ländern für den Frieden aufstehen und sich für Demokratie und Menschenrechte stark machen. Wir bitten dich für alle, die als politisch Gefangene inhaftiert sind oder gefoltert werden.

 

Christus, unser Friede, wir bitten Dich erhöre uns.

 

Wir bitten Dich für die Kirchen, die Christinnen und Christen in Belarus und in Russland, dass sie Einfluss nehmen auf die politisch Verantwortlichen in ihren Ländern und dass sie wissen, dass wir mit ihnen im Gebet um den Frieden und im Glauben an Gottes Frieden verbunden sind.

 

Christus, unser Friede, wir bitten Dich erhöre uns.

 

Wir bitten Dich auch für uns, für die älteren Menschen unter uns, die noch schlimme Bilder von eigenen Kriegserfahrungen in sich tragen. Wir beten für die Kinder und Jugendlichen, die Angst haben vor dem, was in Zukunft auf sie und uns alle zukommen wird. Dein Friede leite uns in unserem Denken und Handeln. Lass uns darauf vertrauen, dass nichts uns von Deiner Liebe zu trennen vermag, dass Du immer für uns da bist und dass Du unsere Füße richtest auf den Weg des Friedens.

 

So beten wir gemeinsam mit Deinen Worten:

 

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.

 

Dein Reich komme, dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.

 

Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

 

Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

 

Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.

 

Amen

 

 

„Es kommt auf uns an“

Es ist Krieg in Europa. Aber kein Land, auch kein Volk sei über das andere hergefallen, so Präses Annette Kurschus. „Die verlogene und machtgierige Regierung des einen Landes hat mit blanker Gewalt und gegen alles Recht ihren Soldaten befohlen, ein anderes Land zu überfallen.“

 

Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland zählte zu den Rednerinnen und Rednern bei der zentralen Friedensdemonstration, zu der am Sonntag viele tausend Menschen zur Siegessäule an der Berliner ‚Straße des 17. Juni‘ gekommen waren, um ihre Solidarität und ihr Mitgefühl mit den Menschen in der Ukraine zu bekunden. Sie forderten die russische Regierung auf, umgehend alle Angriffe auf das Land einzustellen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

 

Für die Kirchen in Deutschland und für die Partnerkirchen in den Staaten Osteuropas stellte die EKD-Ratsvorsitzende klar, man werde laut widersprechen, „wo Gott und der Glaube in diesem üblen Spiel autokratischer Machtlust dienstbar gemacht werden.“ Das Blut, das im Krieg vergossen werde, schreie zum Himmel, so Kurschus. „Gott hört den Schrei, das glaube ich gewiss. Und: Gott hört auch die Stimmen des Friedens.“

 

Von jedem und jeder seien jetzt Taten gefragt, appellierte Annette Kurschus an die Teilnehmenden der Friedenskundgebung und alle Menschen darüber hinaus. „Es kommt auf uns an, die Worte zu wägen, Unrecht beim Namen zu nennen - und doch nicht zu hassen.“ Sie forderte zudem Solidarität mit den leidenden Menschen in der Ukraine ein, aber auch Achtung für diejenigen, die sich in Russland gegen den Krieg stellten. Und schließlich: „Es kommt auf uns an, den Menschen, die flüchten, zu helfen, ihnen Wege zu öffnen, damit sie ihr Leben retten können, und sie aufzunehmen.“

 

 

Die Rede von Präses Annette Kurschus bei der Friedenskundgebung in Berlin am 27. Februar im Wortlaut finden Sie HIER zum Download!

 

 

Spendenaufruf der Diakonie Katastrophenhilfe

 

Mit großer Bestürzung und Trauer verfolgen wir die Nachrichten, die uns aus der Ukraine erreichen. Den Preis für diesen Krieg werden die Menschen zahlen, die jetzt unverschuldet ihre Sicherheit und ihr Zuhause verlieren. Wir sind bei Ihnen mit unserer Fürbitte, unseren Gedanken. Dieser Krieg herrscht nicht nur im Osten der Ukraine, sondern auch in den bislang friedlichen Regionen des Landes. Massive Fluchtbewegungen in sichere Teile des Landes und die Nachbarländer werden die Folge sein.

 

Die Diakonie Katastrophenhilfe will den Menschen in den betroffenen Regionen mithilfe lokaler Partnerorganisationen schnell und mit aller Kraft beistehen und bittet dafür um Ihre Spenden und Kollekten.

 

Ihre Spende hilft

Evangelische Bank
IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02
Spendenstichwort: Ukraine Krise