Artikel Archiv

Auf, Seele, Gott zu loben!

29.7.2023

„Auf Seele, Gott zu loben.“ Martha Müller-Zitzke – Eine Hommage an eine besondere Frau. (Foto: Iris Kannenberg)
„Auf Seele, Gott zu loben.“ Martha Müller-Zitzke – Eine Hommage an eine besondere Frau. (Foto: Iris Kannenberg)

KIRCHENKREIS + Martha Müller-Zitzke hinterließ der Christenheit das Lied: „Auf, Seele, Gott zu loben.“ Man findet es im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 690. Martha ist damit eine der wenigen Frauen, die es in dieses Buch geschafft haben. Geschrieben hat sie den Text mit Ende 40. Geboren 1899 war dies die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.


Marthas Leben war nicht leicht und voller Herausforderungen, denen ihr tiefer Glaube gegenüberstand, aus dem sie die Kraft bezog, schwerste Schicksalsschläge zu überwinden. Ihr erstes Kind verlor sie durch einen ärztlichen Kunstfehler. Tief gebrochen und mit der Frage, warum Gott dies zugelassen hatte, wurde sie selbst herzleidend.


Als sie wieder schwanger wurde, war die Freude groß. Doch direkt ereilte sie der nächste Schlag: Ärzte sagten ihr voraus, dass sie selbst keine Chance hätte, die Schwangerschaft zu überleben. Sie solle das Kind abtreiben lassen. Auch damit ging sie vor den Herrn und entschied sich, die Schwangerschaft nicht abbrechen zu lassen. Sie wurde für ihren Glauben reich belohnt, denn sie gebar Zwillinge, die beide völlig gesund waren, ebenso wie sie selbst.

(Foto: Iris Kannenberg)
(Foto: Iris Kannenberg)

Gott kann Wunder tun. Martha war davon zutiefst überzeugt. Ihn wollte sie mit ihren Liedern rühmen, sang im Chor und besuchte die Singwochen des Christlichen Sängerbundes. Genau dort passierte ein weiteres echtes Wunder, das Martha gemeinsam mit ihrer Familie erlebte. Ihr Sohn Horst Müller-Zitzke berichtet von einem schrecklichen Fliegerangriff, als seine Mutter im Juni 1943 zu Besuch bei den Musiktagen in Kassel war: „Wir erlebten das entsetzliche Schauspiel aus fünfzig Kilometern Entfernung mit. Wir hörten das Brummen vieler Flugzeuge, sahen den blutroten Himmel und wussten, dass unsere Mutter in diesem Inferno war. Wie haben wir zu Gott geschrien und doch kaum zu hoffen gewagt, sie wiederzusehen. Doch mitten in der Trümmerwüste war das Haus, in dem Mutter war, stehen geblieben. Welch eine Bewahrung!“ (Quelle: Beate und Winrich Scheffbuch, „Weil mich festhält Deine starke Hand. Frauen singen für Jesus. Hänssler-Verlag)


Aus Dankbarkeit über Gottes große Güte, dichtete Martha Müller-Zitzke später nach Psalm 104 das Lied „Auf Seele, Gott zu loben! Gar herrlich steht sein Haus…“, das wir heute im Gottesdienst singen.


Sie ist durch schwere Zeiten gegangen, war eine Frau, die durch das gesamte Dritte Reich musste und doch nie die Verbindung zu Gott verlor. Für bekennende Christen war es nicht einfach, unter der Herrschaft der Nazis ihren Glauben zu leben. Viele gingen dafür in die KZs und wurden getötet. Das wohl bekannteste Beispiel ist Dietrich Bonhoeffer, der uns mit dem im Gefängnis geschriebenen „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ eine wahre Hymne hinterließ, die weltweit gesungen wird.
Dass Martha im Gegensatz zu ihm unbeschadet durch diese schwere Zeit kam, machte sie ganz klar an dem Wirken Gottes fest, der sie und ihre Familie vor dem Schlimmsten bewahrte. Als sie ihr Lied 1947 textete, wurde in Deutschland gehungert. Das Land war eine Ruine und die Menschen traumatisiert. Genau in dieser Zeit schreibt Martha Verse voller Zuversicht und ermuntert damit sich und andere, nicht auf die Trümmer, sondern auf das zu sehen, was der Vollender allen Lebens uns geschenkt hat: Eine großartige Schöpfung, in der sich seine ganze Liebe zu uns und seinem Sohn Jesus Christus offenbart.


