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Das ist ganz komisch, wir sprechen uns nie mit Namen an...

30.7.2023

Das Wort zum Sonntag heute mit Gedanken von Claus Optenhövel, Pfarrer der Pfarrei St. Medardus Lüdenscheid. (Grafik: EKKLP)
Das Wort zum Sonntag heute mit Gedanken von Claus Optenhövel, Pfarrer der Pfarrei St. Medardus Lüdenscheid. (Grafik: EKKLP)

"Das ist ganz komisch, wir sprechen uns nie mit Namen an. Wir sagen immer "Schatz“ zueinander."

 

Als ich mit einem Paar vor der Hochzeit darüber spreche, dass sie einander mit Namen ansprechen, wenn sie ihr Eheversprechen einander zusagen, reagieren sie so. Sie nennen einander "Schatz" – und haben damit den beliebtesten Kosenamen der Deutschen füreinander gewählt.

 

Einen anderen Menschen "Schatz" nennen – das ist die Sprache der Liebe – für die Partnerin, den Partner – für die eigenen Kinder. Und für diesen Schatz geben Menschen alles, sind mit aller Zeit, Energie und Möglichkeit da, wenn es nötig ist.

 

So spricht auch Jesus von einem "Schatz": von einem Mann, der in einem Acker einen Schatz findet. Hier denkt er natürlich an die andere Vorstellung eines Schatzes: den in einer Truhe, den aus wertvollem Gold, oder ähnliches. Dieser Mann nun gibt für den Schatz alles: er verkauft, was er hat, um den Acker zu erwerben, in dem er den Schatz entdeckt hat (Mt 13,44).

 

Jesus meint mit diesem Schatz nicht einen anderen Menschen. Er spricht von Gott – oder vom "Himmelreich": davon, dass jemand alles gibt, weil Gott nahe ist – und weil er spürt: für mein Leben ist nichts und niemand bedeutender. Gottes Nähe – und das Leben mit ihm – ist durch keinen anderen Wert, kein anderes weltliches Glück zu ersetzen. Für jetzt wie im Blick auf Gottes Ewigkeit.

 

Bei einer Trauung sage ich das dem Paar: eure Liebe zeigt, dass und wie Gott euch liebt. Gott kann auch in der Liebe zueinander euer "Schatz" sein. Er steht dabei nicht in Konkurrenz zu Menschen – als ob ich mich zwischen ihm und meinen Liebsten entscheiden müsste. Gott ruft gerade dazu auf: mit ihm zu leben und ihm zu vertrauen, indem ich in anderen Menschen ihn entdecke – und sie meine "Nächsten" sein lasse in den vielfältigen Weisen liebevoller Zuwendung, weil Gott mir nahe ist.

Claus Optenhövel

Einen gesegneten Sonntag

wünscht Ihnen

 

Claus Optenhövel, Pfarrer der Pfarrei

St. Medardus Lüdenscheid

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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