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Himmelspost

16.5.2025

Kirsten Himmelmann und GemeindeSchwester Claudia Enders (r.) haben auf dem evangelischen Teil des Hirtenböhl-Friedhofes einen Briefkasten für ‚Himmelspost‘ eingerichtet (Foto: Damschen)
Kirsten Himmelmann und GemeindeSchwester Claudia Enders (r.) haben auf dem evangelischen Teil des Hirtenböhl-Friedhofes einen Briefkasten für ‚Himmelspost‘ eingerichtet (Foto: Damschen)

Von Hartmut Damschen

 

PLETTENBERG + Wer in diesen Tagen über den evangelischen Teil des Hirtenböhl-Friedhofes geht, kann eine außergewöhnliche Entdeckung machen. Seit einigen Wochen hängt dort ein Briefkasten. Nein, es ist nicht der Briefkasten der Friedhofsverwaltung. Aber wer wirft dort seine Post ein? An wen ist sie adressiert? Wer leert ihn? Wer hat ihn dort aufgehängt und was soll damit bezweckt werden?

 

Im Leben sammelt sich schon mal etwas an, was aufgearbeitet und erledigt werden sollte. Aber vieles bleibt unerledigt auf der Strecke, aus Bequemlichkeit oder Schusseligkeit. Irgendwann holen einen aber diese unerledigten Dinge ein. Vielleicht in einer schlaflosen Nacht. Sie lassen nicht mehr los. Was hilft? Vielleicht es für den nächsten Tag zur Erledigung aufzuschreiben. Der Kopf ist dann frei und dem Schlaf steht dann nichts mehr im Wege.

 

Doch manche Dinge bleiben dennoch unerledigt und im Leben unausgesprochen, die, wenn es zu spät ist, dann aber dem Betreffenden auf der Seele liegen. Die Gedanken daran tauchen immer wieder auf und lassen einen nicht zur Ruhe kommen. Diese Gedanken müssen nicht auf schlechten Erinnerungen basieren. Es können auch bis zum Tod eines Menschen unausgesprochene Worte sein, die längst hätten gesagt sein müssen, um eine bestehende Beziehung, die ohne viel Worte funktioniert, auch aufzuwerten. Oder, was in Corona-Zeiten nicht immer möglich war, nachträglich Abschied zu nehmen. Oder eine einstmals funktionierende Verbindung, die eingeschlafen war, nicht ohne Worte und Erinnerungen an andere Zeiten abrupt beendet zu sehen. Oder ein Auseinanderleben durch Nichtigkeiten nachträglich zurechtzurücken. Oder einfach nochmal seine Liebe zum Verstorbenen und die Verbundenheit mit ihm zu unterstreichen.

 

Im Nachhinein unmöglich? Aus christlicher Sicht helfen hier Gebete. Für Menschen, die auf der Suche nach einer weiteren Möglichkeit sind, haben Kirsten Himmelmann, Betriebsleiterin von der Grabpflege Sauerland GmbH und GemeindeSchwester Claudia Enders von der Ev. Kirchengemeinde Plettenberg ein Angebot geschaffen. Die Idee kam Himmelmann beim Studium einer Fachzeitschrift. Gemeinsam nahmen sie diese Idee auf und setzten sie in die Tat um.

 

Vielleicht hat sich manch ein Besucher auf dem evangelischen Teil des Hirtenböhl-Friedhofs im Bereich der Baumbestattungen über einen Briefkasten, der an einem Baum angebracht ist, gewundert. Das haben sich die beiden Damen dazu überlegt:

Wem es nicht mehr gelungen ist, sich mit dem Verstorbenen etwas von der Seele zu reden, kann sich das nun von der Seele schreiben und den Brief in den Briefkasten einwerfen, der regelmäßig geleert wird. Die Briefe werden ungeöffnet anschließend an einem stillen Ort des Evangelischen Friedhofs der Erde übergeben. Himmelmann und Enders haben ihrem Projekt den Namen „Himmelspost“ gegeben. Claudia Enders ergänzte: „Der im Moment noch schmucklose Briefkasten wird in Kürze optisch aufgewertet und wird dann auch eher ins Auge fallen.“ Eine schöne Idee, symbolhaft und nachvollziehbar, die nun auf ihre Akzeptanz wartet.

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