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Der Friedhof – ein Ort der Begegnung

30.4.2025

Neben dem „mobilen Friedhofscafé“ steht auch eine Räumlichkeit auf dem Freidhof zur Verfügung, wo alle 14 Tage den Winter über das Friedhofcafé angeboten wird (Foto: Damschen)
Neben dem „mobilen Friedhofscafé“ steht auch eine Räumlichkeit auf dem Freidhof zur Verfügung, wo alle 14 Tage den Winter über das Friedhofcafé angeboten wird (Foto: Damschen)

Von Hartmut Damschen

 

PLETTENBERG + „Ich lade Sie zu einem Becher Kaffee ein. Wollen wir uns dazu auf die Bank setzen?“ So oder auch ganz anders beginnt ‚GemeindeSchwester‘ Claudia Enders wohl das Gespräch mit am Grab trauernden Angehörigen auf dem Plettenberger Friedhof am Hirtenböhl. Auf einem Friedhof? Ganz ungewöhnlich! Wirklich?

 

Ein Friedhof ist ein Ort der Trauer und dort ist man mit seinen schweren Gedanken allein. Will man das auch wirklich – allein sein?

 

Claudia Enders erzählte: „Im Zuge meiner diakonisch-theologischen Weiterbildung ist mir die Idee des Friedhofcafés gekommen.“ Sie startete vor einem Jahr den Versuch, mit diesem Projekt auf dem Hirtenböhl-Friedhof mit trauernden Angehörigen ins Gespräch zu kommen. Sie schnappte sich einen aus irgendeiner Aktion übriggebliebenen Zeitungsroller und funktionierte ihn um. Eine Bekannte versah die Deckklappe des Kärrchens mit der Aufschrift „Mobiles Friedhofscafé“ und „Ev. Kirchengemeinde Plettenberg“. Darunter verstaute die GemeindeSchwester einen Kasten mit einer Kanne Kaffee, Bechern und einigen Plätzchen und los ging es.

‚GemeindeSchwester‘ Claudia Enders im Gespräch mit Wim Nagel. Dazu eine Tasse Kaffee und das auf dem Plettenberger Friedhof am Hirtenböhl. Das ist das erfolgreiche Konzept des Friedhofcafés (Foto: Damschen)
‚GemeindeSchwester‘ Claudia Enders im Gespräch mit Wim Nagel. Dazu eine Tasse Kaffee und das auf dem Plettenberger Friedhof am Hirtenböhl. Das ist das erfolgreiche Konzept des Friedhofcafés (Foto: Damschen)

Es dauerte nicht lange, bis sie Kontakte mit Hinterbliebenen bekam, wobei ein aufmunternder Kaffee recht hilfreich war. Zuhören und einfach nur da sein. Große Worte sind da fehl am Platz, dafür aber jede Menge Verständnis und Mitgefühl. „Das ist meine Aufgabe und ich habe das Gefühl einer Erfüllung, so meinen Mitmenschen etwas Halt und Hilfe zu sein.“

 

So verging der Sommer und der kühle Herbst kam. Gespräche bei Wind und Wetter wurden seltener. Claudia Enders traf, wie so oft, Kirsten Himmelmann, Betriebsleiterin von der Grabpflege Sauerland GmbH. Die hatte die Idee, doch in den Abschiedsraum neben der Trauerhalle auszuweichen. So traf sich von da an, mit der Friedhofsverwaltung abgestimmt, eine kleine Gruppe alle 14 Tage den Winter über in dem Raum. Aus den Plätzchen wurden von der GemeindeSchwester selbstgebackene Kuchen, die Becher wichen ordentlichen Tassen mit Untertassen, Tellern und Besteck. Nur der Kaffee blieb der gleiche. Die Gruppe wuchs ständig an. Der Organist und ehemalige Lehrer Friedrich Gohmann hörte davon und trägt nun mit seinen auf einem Keyboard gespielten Liedern zu einem besinnlichen und manchmal auch fröhlicher verlaufendem Miteinander bei. Lachen ist nicht verboten.

Die Resonanz zeigt, dass der Versuch Bestand hat und aus einem Friedhof ein Ort der Begegnung werden kann.

 

Bei dem jetzt offeneren Wetter ist erst einmal übergangsweise ein Treffen im Monat geplant und Claudia Enders wird wieder mit ihrem ehemaligen Zeitungsroller über den Friedhof ziehen und neue Kontakte knüpfen.

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