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Letzter Monatsschlussgottesdienst mit Bärbel Wilde

25.6.2025

Am 28. Juni wird der Monatsschlussgottesdienste in der Lüdenscheider Christuskirche zum letzten Mal unter der Leitung und Organisation von Bärbel Wilde stattfinden (Foto: Görlitzer)
Am 28. Juni wird der Monatsschlussgottesdienste in der Lüdenscheider Christuskirche zum letzten Mal unter der Leitung und Organisation von Bärbel Wilde stattfinden (Foto: Görlitzer)

Von Bettina Görlitzer

 

LÜDENSCHEID + Besondere Gottesdienste, oft auch in den Abendstunden, bereichern inzwischen in vielen evangelischen Gemeinden das Angebot und bieten Christen noch einmal eine ganz andere Möglichkeit für eine Auszeit im stressigen Alltag. In Lüdenscheid war Bärbel Wilde eine Pionierin, als sie im April 1994 zum ersten Mal zu einem Monatsschlussgottesdienst in die Christuskirche eingeladen hatte, damals noch an einem Freitag um 19.19 Uhr. Rund anderthalb Jahres später wurde der Termin auf den letzten Samstag des Monats gelegt, jeweils ab 17 Uhr. Um diese Zeit finden die Monatsschlussgottesdienste in der Lüdenscheider Christuskirche bis heute statt, aber am 28. Juni zum letzten Mal unter der Leitung und Organisation von Bärbel Wilde. Nach mehr als 30 Jahren ist es an der Zeit, dass andere das übernehmen, findet die 74-Jährige. Immerhin ist sie bereits seit mehr als 16 Jahren im Ruhestand – sie hatte sich seinerzeit vorzeitig dafür entschieden, um Platz für den Nachwuchs zu machen. „Damals gab es noch genug Pfarrer“, blickt sie zurück.

 

Das galt auch für die 1990er-Jahre als sie mit der Idee der Monatsschlussgottesdienste zunächst ein Alleinstellungsmerkmal für die Christuskirchengemeinde schuf. Anfangs war noch die Gruppe „Treffpunkt Kreuz“, ein lockerer Zusammenschluss von damals jungen Lüdenscheider Seelsorgern, beteiligt. Die Gottesdienste am Abend mit viel Musik waren ein ganz anderes Angebot als die traditionellen Gottesdienste am Sonntagvormittag. Die jungen Pfarrer sahen eine Chance für die Gemeinde – und „die Kirche war voll“, erzählt Bärbel Wilde. Das änderte sich auch nicht, als die Termine 1995 auf den Samstag gelegt wurden, parallel zu den Vorabendmessen der Katholiken, und die Pfarrerin allein die Organisation übernahm. Bis heute gehören die Monatsschlussgottesdienste zu den am besten besuchten Gottesdiensten in der Gemeinde. Je nachdem, wer die musikalische Gestaltung übernimmt, kämen sogar mehr Besucher als am Heiligen Abend, schätzt die Pfarrerin.

Die Gruppe Voices for Christe gestaltete den Monatsschlussgottesdienst im April und war über die vielen Jahre ‚Stammgast‘ des Monatsschlussgottesdienstes in die Christuskirche (Foto: Wilde)
Die Gruppe Voices for Christe gestaltete den Monatsschlussgottesdienst im April und war über die vielen Jahre ‚Stammgast‘ des Monatsschlussgottesdienstes in die Christuskirche (Foto: Wilde)

Im Lauf der 30 Jahre waren in diesem Rahmen zahlreiche Chöre und Musikgruppen aus Lüdenscheid in der Christuskirche zu Gast, viele wurden zu Stammgästen, wie zum Beispiel der Lüdenscheider Männerchor oder die Gruppe Voices for Christ (ehemals „Wir singen für Jesus“-Chor), die beide in diesem Jahr noch einmal zum Abschied von Bärbel Wilde dabei waren, ebenso wie das Sängerquartett Frohsinn. Als besonderes Geschenk durfte sich die Pfarrerin für diese drei Gottesdienste Lieder wünschen. Überhaupt hat es immer wieder besondere Momente für Bärbel Wilde gegeben, zum Beispiel zum 25-jährigen Jubiläum der Monatsschlussgottesdienste, als sie realisierte, welch eine Tradition aus ihrer Idee entstanden ist.

