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"Lema`ancha. Lasst die Wüste blühen"

8.5.2025

Redner Wiljo Beerens (rechts) mit Rainer Kopatz, dem 1. Vorsitzender des Presbyteriums und Rosi Dicke von ‚Freunde Israels Lüdenscheid‘ (Foto: Kannenberg)
Redner Wiljo Beerens (rechts) mit Rainer Kopatz, dem 1. Vorsitzender des Presbyteriums und Rosi Dicke von ‚Freunde Israels Lüdenscheid‘ (Foto: Kannenberg)

Von Iris Kannenberg

 

LÜDENSCHEID/BRÜGGE + Unter dem Motto „Lema`ancha. Lasst die Wüste blühen – Volontäre für Israel Promotion-Tour“ waren am die Niederländer Wiljo und Annie Beerens zu Gast in der Evangelischen Kirchengemeinde Brügge-Lösenbach in Lüdenscheid. Die Station in der Bergstadt markierte den Beginn einer Tour quer durch Deutschland und der Schweiz mit dem Ziel, Erntehelfer für Israel und seine dortigen Bauern zu gewinnen. Den Abend eröffneten Rainer Kopatz als 1. Vorsitzender des Presbyteriums der Kirchengemeinde sowie Rosie Dicke (Freunde Israels Lüdenscheid), die gerade gemeinsam mit ihrem Mann Hennig von einem zweiwöchigen Arbeitseinsatz in Nitzana zurückgekommen war. Jeweils mit einer kurzen Einführung in das Thema. Die musikalische Gestaltung des Abends übernahmen Birte Lindtstädt und Jens Bretschneider, die ebenfalls an Ernte-Einsätzen in Nitzana und dem Neuaufbau der zerstörten Kibbuzim an der Grenze zu Gaza teilgenommen hatten.

 

Lema‘ancha ist Hebräisch und bedeutet so viel wie „Segen des Vaters durch euch – für sie“. Die Stiftung wurde als Reaktion auf den Anschlag vom 7. Oktober 2023 gegründet mit dem Ziel, Israel zu unterstützen und vor Ort aktiv zu helfen. Viele Landwirte in Israel verloren nach dem Überfall ihr Personal, wodurch Ernten nicht eingebracht werden können und die Bauern vom Bankrott bedroht sind. Lema‘ancha stellt bedürftigen Landwirten freiwillige Erntehelfer zur Verfügung. Damit wollen die Initiatoren als gläubige Christen in einer für Israel sehr schwierigen Zeit, dem Volk Gottes Hoffnung und Ermutigung bringen.

 

Wiljo Beerens berichtete anschaulich, wie er voller Entsetzen die Berichte über den Terroranschlag durch die Hamas in den Medien verfolgte. Auch seine Frau fühlte sich getroffen. Sie berichtete: „Ich war bereits vorher merkwürdig niedergeschlagen und unruhig und konnte kaum schlafen. Als dann die Nachricht von dem Anschlag kam, war uns beiden sofort klar, dass wir helfen, uns ein Bild von dem Ausmaß des Terrors vor Ort machen wollten.“ Trotz der Bedenken von Freunden und Familie waren die Beerens entschlossen und niemand konnte sie umstimmen: Wiljo buchte kurze Zeit später einen Flug nach Israel und kam in einem Land an, das sich im Ausnahmezustand befand. Traumatisiert, teilweise völlig zerstört, über 1400 zu beklagende Tote und dazu die Geiseln, gleichzeitige Angriffe von Terroristen aus quasi allen vier Himmelrichtungen, Bomben und Kämpfe an den Grenzen. Alles passierte zeitgleich. Israel befand sich von einem Moment auf den anderen in einem Alptraum, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. Eine sofortige Mobilmachung erfolgte. Man versuchte zudem, sich möglichst schnell ein Bild des Ausmaßes des Schadens zu machen. Das Ergebnis war kaum ertragbar. Als Folge des Terrors standen auch israelische Landwirte vor einer beispiellosen Herausforderung. Viele verloren ihr Personal, das entweder getötet worden war oder zur Armee eingezogen wurde, so dass ihre Ernten nicht eingeholt werden konnten und sie vom Bankrott bedroht waren. Ohne Hilfe würden viele von ihnen ihr Lebenswerk verlieren und die Lebensmittelversorgung in Israel wäre generell gefährdet.

 

Das Ehepaar Beerens wollte helfen. Gerade in der Gründungsphase von Lema`ancha wurden ihnen folgende Bibelverse wichtig, die ihr Engagement zu bestätigen schienen: „Fremde werden hintreten und eure Herden weiden, und Ausländer werden eure Ackerleute und Weingärtner sein.“ (Jesaja 61:5) sowie „Und dein Volk, sie alle werden Gerechte sein; sie werden das Land ewiglich besitzen – ein Spross meiner Pflanzung, das Werk meiner Hände, zu meiner Verherrlichung.“ (Jesaja 60:21)

Was als Pioniermission mit zwanzig Freiwilligen begann, hat sich inzwischen zu einer etablierten Organisation entwickelt. Die Stiftung Lema’ancha hat sich fest in Pitchat Nitzana im Südwesten der Negev-Wüste verwurzelt. Überall gingen und gehen dafür in Israel Türen auf. Gott ist offensichtlich am Werk.

