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Zwei Orgeln
11.11.2025

Von Hartmut Damschen
PLETTENBERG + Auch zur diesjährigen Plettenberger Woche war wieder viel los, obgleich sie wegen der begrenzten Mittel der Stadt zur Kleinen PleWo degradiert wurde. Fassanstich durch den Bürgermeister am Samstagabend, Konzert unter dem Stephansdachstuhl, Kirmes, Buden, Zauberschau, das Feuerrote Spielmobil, Leckeres zum Naschen und Herzhaftes gegen den Hunger und, und…
Zusätzlich informierte die Feuerwehr vor dem Jugendzentrum und rund um die Christuskirche tat sich ebenfalls einiges. Das Heimathaus hatte für seine Sonderausstellung von Dr. Ludwig Erbeling über den Marienkäfer und seine Dauerausstellung zur Stadtgeschichte und Industrieentwicklung geöffnet und im Stipendiatenhaus begleitete der diesjährige Stipendiat Fabian Widukind Penzkofer interessierte Kinder beim Malen von Bildern. Dazu waren einige Exponate seiner Werke sowie aus der ständigen Holthaus-Ausstellung, wie die Vertreibung, ebenfalls dort zu sehen.
Die Ev. Kirchengemeinde Plettenberg hatte sich gleichfalls etwas einfallen lassen, um die Spendenaktion zum Erhalt der beiden Flankentürmchen (wir berichteten) der Christuskirche anzukurbeln.
Eine Kirche – zwei Orgeln
Am Samstag gab es aus diesem Grunde ein spezielles Konzert in der Christuskirche. In der Ankündigung stand zu lesen:
Eine Kirche - zwei Orgeln! Jannick Rosner spielt improvisierte Stücke an der Orgel der Christuskirche ergänzt durchdigitale Klänge der Orgel der Philharmonie in Haarlem, Niederlande.
Um etwas gelungen zu improvisieren, muss man genügend Kreativität besitzen. Um musikalisch etwas gekonnt zu improvisieren, muss Gefühl für musikalische Abläufe und Zusammenhänge vorhanden sein. Dabei kann ein Grundthema sich in Variationen durch das Musikstück ziehen oder die Töne beim Spielen erdacht werden. Nur passen müssen sie in den Ablauf und sollten sich harmonisch integrieren.
Vor diesem Hintergrund hatte Jannick Rosner, Ehemann von Pfarrerin Christine Rosner, am Samstagnachmittag ein einstündiges Konzert gänzlich ohne Noten an der Orgel der Christuskirche vorbereitet. Als wenn das nicht schon für sich selbst anspruchsvoll genug gewesen wäre, hatte er noch darüber hinaus eine zweite Orgel zu bedienen. Wie bereits angekündigt, waren es die Töne der Orgel der Philharmonie in Haarlem, die Rosner in das Konzert einbrachte. Die Töne der einzelnen Orgelpfeifen wurden auf einem Speichermedium konserviert und konnten, so es jetzt am Samstag geschah, wie im Original über ein Midi-Keyboard und eine Verstärkeranlage erklingen. Die Haarlemer Orgel wurde von dem berühmten französischen Orgelbauer Arestide Cavaillé–Coll im 19. Jahrhundert gebaut. Seine Orgeln sollen einen besonders weichen, angenehmen Klang besitzen. Dieses konnte Rosner eindrucksvoll den zahlreichen Gästen beweisen. Mal mit den Tönen der Haarlemer Orgel, mal mit der Orgel der Christuskirche und mal die eine Orgel auf der anderen begleitend und stets fein miteinander harmonierend, brachte Rosner seine Improvisationen zu Gehör. Die meisten Themen nahm er von Liedern aus dem Ev. Gesangbuch und baute seine Improvisationen um diese Liedstücke.
Es war beeindruckend, wie die Töne die Christuskirche erfüllten, raum- und auch den Zuhörer ergreifend. Es war ein Klangerlebnis besonderer Art, ein Orgelkonzert, wie es in dieser Kirche bisher noch nicht zu hören war.
Ein dankbares Publikum, das am Ende nicht mit Applaus und an Spendenbereitschaft für die Renovierung der Flankentürmchen sparte, war Rosner sicher.
Kirche 1:1-Bank
Der Sonntag stand bei der Ev. Kirchengemeinde Plettenberg im Zeichen der Begegnung. Gleich gegenüber dem Heimathaus hatten einige Damen und Herren der Gemeinde vor dem Eingangsportal der Christuskirche ein Straßencafé aufgebaut.
Hier konnten Gäste mit beispielsweise Pfarrerin Christine Rosner oder Gemeindereferent Johannes Westhoff bei einer Tasse Kaffee und einem leckeren Stück von den gespendeten Torten ins Gespräch kommen, vielleicht Neues erfahren oder Informationen weitergeben. Speziell auf der dafür gedachten „Kirche 1:1-Bank“ nahmen im Laufe des Nachmittags viele Besucher Platz. Spenden zur Rettung der Flankentürmchen waren höchst willkommen.
Kirchenführungen
Parallel zu dem Straßencafé wurden die beliebten Kirchenführungen angeboten. Renate Chowanetz, zertifizierte Plettenberger Kirchenführerin, freute sich, dass ihr Angebot so gut angenommen wurde. Verschmitzt lächelnd meinte sie nach einer Führung: „Das war ein anspruchsvoller Besucher, der vieles bis ins Detail wissen wollte. Das passiert nicht oft, war für mich aber daher besonders erfreulich.“ Es war eine der Führungen, bei der sie ihr ganz spezielles Fachwissen anwenden konnte.



