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"An Jesus halte ich fest"

15.4.2022

Nach zweieinhalb Jahren in der Werdohler Friedenskirche wurde Vikar Andreas Hoenemann, (29 Jahre) am 27. März 2022 feierlich durch die Gemeinde verabschiedet. (Foto: Iris Kannenberg)
Nach zweieinhalb Jahren in der Werdohler Friedenskirche wurde Vikar Andreas Hoenemann, (29 Jahre) am 27. März 2022 feierlich durch die Gemeinde verabschiedet. (Foto: Iris Kannenberg)

WERDOHL + Nach zweieinhalb Jahren in der Werdohler Friedenskirche wurde Vikar Andreas Hoenemann, (29 Jahre) am 27. März 2022 feierlich durch die Gemeinde verabschiedet. Vielfältig waren seine Aufgaben in der Friedenskirche. Von Jungschar über Konfi-Unterricht bis hin zur evangelischen Jugendallianz wurde er überall da eingebunden, wo es darum ging, junge Menschen mit dem Evangelium vertraut zu machen und ihnen die Frohe Botschaft von Jesus Christus zu verkündigen.

 

Einfach war es nicht, ein Vikariat unter Corona-Umständen. Jedoch: Er hat es gut gemacht, die Gemeinde mit seinem Wissen und vor allem durch seinen lebendigen Glauben unterstützt und sich auch nicht davor gescheut, im Live-Stream der Friedenskirche von Beginn an präsent zu sein. Dass er sehr beliebt war und nur ungern verabschiedet wurde, zeigten die vielen guten Worte und Segenswünsche, mit denen er bedacht wurde. Andreas Hoenemann war sichtbar bewegt, besonders, als es darum ging, sich von seinem Mentor und treuen Wegbegleiter Pfarrer Dirk Grzegorek zu verabschieden. Sie waren ein gutes Team und verstanden sich von Beginn an blendend.

Die Friedenskirche Werdohl war zum Abschiedsgottesdienst gut gefüllt. (Foto: Iris Kannenberg)
Die Friedenskirche Werdohl war zum Abschiedsgottesdienst gut gefüllt. (Foto: Iris Kannenberg)

Andreas Hoenemann hinterlässt eine große Lücke in der Friedenskirche, die so schnell niemand füllen kann. Freuen darf er sich auf seine neue Stelle als Pfarrer in Halle/Westfalen. Dort wird er als Pastor tätig sein und damit seinen Kompetenzbereich um ein Vielfaches erweitern. Schön, dass der junge Vikar diesen Herausforderungen gewachsen sein dürfte und man ihm ohne weiteres zutraut, nun in seiner neuen Gemeinde genauso erfolgreich zu wirken wie in Werdohl.

 

In einem persönlichen Interview erzählte er noch einmal über seine Zeit im Sauerland und ließ diese Revue passieren:

 

Wie geht es Dir nach dem heutigen Tag?

Sehr gut, das war ein wirklich schöner Abschied mit vielen guten Gespräche. Ein gutes Zeichen.

 

Wie waren die letzten zwei Jahre für dich?

Dadurch, dass ich ganz neue Aufgabenfelder bekam, kannte ich diese Aufgaben natürlich noch nicht und habe deshalb auch nichts vermisst. Und konnte mich so eher dafür öffnen. Dazu gehörte, den Live-Stream und die Jugendarbeit ganz neu digital zu gestalten und am Gemeindeblog mitzuarbeiten.

 

Hast Du auch gepredigt?

Ja, ich habe einmal im Monat einen Gottesdienst gehalten. Die ersten wurden wegen Corona bis Mai immer vorher mit relativ großem Aufwand aufgezeichnet. Als wir dann die technische Möglichkeit eines Live-Streams hatten, wurde das Predigen sehr viel einfacher und normaler. Pfarrer Dirk Grzegorek war und ist sehr initiativ, weil er Stillstand nicht für gut hält. Daher waren wir schnell live im Web vertreten.

 

Wie war das so mit Dirk Grzegorek als Mentor?

Sehr vertraut. Wir haben einen regelmäßigen Austausch gepflegt. Nicht nur über die Planung der einzelnen Arbeitsbereiche, sondern wir besprachen intensiv auch Beerdigungen und Taufen. Ich durfte einige Beerdigungen und Taufen selbst abhalten. Und entsprechend Erfahrungen in diesen Bereichen sammeln.

 

Was wirst Du an Werdohl besonders vermissen?

Die Menschen. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen. Besonders meine Jugendlichen. Ich habe sogar von einem Jugendlichen ein Gedicht geschenkt bekommen. Es war alles in allem eine schöne Zeit mit ihnen.