 

Wiljo und Annie sehen die Gründung der Stiftung und ihr Engagement als christliche Verpflichtung: „Wer sollte jetzt mehr gerufen sein als wir Christen, die Israel so viel zu verdanken haben. Die Bibel, Jesus selbst und alle Apostel, unser Heil und unsere Rettung durch den Juden Jesus Christus, unseren Herrn. Wir können uns nicht als getrennt betrachten. Israel ist laut des Apostel Paulus die Wurzel und der Stamm, wir die Zweige. Gemeinsam sind wir das Volk Gottes, das zusammengehört, gerade in solch schlimmen Zeiten.“

 

Die Arbeit der Stiftung ist erfolgreich. Seit 2023 wurden enge Beziehungen zur lokalen Regierung, dem Landwirtschaftszentrum und vielen Landwirten in der Region aufgebaut. Die Gründung einer offiziellen israelischen Stiftung (Amuta) steht kurz vor dem Abschluss. Mehrere tausend Christen aller Denominationen und europäischen Ländern gingen bereits mit Lema`ancha nach Israel, um dort vor allem in Nitzana die Ernten einzubringen. Wiljo Beerens berichtet: „Wir sind sehr dankbar für den Zuspruch und den persönlichen Einsatz so vieler christlicher Schwestern und Brüder. Natürlich haben wir in dieser Zeit mit dem ganzen Projekt viele spannende Erfahrungen gemacht, die wir offensiv einsetzen, um für die Menschen vor Ort und die Helfer eine friedvolle und gesegnete Atmosphäre zu schaffen. Wir entwickeln uns kontinuierlich weiter und prüfen neue Möglichkeiten für die nahe Zukunft. Dazu gehört die Anpassung der Arbeitszeiten für einen effizienteren Einsatz und eine dauerhafte Besetzung. Unser Ziel ist es, ständig 35 Freiwillige in Nitzana zu haben. Wir wollen zudem den lokalen Tourismus und die Förderung landwirtschaftlicher Produkte unterstützen und die Zusammenarbeit mit der lokalen Gemeinschaft vertiefen.

 

Dieses Projekt dreht sich nicht nur um körperliche Arbeit – es geht um Einheit. Ein Teil unserer Mission ist es, Christen aus verschiedenen Hintergründen und Altersgruppen zusammenzubringen und eine Verbindung zwischen dem jüdischen Volk und Gläubigen aus den Nationen zu schaffen. Wir sind davon überzeugt, dass das letzte Gebet Jesu, wie in Johannes 17,20–21 beschrieben, seiner Erfüllung immer näherkommt: „Ich bitte aber nicht nur für sie (die Juden), sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden (die Gläubigen aus den Nationen), damit sie alle eins seien, wie Du, Vater, in mir bist und ich in Dir, damit auch sie in Uns eins seien, damit die Welt glaube, dass Du mich gesandt hast.“

 

Mit unserer Promotiontour möchten wir daher Menschen aus den Niederlanden, Belgien, Deutschland und darüber hinaus aufrufen, gemeinsam mit uns an dieser wunderbaren Mission zu arbeiten. Mach mit, bring dich in dieses Projekt ein und erlebe die Kraft echter Einheit! Deine Hilfe kann buchstäblich den Unterschied machen.

 

Wenn du dich als Freiwilliger engagierst, hilfst du nicht nur den Landwirten, sondern trägst auch zur Zukunft Israels bei. Du wirst Teil von etwas Größerem: der Erfüllung der Prophezeiung, dass die Wüste blühen wird!“

Wiljo Beerens teilte sein Herz mit den Anwesenden. Mitreißend und überzeugend. Er zeigte zudem Bilder und Videos aus Nitzana, in denen sich der eine oder andere Besucher des Abends wiedererkannte. Auch Statements von den betroffenen Landwirten waren dabei. Sie alle sind begeistert und stark berührt von dem unerwarteten Engagement der vielen christlichen Erntehelfer aus Europa. Das hilft nicht nur, die Ernten zu retten und Israel vor Not zu bewahren, sondern öffnet auch Herzenstüren. Freundschaften entstehen, die immer wieder auch zu einem tiefen geistlichen Austausch führen. Gott hat nie aufgehört, sein Volk Israel zu lieben. Trotz oder gerade wegen der vielen, vielen Schicksalsschläge und grausamen Verfolgungen, die die Juden ertragen mussten und immer noch ertragen müssen. ER ist an ihrer Seite. Spürbar. Erkennbar für den, der genau hinschaut. Es passieren täglich Wunder. Lema áncha ist eines davon.

Wer sich angesprochen fühlt: Eine Woche in Nitzana kostet pro Person mit Unterkunft und Verpflegung 250 Euro. Den Flug muss man selbst buchen, den Transfer vom Flughafen nach Nitzana übernimmt die Stiftung. Fünf Tage wird gearbeitet, jeweils fünf Stunden pro Tag. Zwei Tage sind frei für den Shabbat, Gemeinschaft und gemeinsame Touren, in denen man Land und Leute kennenlernen kann. Alle Informationen erhält man über die Webseite der Stiftung: https://www.lema-ancha.com/de/

Bildimpressionen vom der Veranstaltung (alle Fotos: Kannenberg)

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