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Gottesdienst zum Tag der Schöpfung
23.9.2021

WERDOHL + Unter dem Thema „Lebensbaum – Lebensraum“ lud das Ökumene Forum Werdohl bei bestem Wetter am Sonntag, 5. September 2021 zu einem Freiluftgottesdienst direkt an der Lenne ein.
Nach der Begrüßung der zahlreichen Gottesdienst-Besucher durch den evangelischen Pfarrer Dirk Grzegorek (Ev. Kirchengemeinde Werdohl), bat er recht schnell den ersten Gast auf die Bühne. Frank Bossong, leitender Förster für den Bereich Neuenrade und ehrenamtlicher Landschaftswächter, sprach mit ihm über den Klimawandel, der nun auch bei uns in Deutschland angekommen sei. Der Förster forderte Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft und einen Generationenvertrag. Dieser beinhalte konkret, dass man aus dem Wald nur das nimmt, was man auch nachforsten kann, um den nachfolgenden Generationen jeweils ein intaktes Biotop übergeben zu können. Als Landschaftswächter habe er großen Respekt vor der Schöpfung, die es zu bewahren gelte.
Marion Jeßegus und Martin Theile, die als Musik-Duo den musikalischen Teil des Gottesdienstes gestalteten, spielten – passend zu Frank Bossongs Ausführungen über den Tod so vieler Bäume durch den Borkenkäfer - den Song „Mein Freund der Baum ist tot“ der Sängerin Alexandra. Ein Lied, das einige Besucher zu Tränen rührte. Man saß auf den Lennewiesen mit direktem Blick auf die abgeholzten Wälder Werdohls, die vor vier Jahren noch lebendig und grün die Stadt umschlossen. Jetzt schaute man auf braunes vertrocknetes Nadelgehölz, leere Flächen und herumliegende Baumstämme. Ein trauriger und durchaus herzzerreißender Anblick.

Einen Impuls der Hoffnung bildete das symbolische Pflanzen einer Stileiche direkt am Lenneufer. Den ersten Spatenstich führte Werdohls amtierender Bürgermeister Andreas Späinghaus aus, der sich ebenfalls aktiv für Nachhaltigkeit in Deutschlands Wäldern einsetzt. Seine Stadt stellt eine große Fläche für einen künftigen „Generationenwald“ zur Verfügung, auf der – in Absprache mit Förster Blossong – Bäume von Bürgern eigenhändig gepflanzt werden dürfen. Ein zukunftsträchtiges Projekt, das hoffentlich in vielen Städten Nachahmer findet.
Überzeugend: Britta Schwarze, Rektorin der evangelischen Martin-Luther Grundschule Werdohl, und ihre Kinder. Sie erzählten reihum von ihrem jeweiligen Lieblingsbaum und davon, was für sie das Thema „Lebensbaum“ bedeutet. Aber auch von ihrer Sorge um die Umwelt und darüber, dass so viele Bäume der ständigen Bebauung weichen müssen. Die Kinder hatten sich ernsthafte Gedanken gemacht und mahnten die anwesenden Erwachsenen noch einmal in aller Dringlichkeit an, dass die Schöpfung Gottes mit all ihrer Vielfalt besonders für die Kleinen erhalten werden muss!

Nach dem Auftritt der Kinder predigte der katholische Bruder Kamil als Vertreter des Klosters in Werdohl. Seine Aussage: „Wir brauchen eine tiefe Verbindung zu Gott, so wie der Baum, der sich zum Licht streckt. Der Klimawandel lässt sich nicht einfach durch die Nutzung einer LED-Lampe stoppen. Wollen wir etwas bewirken, braucht es jeden einzelnen von uns. Dazu müssen wir die Schöpfung Gottes wieder als Teil des Ganzen wahrnehmen, in das wir eingebettet sind. Und aktiv werden. Der einzig wahre Lebensbaum heißt Jesus. Gott pflanzte ihn vor 2000 Jahren genau da, wo sich die Menschen das Leben zur Hölle machen. Auf dieser Erde. Er pflanzte diesen einen Baum des Kreuzes, damit wir unser Licht in der Dunkelheit finden können: Jesus Christus. Er allein macht einen wahren Sinneswandel erst möglich und begleitet uns auch da, wo die Situation aus dem Ruder zu laufen scheint. Wir sind daher als Kinder Gottes dazu berufen, dem Klimawandel in seinem Namen in unserer Stadt entgegenzutreten. Wir dürfen durch ihn alle zu einem Lebensbaum werden. In unserer Stadt, in der Familie, Gemeinde oder auf der Arbeit. Lasst uns unseren Lebensraum wieder durch Liebe prägen. Jesus ist derjenige, der uns in seine Nachfolge ruft und uns diese Liebe auch dafür gibt, nicht aufzugeben, sondern mit ihm gemeinsam daran zu arbeiten, die „Gute Botschaft“ von Glaube, Liebe und Hoffnung zu seinen Menschen ins ganze Land zu tragen. Wer liebt, glaubt und hofft, zerstört seine Umwelt nicht, sondern bewahrt und schützt sie.“

Nach der beeindruckenden Predigt von Bruder Kamil schloss der Gottesdienst mit Musik, Ankündigungen und dem Segen von Pfarrer Dirk Grzegorek.
Fazit: Solange es noch möglich ist, dass Vertreter der Stadt, wie Bürgermeister Andreas Späinghaus, Förster Frank Bossong, Britta Schwarze, Bruder Kamil und Pfarrer Dirk Grzegorek zusammen solch einen Gottesdienst auf die Beine stellen, darf man tatsächlich große Hoffnung haben, dass gemeinsam etwas Existenzielles erreicht wird. Sie haben bereits viele Helfer und Gleichgesinnte für ihre Ideen gewonnen, die durch ihren ganz praktischen Einsatz auch diesen Gottesdienst möglich machten. Wunderbar zudem die klare Verkündigung des Evangeliums durch die beiden Geistlichen. Ein durchweg starkes Wort des Herrn, das wohl niemanden kalt gelassen haben dürfte.
Die Musik war ebenfalls perfekt ausgewählt und erzeugte Gänsehaut. Alles in allem eine außergewöhnliche und segensreiche Veranstaltung des Ökumene Forums Werdohl mit großem Tiefgang und einer hoffnungsvollen Botschaft. Werdohl darf sich glücklich schätzen: Hier hat sich eine starke Gemeinschaft gefunden, die, sollten diese Bande halten, noch vieles positiv für Stadt und Land bewegen wird! ©ik