 

Auch der Gospelchor Heaven’s Gate, der Frauenchor Cantabile oder der Kirchenchor der katholischen Gemeinde Maria Königin haben Gottesdienste in der Christuskirche gestaltet. Viele Chöre und Gruppen, die in diesem Rahmen gesungen haben, gibt es inzwischen schon gar nicht mehr. Dazu zählt zum Beispiel der stimmgewaltige Medarduschor, dessen Auftritte ebenfalls zu besonderen Ereignissen wurden. Aber nicht nur Chöre standen bei den Monatsschlussgottesdiensten im Mittelpunkt. Immer wieder waren Rolf Moos mit dem Alphorn oder auch Burkhard Waimann mit der Klarinette zu Gast. Mit dem Auftritt von Siegfried Fietz und seinem Sohn Oliver, die im März Lieder mit Texten von Dietrich-Bonhoeffer-Texten präsentierten, erfüllte sich Bärbel Wilde zum Abschluss noch einmal einen Herzenswunsch. Der allerletzte Gottesdienst gestaltete am 28. Juni der Oratorienchor unter der Leitung von Johannes Köstlin. Leo Voos wird an der Orgel sitzen. Wie so oft wird Ute Leitner die Lesungen übernehmen und Bärbel Wilde selbst die Andacht.

Vom Balkon ihrer Wohnung in Lüdenscheid blickt Bärbel Wilde direkt auf die Christuskirche, wo sie jahrzehntelang Pfarrerin war und bis jetzt die Monatsschlussgottesdienste gestaltete (Foto: Görlitzer)
Vom Balkon ihrer Wohnung in Lüdenscheid blickt Bärbel Wilde direkt auf die Christuskirche, wo sie jahrzehntelang Pfarrerin war und bis jetzt die Monatsschlussgottesdienste gestaltete (Foto: Görlitzer)

Traditionelle Predigten habe es nur in den ersten Monatsschlussgottesdiensten gegeben, erinnert sie sich. Schnell sei man dazu übergegangen, die Musik in den Mittelpunkt zu rücken und aus dem Termin am Abend einen richtigen Konzertgottesdienst zu machen. Aber gerade das wurde für die Pfarrerin zu einer besonderen Herausforderung: „Ich habe immer versucht, die Andacht auf die Lieder abzustimmen.“ Die passenden biblischen Textstellen zu finden, sei nicht immer leicht gewesen und sie habe sich oft gefragt, „ob es mir gelingen wird, alles zusammenzufügen.“ Aber sie habe dann doch jedes Mal eine Inspiration bekommen. Das wesentliche Merkmal sind inzwischen die vergleichsweise kurzen Textpassagen zwischen den Liedern. „Ich glaube, dass das die Aufmerksamkeit der Zuhörer erhöht“, sagt Bärbel Wilde. Nicht selten wurde sie selbst durch die Musik besonders berührt, sagt sie und bekommt ein Lächeln im Gesicht.

 

Aber auch, wenn mit den Monatsschlussgottesdiensten jetzt Schluss sein soll - aus dem Unruhestand in den endgültigen Ruhestand verabschiedet sich Bärbel Wilde trotzdem noch nicht. Die Reihe der Sommerpredigten in der Christuskirche organisiert sie weiterhin. Ebenso begleitet sie regelmäßig das Frauenfrühstück und die Frauen in der Gemeinde sowie den Gebetskreis. Nach einer Sommerpause geht es auch mit den Monatsschlussgottesdiensten weiter, dann mit einem neuen Team in der Leitung.

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