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„Vertraut den neuen Wegen“

13.1.2020

Bis auf den letzten Platz war die Kirche in Grevenbrück bei dem Festgottesdienst besetzt. Aus allen vier Kirchengemeinden waren viele Menschen für diesen besonderen Moment zusammengekommen (Foto: Ernst)
Bis auf den letzten Platz war die Kirche in Grevenbrück bei dem Festgottesdienst besetzt. Aus allen vier Kirchengemeinden waren viele Menschen für diesen besonderen Moment zusammengekommen (Foto: Ernst)

GrREVENBRÜCK / KIRCHENKREIS + Wie ein roter Faden zog sich dieses Wort durch den ganzen Gottesdienst von der Begrüßung, über die Predigt bis hin zu den Fürbittengebeten: „Vertraut den neuen Wegen“. Nach der juristischen Gründung am 1. Januar 2020 war dieser Gottesdienst am ersten Sonntag im neuen Jahr sozusagen der Taufgottesdienst der neuen Evangelischen Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt, den die Gemeinde in der Evangelischen Kirche in Grevenbrück feierte. Die neue Kirchengemeinde, die ihren Hauptverwaltungssitz auch in Grevenbrück hat, besteht aus vier Bezirken, den ehemaligen Kirchengemeinden Attendorn, Finnentrop, Grevenbrück und Lennestadt-Kirchhundem.

 

Schon in seiner Begrüßung wies der Superintendent des Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, Klaus Majoress, darauf hin, dass der Schritt zur Gründung einer großen Kirchengemeinde für den gesamten Diasporabereich des Kirchenkreises schließlich ein großer Einschnitt in die Geschichte der evangelischen Christen in der Region sei, der nicht nur Freude hervorgerufen habe. Man wolle aber trotz aller Ängste und eventueller Vorbehalte einen fröhlichen Gottesdienst feiern. Zu ihm begrüßte er auch den Landrat des Kreises Olpe Frank Beckehoff und den Bürgermeister der Stadt Attendorn Christian Pospischil.

Dass man aber den neuen Wegen vertrauen solle und wolle, zeigte auch der Leiter des katholischen Dekanates Südsauerland Dechant Andreas Neuser aus Attendorn, der nicht nur als Gast erschienen war, sondern auch während des Gottesdienstes die Lesung über den zwölfjährigen Jesus im Tempel hielt und sich so in die Reihe der anwesenden evangelischen pastoralen Gemeinschaft einbrachte.

 

Wirkten im Festgottesdienst mit: (von links) Dechant Andreas Neuser, Pfarrerin Rose-Maria Warns, Superintendent Klaus Majoress, Presbyter Werner Neitzel, Presbyterin Claudia Wollny, Presbyter Wolfgang Dröpper, Pfarrer Dr. Jörg Ettemeyer,Presbyterin Kirsten Schröder, Pfarrer Andreas Schliebener und Pfarrer Hans-Joachim Keßler (Foto: Ernst)

 

In seiner Festpredigt über Worte des Propheten Jesaja (Jes. 61, 1 – 3) erinnerte der Superintendent und bis zur Wahl des Presbyteriums auch Vorsitzender des Bevollmächtigten Ausschusses der Kirchengemeinde, dass auch das Volk Israels immer wieder in seiner Geschichte einen neuen Weg gehen musste. Der Text sei aber auch ermutigend, schenke Hoffnung und weite den Horizont: „Gerade an einem Tag, an dem ein neuer Weg wie ein Berg vor einem steht, Verunsicherungen da sind, Fragen, wie kann sich die neue Kirchengemeinde gestalten und ihren Auftrag, die frohe Botschaft zu verkündigen, erfüllen.

 

Neue Anfänge sind möglich, weil Gott sie schenkt. Menschen kommen zusammen, begegnen einander, entdecken einander. Sie schauen nicht nur auf Vergangenes, wehklagend darüber, wie schön doch früher einmal alles war. Sie schauen nicht auf Unterschiede, auf die Andersartigkeit des anderen. Sie schauen nicht auf Fehler und die Schuld anderer, nicht auf Trennendes, sondern blicken nach vorn, gehen weiter, versuchen der Zukunft ein Gesicht zu geben“ , so Klaus Majoress.

 

Wo das gelinge, da sei ein neuer Anfang gemacht. Auch wenn es an diesem Tag nur in dem Mikrokosmos der kleinen südsauerländischen Welt beginne. Es gehe dabei um mehr als Einsparungspotentiale und Strukturveränderungen.

 

Wohl wissend, dass die Zukunft nicht das Land voller Milch und Honig sein werde, so der Superintendent weiter, gelte es, sie zu gestalten. In Offenheit und Toleranz, in gegenseitiger Wertschätzung und gemeinsamer Akzeptanz, auch mit Durststrecken und Konflikten, mit Ängsten und Spannungen, auch mit Schuld und Fehlern, die man einander antue, aber doch angetrieben von dem Glauben an den großen wunderbaren Gott, der uns nicht selbst überlasse, sondern mit seiner grenzenlosen Liebe und mit uns unser Leben und unsere Welt gestalte.

 

Klaus Majoress nahm die Gelegenheit seiner Festpredigt auch wahr, um all denen zu danken, die sich mit aufgemacht hätten auf den neuen Weg, auf dem es auch um die Rückbesinnung auf den Auftrag der Kirche und um ihr Wesen gehe: Nicht nur Kirche unter sich zu sein, nicht nur eine Feiertagsgemeinde, die sich selbst genüge, sondern eine von Gott erwählte Gemeinde.

 

Sein Dank galt auch denjenigen, die den Gottesdienst mitgestaltet hatten: Claudia Peider-Jung an der Orgel, Martin Jung für das musikalische Zwischenspiel an der Sopranblockflöte und dem Kirchenchor des Gemeindebezirkes Lennestadt-Kirchhundem unter der Leitung von Annegret Reinwart. ©khe

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