Martha Müller-Zitzke war und ist eine Ermutigerin im Angesicht des Todes und der Hoffnungslosigkeit. Ihr Glaube überwand alle Schwierigkeiten, indem sie ihre Augen fest auf den einen richtete, der alles vermag. Sie hatte gerade durch die schweren Zeiten, durch die sie hindurchmusste, begriffen: Der Hoffnungslosigkeit der Welt setzt Gott immer seine Hoffnung entgegen, sein „SHALOM“. Denn SEINEN Frieden gibt er uns, nicht wie die Welt gibt... Und macht uns damit zu Überwindern. Egal, was auch passiert, er wird immer an unserer Seite sein und wir sind niemals allein.


Die Autorin drückt diesen Frieden und die Majestät Gottes in ihrem Lied auf das deutlichste aus. Ihr Herz muss übervoll gewesen sein des Dankes und des Lobens. Tatsache ist, ihr Song funktioniert nach wie vor. Wir haben von ihr ein Lied geschenkt bekommen, das beim Singen den Himmel aufzuschließen scheint. Es wird innerlich hell, neue Hoffnung strömt ins Herz und es gelingt tatsächlich, wenn man sich darauf einlässt, sich während des Singens ganz auf Gott und seine wundervolle Schöpfung auszurichten. Welch ein Geschenk an die Gemeinde! ©ik

"Der Wald hat ihn erschauet und steht in Schmuck und Zier." - Kraftvolle Worte findet Martha Müller-Zitzke, um die Taten des Schöpfers zu beschreiben. (Foto: Iris Kannenberg)
"Der Wald hat ihn erschauet und steht in Schmuck und Zier." - Kraftvolle Worte findet Martha Müller-Zitzke, um die Taten des Schöpfers zu beschreiben. (Foto: Iris Kannenberg)

Martha Müller-Zitzke „Auf Seele, Gott zu loben“

 

1. Auf, Seele, Gott zu loben
Gar herrlich steht sein Haus!
Er spannt den Himmel droben gleich einem Teppich aus.
Er fährt auf Wolkenwagen, und Flammen sind sein Kleid.
Windfittiche ihn tragen, zu Diensten ihm bereit.

 

2. Gott hat das Licht entzündet, er schuf des Himmels Heer.
Das Erdreich ward gegründet, gesondert Erd und Meer.
Die kühlen Brunnen quellen aus jauchzend grünem Grund,
Die klaren Wasser schnellen aus Schlucht und Bergesgrund.

 

3. Vom Tau die Gräser blinken, im Wald die Quelle quillt,
Daraus die Tiere trinken, die Vögel und das Wild.
Die Vögel in den Zweigen lobsingen ihm in Ruh,
und alle Bäume neigen ihm ihre Früchte zu.

 

4. Gott lässet Saaten werden zur Nahrung Mensch und Vieh;
Er bringet aus der Erde das Brot und sättigt sie
Er sparet nicht an Güte, die Herzen zu erfreun.
Er schenkt die Zeit der Blüte, gibt Früchte, Öl und Wein.

 

5. Der Wald hat ihn erschauet und steht in Schmuck und Zier.
Gott hat den Berg gebauet zur Zuflucht dem Getier.
Das Jahr danach zu teilen, er hat den Mond gemacht.
Er lässt die Sonne eilen und gibt den Trost der Nacht.

 

6. Den Menschen heißt am Morgen er an das Tagewerk gehen,
lässt ihn in Plag und Sorgen das Werk der Allmacht sehn.
Er ist der treue Hüter, wacht über Meer und Land,
Die Erd ist voll der Güter und Gaben seiner Hand.

 

7. Lass dir das Lied gefallen. Mein Herz in Freuden steht.
Dein Loblied soll erschallen, solange mein Odem geht.
Du tilgst des Sünders Fehde und bist mit Gnade nah.
Lob Gott, o meine Seele, sing ihm Halleluja

zurück zur Übersicht