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Bei einem Kaffeetrinken habe ich sinngemäß folgende Frage gestellt: „Habt ihr irgendeine Erwartung, von der ihr sagt: Dafür müsste Kirche da sein?“ Ich schaue in verdutzte Gesichter und ahne sofort: Das ist die falsche Frage! Von „Kirche“ überhaupt irgendetwas oder gar Bedeutungsvolles zu erwarten, auf diese Idee kämen sie nie!

Es scheint tatsächlich zu stimmen: Glaube und Kirche sind aus dem Bewusstsein unserer Gesellschaft ausgezogen. Die Menschen haben nichts mehr mit Gott im Sinn – jedenfalls mit dem christlichen. Man braucht ihn nicht mehr! So beschreibt Jan Loffeld den auf den christlichen Glauben bezogenen Istzustand unserer Gesellschaft. Der Titel seines Buches bringt es auf den Punke: „Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt“.

Als glaubender Mensch kann man das schlimm finden. Und man kann es bedauern. Es verunsichert und kränkt das eigene Ego: Wenn in der Welt um mich herum niemand mehr Gott braucht, ist er vielleicht am Ende überflüssig? Andererseits könnte man auch Verständnis für diese Gleichgültigkeit haben: Kirchen und Gemeinden scheinen durch ihre Skandale das Beste zu geben, um jeglichen Rest von Glaubwürdigkeit zu verspielen!

Wie kann man als glaubender Mensch darauf reagiere? Ein Vorschlag: Vielleicht ist die Frage, ob oder warum man Gott (oder Kirche) braucht, tatsächlich falsch! Denn Gott ist an sich faszinierend und schön! Es geht mit ihm zu wie bei einem Kaufmann, von dem Jesus erzählte. Jener war vernarrt in kostbare Perlen. Als er eine bestimmte fand, verkaufte er auf der Stelle seine ganze Perlensammlung, nur um diese eine zu gewinnen.