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Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg nimmt Zukunftspläne in den Blick

26.6.2018

91 stimmberechtigte Synodale versammelten sich am 23. Juni zur Kreissynode im Evangelischen Gemeindezentrum Valbert (Foto: EKKLP / Teipel)
91 stimmberechtigte Synodale versammelten sich am 23. Juni zur Kreissynode im Evangelischen Gemeindezentrum Valbert (Foto: EKKLP / Teipel)

 

KIRCHENKREIS + Der Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg scheint im nächsten Jahrzehnt auf ein Dilemma hinzusteuern, wenn er nicht jetzt schon gegenlenkt. Die 26 Gemeinden zwischen Lenne und Volme haben von 2000 bis 2017 rund 30.000 Gemeindeglieder verloren. Ein Ende des Schrumpfungsprozesses ist vor dem Hintergrund allgemeiner demografischer Entwicklungen nicht in Sicht. Deshalb muss sich der Kirchenkreis auf sinkenden Einnahmen aus der Kirchensteuer einstellen.

Dazu kommt: In den nächsten zehn Jahren werden rund 25 der derzeitigen Pfarrstelleninhaberinnen und -inhaber in den Ruhestand eintreten. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn junge Pfarrer nachrücken würden. Aber: Das Interesse des geistlichen Nachwuchses als Gemeindepfarrer in ländlichen Regionen tendiert gegen Null. Ein Beispiel: Für eine vakante Stelle in Brügge gab es keine einzige Bewerbung aus dem Bereich der Ev. Landeskirche von Westfalen.

Das alles wird zu Lücken in der seelsorgerischen Versorgung führen. Hinter dem nüchtern klingenden Tagesordnungspunkt „Gemeindegliederzahlen und Pfarrstellenentwicklung im Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg“ steckte bei der Kreissynode am 23. Juni also eine sehr wichtige Thematik.

„Es klingt nach einem düsteren Szenario“, sagte Superintendent Klaus Majoress bei der Tagung im Evangelischen Gemeindezentrum Valbert. Deshalb müssten neue Überlegungen her. Tatsache ist, dass die Zahl der Pfarrstellen, die an die Zahl der Gemeindeglieder angepasst sind, aufgrund der aktuellen Entwicklung kontinuierlich abgebaut werden. Dabei ist die finanzielle Leistungskraft der jeweiligen Gemeinde mit zu berücksichtigen, da die Pfarrstellenpauschalen stetig steigen und aus dem gemeindlichen Haushalt finanziert werden müssen.

Da sich die Zahl der Kirchengemeinden in den vergangenen Jahren minimal reduziert hat, gibt es immer mehr Einzelpfarrstellen, die zurzeit vereinzelt nur noch mit einem Stellenumfang von 25 oder 50 Prozent Pfarrdienst versorgt werden. Beispiele sind Rönsahl (25 %), Rahmede (50 %), Oberbrügge (50 %) oder Neuenrade (50 %).

In nahezu allen Gemeinden, so die Prognose für 2030, werden die Versorgungsanteile weiter sinken. Eine schwierige Situation für Pfarrer, die dann möglicherweise mit einem Stellenanteil von 0,33 Prozent in drei Gemeinden unterwegs sein müssten. Das wäre die mögliche Theorie. Die Praxis soll aber anders aussehen, weswegen die Kreissynode sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzte.

Die Langzeitprognose fordert den Kirchenkreis somit heraus passende Lösungswege zu finden. Die Presbyterien der Gemeinden sollen deswegen helfen, wie das schwierige Szenario abgewendet werden kann. Auf Beschluss der Kreissynode soll das in sieben sogenannten Kooperationsräumen geschehen, in denen die Gemeinden zusammengefasst werden sollen.

Befürchtungen, dass diese Kooperationsräume auf Fusionen zusteuern könnten, wies Superintendent Klaus Majoress zurück. „Ich habe gelernt, dass Fusion das schlimmste Wort ist, das ich in den Mund nehmen kann“, sagte er vor den 91 Synodalen in Valbert. In den Kooperationsräumen sollen sich die Presbyterien über die Planungen der Pfarrstellenversorgung und Perspektiven ihrer Entwicklung verständigen. Dabei müssen zahlreiche Fragen erörtert werden.

Superintendent Klaus Majoress: „Ich habe gelernt, dass Fusion das schlimmste Wort ist, das ich in den Mund nehmen kann.“ (Foto: EKKLP / Teipel)

Ganz am Anfang steht die Frage, ob die vorgeschlagenen Kooperationsräume als künftige Planungseinheiten zweckmäßig sind. So wurde bereits bei der Tagung in Valbert auf Beschluss der Kreissynode eine Änderung vorgenommen.Danach sollen folgende Gemeinden zu Kooperationsräumen zusammengefasst werden:

1. Attendorn, Finnentrop, Grevenbrück und Lennestadt-Kirchhundem

2. Plettenberg, Eiringhausen, Ohle und Herscheid

3. Werdohl und Neuenrade

4. Hülscheid-Heedfeld, Schalksmühle-Dahlerbrück, Oberrahmede und Rahmede

5. Brügge, Oberbrügge, Lüdenscheid Johannes, Lüdenscheid Christus, Lüdenscheid Versöhnung, Brüninghausen und Lüdenscheid Kreuz

6. Meinerzhagen und Valbert

7. Kierspe, Rönsahl und Halver

Der Kreissynodalvorstand erwartet von den Presbyterien hierzu eine Rückmeldung bis Ende November 2018. ©EKKLP

 

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