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Weißer Sonntag

24.4.2022

Das Wort zum Sonntag heute mit Gedanken von Ramona Winkler-Rudzio, Pfarrerin der Ev. Johanneskirchengemeinde Lüdenscheid. (Grafik: ekklp)
Das Wort zum Sonntag heute mit Gedanken von Ramona Winkler-Rudzio, Pfarrerin der Ev. Johanneskirchengemeinde Lüdenscheid. (Grafik: ekklp)

Neulich im Gespräch mit einer Freundin: „Wir kommen am Weißen Sonntag aus dem Urlaub zurück“- „Weißer Sonntag?“ - „Ja, der Sonntag nach Ostern“. „Warum heißt dieser Sonntag denn „Weißer Sonntag“? Für Schnee ist es doch schon ein bisschen spät.“

 

Es gibt mehrere Erklärungen für diese Bezeichnung. Bei uns in Olpe, woher ich komme, sagten die mehrheitlich katholischen Leute immer: „Das ist so, weil die Mädchen bei ihrer Erstkommunion – dort traditionell am Weißen Sonntag – so schöne weiße Kleider tragen.“

 

Andere Erklärungen deuten darauf hin, dass in früheren Zeiten die Täuflinge der Osternacht ihre weißen Kleider eine Woche lang trugen, um sie dann am weißen Sonntag wieder auszuziehen.

 

Die Taufkleider sind weiß, weil Taufe einen Neuanfang bedeutet: Die Beziehung zu Gott wird mit der Taufe in Ordnung gebracht. Ich werde reingewaschen von meiner Sünde – das ist alles das, was mich von Gott trennt. Ich darf von vorn beginnen.Die weißen Kleider zur Erstkommunion wollen sicher an die Taufe und ihre Bedeutung erinnern.

 

Evangelisch hat dieser Sonntag übrigens einen lateinischen Namen: „Quasimodogeniti“ – zu Deutsch: „Wie die neugeborenen Kindlein“. Es ist der Anfang eines Satzes, der aus dem 1. Petrusbrief stammt (1. Petrus 2,2). Auch hier geht es um einen Neuanfang – und um die Konsequenz daraus.

Für mich ist dieser Sonntag wichtig, denn er erinnert mich daran, dass ich bei Gott immer wieder die Chance auf einen Neuanfang habe und daran, dass Gott – anders als so mancher Mitmensch – nicht nachtragend ist. Dafür ist Jesus in die Welt gekommen, dass er uns den Weg zu Gott ebnet und uns im Bild gesprochen „die Weste weißwäscht“.

Dafür dankbar wünsche ich uns einen fröhlichen „Weißen Sonntag“.

 

Ihre Ramona Winkler-Rudzio, Pfarrerin der Ev. Johanneskirchengemeinde Lüdenscheid

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