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Aller Anfang ist schwer

16.4.2019

Ein Teilnehmer trägt kurze Texte in sein Arbeitsheft ein (Foto: Wolfgang Teipel)
Ein Teilnehmer trägt kurze Texte in sein Arbeitsheft ein (Foto: Wolfgang Teipel)

PLETTENBERG + Aller Anfang ist schwer. Das Diakonische Werk und das Evangelische Erwachsenenbildungwerk Westfalen-Lippe e. V. wollen Migranten den Neubeginn erleichtern. Seit einigen Wochen bieten sie in Zusammenarbeit mit der Stadt Plettenberg in der Unterkunft an der Ohler Straße einen Deutschkurs an. Rund 20 Frauen und Männer aus fast einem Dutzend verschiedener Herkunftsländer machen mit.

 

„Guten Tag. Wie geht es Ihnen?“ Oder soll man doch lieber „Wie geht es Dir?“ sagen? Gar nicht so leicht für den Teilnehmer aus dem Nordirak, die Feinheiten der deutschen Sprache auseinander zu halten. Aber der Kurde ist mit Eifer dabei. „Das Wort am Anfang eines Satzes immer groß schreiben“, sagt Sprachlehrer Georgios Trentsios. Und schon greift der Mann zum Radiergummi und korrigiert mit einem Bleistift den Eintrag ins Arbeitsbuch.

„Die Teilnehmer sind hoch motiviert“, sagt der Sprachlehrer aus Lüdenscheid.

 

Die Frauen und Männer nehmen freiwillig an diesem Deutschkurs teil. Sie alle besitzen noch keinen Aufenthaltstitel und werden daher zu den verpflichtenden Kursen, die über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert werden, nicht zugelassen. Der zusätzliche Kurs eröffnet ihnen aber die Möglichkeit, den Einstieg in die deutsche Sprache zu schaffen.

 

„Für die Lernatmosphäre ist es ein großer Vorteil, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus freien Stücken kommen“, sagt Georgios Trentsios. „Alle geben sich an den drei Vormittagen, an denen der Kurs läuft, große Mühe.“

Für die 20 Frauen und Männer geht es allerdings nicht nur um die reine Sprachvermittlung. Sprache ist zwar der Schlüssel zur Integration. Der Kurs bietet aber mehr. „Wir werden mit den TeilnehmerInnen auch das Rathaus, die Polizei, die Stadtbücherei und andere wichtige Institutionen besuchen“, sagt Gudula Mueller-Töwe. Für die Schulsozialarbeiterin und Koordinatorin der Sprachkurse des Diakonischen Werkes ist das neben der Wertevermittlung ein ganz wichtiger Aspekt.

 

Zum Abschluss des 150 Unterrichtsstunden umfassenden Kurses sollten alle TeilnehmerInnen vertraute, alltägliche Ausdrücke und einfache Sätze verstehen und verwenden können, die auf die Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen. Sie sollten sich und andere vorstellen können und anderen Fragen zu ihrer Person stellen können, zum Beispiel wo sie wohnen, wen sie kennen und auch auf Fragen dieser Art Antwort geben können.

Georgios Trentsios ist schon nach einigen Unterrichtsstunden ganz zuversichtlich. „Die meisten werden das Niveau der sogenannten Stufe A1 erreichen.“ Ob sie es tatsächlich geschafft haben, wird im Frühsommer bei einem internen Test ermittelt.

 

Einen Integrationskurs, der zum Erwerb von Deutschkenntnissen auf dem Niveau B1 führt, kann der Unterricht von Georgios Trentsios allerdings nicht ersetzen. Aber: „Alle, die den Test bestehen, können ab September an einem Aufbaukurs teilnehmen“, erläutert Gudula Mueller-Töwe. Vor den Teilnehmern liegt noch ein weiter Weg. Aller Anfang ist eben schwer. ©WT

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