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Verdrießlichkeit vertreiben
31.7.2022

Am ehesten ist es wohl aus den Todesanzeigen bekannt, das Buch Kohelet (Prediger) aus dem Alten Testament: „Alles hat seine Stunde“ und es gibt „eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen…“.
In der Liturgie der katholischen Kirche wird innerhalb von drei Jahren an einem einzigen Sonntag aus diesem Buch vorgelesen. Morgen steht der Text Kohelet 1,2;2,21-22 in der Leseordnung. Er beginnt mit „Windhauch, Windhauch“ und endet mit „Auch das ist Windhauch.“
Kohelet denkt über seine Beobachtungen nach und stellt fest, dass es nicht gerecht zugeht in der Welt. Was wir heute besitzen, kann morgen schon einem anderen gehören oder zerstört sein. Was und heute Sicherheit gibt, kann morgen schon weggebrochen sein.
Was trägt, wenn nichts mehr trägt? Das war damals die Frage – und sie ist noch heute brandaktuell. Eine vorschnelle Antwort lässt Kohelet nicht zu, er beschreibt die Vergeblichkeit und Vergänglichkeit von Macht, Erfolg, Wissen und Besitz: „Windhauch“ eben. Dieser Blick auf die Welt kann melancholisch, ja sogar depressiv machen und Aufforderungen á la „jeder ist seines Glückes Schmied“ mögen dem einen oder der anderen helfen, aber bei mancher auch den Druck erhöhen, weil sie sich ihre Not und ihr Unglück selbst zuschreiben muss.
Der Prediger kommt zu einem anderen Schluss: Letztlich ist Gott derjenige, der das Leben der Menschen in der Hand hat. Wir Menschen sind aufgefordert, es zu bestehen, mit allen Höhen und Tiefen. Wir müssen die Not und die Sorgen nicht weg reden und wir dürfen, ja, wir sollen die Freuden auskosten. Bemerkenswert finde ich die Aufforderung im 11.Kapitel, Vers 9: „Und wisse, dass Gott dich auch ob verschmähter Freuden zur Rechenschaft ziehen kann. Vertreib also die Verdrießlichkeit aus deinem Herzen.“

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen
Mechthild Börger, Gemeindereferentin der Katholischen Kirchengemeinde St. Medardus Lüdenscheid