 

Und jetzt wirst Du was?

Pfarrer im Probedienst in Halle. Gestern habe ich meinen ersten Brief mit der Anrede „Pfarrer“ bekommen. Der wird aufbewahrt;). Ich gehe genauer gesagt nach Brockhagen in den Kirchenkreis Halle/Westfalen. Unter meinen drei Wünschen, die man äußern darf für einen Kirchenkreis, in den man gerne arbeiten möchte, war auch Brockhagen mit dabei. Daher habe ich mich über die Bestätigung, dorthin gehen zu dürfen, sehr gefreut.

 

Die Gemeinde dort hatte in ihrer Profilausschreibung gerade Kinder- und Jugendarbeit besonders hervorgehoben. Das ist genau das, was ich machen möchte. Dort gibt es zudem auch eine ökumenische Arbeit, so wie die in Werdohl. Dazu nur eine einzige Kirchengemeinde, mit einem Kirchenhaus im Dorf. In Brockhagen kann man sich ganz auf die Gemeindearbeit konzentrieren.

 

Welches Fazit ziehst Du aus Deiner Zeit in Werdohl?

Dass ich es wichtig finde, in allem, was man tut, echt zu bleiben. Zu Anfang habe ich mich von dem Amt des Pfarrers sehr beeindrucken lassen. Aber es ist eben wichtig, man selbst zu bleiben auch innerhalb des Druckes, den man sich vor allem selbst macht. Ich hatte die Erwartungen anderer einfach vorweggenommen. Die Erkenntnis ist nun da, dass man nicht alles können muss. Die Gemeinde hat mir dabei unkompliziert geholfen, mich einem guten Vertrauensrahmen anzunähern.

 

Für mich stellt sich immer wieder neu die Frage: Warum tun wir gewisse Dinge in der Gemeinde? Gerade für den Pfarrer ist es unerlässlich, sich diesbezüglich immer wieder zu befragen. Wie steht es um die Motivation, aus der heraus wir handeln? Ist es lediglich Menschenwerk oder das Werk Gottes? Ich will darüber immer wieder reflektieren, meine Beziehung zu IHM stärken, mit den anderen Geschwistern darüber reden und auch ihnen dabei helfen, ihre Beziehung zu Gott zu dem wichtigsten zu machen. Und so herauszufinden, welche Gaben ER ihnen gegeben hat.

 

Wir sollten eine dienenden Leiterschaft sein, die andere befähigt und fördert, statt alles selbst zu machen. Man muss als Leiter lernen, zu delegieren und Vertrauen in seine Mitarbeiter zu haben. Lernen, die Kontrolle immer wieder abzugeben.

 

Was wünscht Du Dir für Deinen neuen Lebensweg?

Ich freue mich auf das Pfarrersein. Ich liebe meinen Beruf, weil ich mich so immer wieder mit dem Wort Gottes auseinandersetzen kann. Und gemeinsam mit Menschen den Glauben lebe und darüber spreche. Den Glauben miteinander zu teilen, ist manchmal durchaus schwierig. Sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gemeinde. Ich wünsche mir, noch sensibler dafür zu werden, wie Menschen ihren Glauben leben und ihnen Mut zu machen, mir gegenüber offen darüber zu sprechen. Und dass ich gleichzeitig nie den Mut verliere, meinen eigenen Glauben authentisch zu leben und zu bezeugen.

 

Das wichtigste ist aber für mich, alles im Gebet Gott vorzubringen. Weil es eben das Beste ist, von IHM gelenkt und geleitet zu werden. Keine Alleingänge zu machen, sondern alles in Absprache mit dem Herrn zu tun. Ich liebe Jesus. An ihm halte ich mich fest. Seine Güte und Fürsorge möchte ich auch anderen ans Herz legen und ihnen mitteilen, wie wunderbar es ist, von ihm getragen zu werden. Als Pfarrer ist es eben vor allem wichtig, nicht nach Menschenehre, sondern nach Gottesehre zu streben. Alles andere gibt ER mir dann schon so, wie ER es für richtig hält.

 

Wir wünschen Dir dafür alles Gute und Gottes ganzen Segen! ©ik

Andreas Hoenemann war sichtbar bewegt, besonders, als es darum ging, sich von seinem Mentor und treuen Wegbegleiter Pfarrer Dirk Grzegorek zu verabschieden. (Foto: Iris Kannenberg)
Andreas Hoenemann war sichtbar bewegt, besonders, als es darum ging, sich von seinem Mentor und treuen Wegbegleiter Pfarrer Dirk Grzegorek zu verabschieden. (Foto: Iris Kannenberg)

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