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Gemeindeschwester oder GemeindeSchwester?
5.5.2025

Von Hartmut Damschen
PLETTENBERG + Früher, in den 50-er Jahren, waren sie öfter in ihrer schwarzen Tracht und ihren Hauben anzutreffen. Es waren die Gemeindeschwestern, die per Pedes oder, was auch nicht ungewöhnlich war, die damals auf dem Rad zu den Menschen eilten. Was war ihre Aufgabe? Zu wem mussten sie so schnell? Damals, das war meine Schulzeit in Dortmund. Dortmund war noch die graue Industriestadt mit den vielen Zechen und den Stahlwerken, zum Beispiel der Dortmund-Hörder-Hüttenunion. Es war die Zeit, wo die Fensterbänke immer schwarz waren und noch viele Menschen als Kriegsversehrte an den Spätfolgen ihrer Verletzungen litten. Nicht alle Familien hatten, obgleich die Wirtschaft boomte, ein genügendes Auskommen. Da tat menschliche Hilfe und vielfach auch Pflege Not. Genau diese Menschen waren die Zielgruppe der Gemeindeschwestern. Doch das änderte sich.
Die Gesellschaft war einem Wandel unterworfen und ebenso die Bedürfnisse. Es entstanden die Pflegedienste, die viele der damaligen Aufgaben übernahmen. Die Gemeindeschwester verschwand mit den 70ern immer weiter aus dem sozialen Leben.
Doch heute gibt es die Gemeindeschwester Plus, die Gemeindeschwester 2.0 oder, wie jetzt in Plettenberg, die GemeindeSchwester. Stand damals die Pflege im Vordergrund, hat sich die Tätigkeit einer Gemeindeschwester von heute grundlegend gewandelt.

Sabine Hollweg, seit Mai 2022, und Claudia Enders, seit dem 1. September 2023 in Ausbildung, gehören zum Team der Ev. Kirchengemeinde Plettenberg. Die Ausbildungszeit beträgt 3 Jahre. Sie haben nicht die Aufgabe der Pflege von Menschen, wohl aber geht es um die Kontaktpflege zwischen Kirche und dem Gemeindemitglied. Sie sollen die Familien im Glauben begleiten, den Kontakt zur Gemeinde halten und Menschen in Not helfen.
Sabine Hollweg wird den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Konfirmanden legen, während sich Claudia Enders verstärkt um die Seniorenarbeit der Gemeinde kümmern wird.
Auf der Internetseite des Diakonissenmutterhauses ‚Diakoniewerk Ruhr Witten‘ heißt es: „Um Kirchengemeinden bei der Erfüllung der diakonischen Gemeindearbeit zu unterstützen, hat das Diakonissenmutterhaus das Projekt »Ausbildung zur GemeindeSchwester« entwickelt. Die GemeindeSchwester soll im Rahmen von »Diakonie vor Ort« für Menschen im Bereich einer Kirchengemeinde eine Vertrauensperson, Vernetzungsfachkraft und vor allem Gemeindevertreterin sein, die aus christlichem Handeln heraus Unterstützung in unterschiedlichen Lebenssituationen anbieten und gemeinwesenorientierte Bezüge herstellen kann.“
Daraus ergibt sich ein breites Spektrum an Aufgaben, das von Gemeinde zu Gemeinde differieren kann. Doch über allem steht der Begriff „Diakonie“. Er kommt aus dem Griechischen und bedeutet Dienst. Also steht die heutige Diakonie für den Dienst am Menschen im übertragenen, kirchlichen Sinne.
Einige der Gemeindeschwestern von damals waren einst wegen der vielen Einsatzstellen mit einem Fahrrad unterwegs. Sabine Hollweg und Claudia Enders besitzen zwar auch jeweils ein Fahrrad, doch wird dieses wohl nur bei besonders sich bietenden Gelegenheiten für ihre Besuche genutzt werden. Die Beiden ließen sich aber gerne und mit Vergnügen zum Vergleich von einst und jetzt ablichten.