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Der Kampf um den Erhalt des traditionsreichen Ortes
4.7.2025

Von Iris Kannenberg
LÜDENSCHEID / BRÜGGE + Die Evangelische Kreuzkirche in Lüdenscheid-Brügge ist weit mehr als nur ein Ort der Gottesverehrung. Seit ihrer Einweihung am 9. Mai 1900 hat sie als gesellschaftlicher Mittelpunkt des kleinen Ortes Brügge gedient, der den kulturellen und sozialen Zusammenhalt der Gemeinde sicherte. Doch die jüngsten Ereignisse stellen das Fortbestehen dieses historischen Bauwerks infrage. Neue Denkansätze für dessen Nutzung und Erhalt sind daher nötig und gewünscht.
Die Kreuzkirche ist ein eindrucksvolles Beispiel neugotischer Baukunst. Sie zeigt eine kreuzförmig-zentralisierende Bauweise, die durch einen hohen, viereckigen Kirchturm und eine Verkleidung aus Bruchstein charakterisiert wird. Das Innere der Kirche besticht mit hölzernen Emporen und einem schönen Altarraum, der eine majestätische und gleichzeitig einladende Atmosphäre schafft. Besonders hervorzuheben ist die wertvolle Buntglas-Verglasung, die nicht nur ästhetisch ansprechend ist, sondern auch unter Denkmalschutz steht.
Seit ihrer Erbauung spielte die Kreuzkirche eine zentrale Rolle im Leben der Brügger. Sie war Schauplatz für Taufen, Hochzeiten und Trauerfeiern und somit ein Ort, der die Menschen in den entscheidenden Momenten ihres Lebens begleitet hat. Hier sind die Gefallenen der letzten zwei Weltkriege verewigt, denen man in Stille gedenken kann, sind die Namen auf den Tafeln doch durchweg die Brügger, die in weiten Teilen immer noch im Ort leben. Die Kirche war daher immer mehr als nur ein Bauwerk – sie war Heimat, ein Ort der Begegnung und der Gemeinschaft. Sie ist für viele Familien unersetzlich.

Im November 2023 wurden Schäden an der Kreuzkirche entdeckt, die deren Betrieb erheblich beeinträchtigen. Seitdem ist das Gebäude für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Reparaturkosten für die Kirche belaufen sich auf fast zwei Millionen Euro, eine Summe, die angesichts knapper kirchlicher Kassen kaum aufzubringen ist.
Das Kreiskirchenamt Sauerland-Hellweg sowie das Presbyterium der Kirchengemeinde unter der Leitung von Rainer Kopatz stehen vor einer schwierigen Aufgabe: Wie kann das nötige Geld für die Renovierung aufgebracht werden? Spendenaktionen, Fördergelder und andere finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten wurden geprüft, doch die Aussicht auf eine Realisierung der notwendigen Arbeiten blieb bisher ungewiss. Dies hat zu einem Umdenken bezüglich der zukünftigen Nutzung der Kirche geführt.
Rainer Kopatz (1. Vorsitzender des Presbyteriums) und Heidemarie Pickard (langjähriges Gemeindemitglied, Steuerberaterin und in mehreren Bereichen der Stadt ehrenamtlich engagiert) wehren sich vehement gegen alternative Pläne, die auf einen Abriss der Kirche hinauslaufen könnten. Stattdessen verfolgen sie eine gemeinsame Vision, die Tradition und sozialen Nutzen verbindet. Was wäre, wenn man die Kreuzkirche in eine Seniorenresidenz integriert? Sie zu einem Platz der Begegnung macht, der für die Brügger Bürgerschaft insgesamt als Kultur- und Begegnungszentrum nutzbar wäre?
Eine vielversprechende Idee, die sowohl von Heidemarie Pickard als auch von Rainer Kopatz befürwortet wird. Diese Nutzung würde nicht nur den Erhalt des Gebäudes sicherstellen, sondern auch die kulturelle Belebung von Brügge fördern. Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen und Lesungen könnten hier stattfinden und das Bauwerk zu einem Treffpunkt für Menschen aller Altersgruppen machen. Indem man die Kirche einer breiteren Nutzung zuführt, würde sie weiterhin als Ort der Begegnung und des Austauschs dienen.

Das würde generell zu den kommenden Herausforderungen der Kommune passen, denn die Stadt Lüdenscheid steht vor der Mammut-Aufgabe, neue Gebäude für soziale Einrichtungen wie Kitas, Seniorenresidenzen und Anlaufstellen für Menschen mit Behinderungen zu schaffen. Die Kreuzkirche böte eine einmalige Möglichkeit, diese Bedürfnisse zu erfüllen und gleichzeitig ein Stück Geschichte und Identität des Stadtteils an der Volme zu bewahren.
Rainer Kopatz und Heidemarie Pickard sehen zudem in dem Projekt eine außergewöhnliche Chance, Denkmalschutz mit sozialer Verantwortung zu verbinden. Die Kirche würde so zu einem lebendigen Ort für Kunst, Kultur und Begegnungen von Alt und Jung werden. Gleichzeitig könnten Gottesdienste und Versammlungen weiterhin stattfinden. Das umliegende Gelände bietet ausreichend Platz. Die Kirche könnte daher mit sorgfältiger Planung und einer entsprechenden Finanzierung, als zentrales Bindeglied zwischen Seniorenresidenz und weiteren sozialen Einrichtungen dienen.
Die beiden sind von ihrer Idee überzeugt und zögern daher nicht, nach Unterstützern und Sponsoren Ausschau zu halten, die ihre Vision für Brügge mit ihnen teilen. Besonders wichtig ist ihnen, Brügges Bürgerschaft mit an Bord zu holen. Ein gutes Gespräch mit Bürgermeister und Kulturbeauftragter Sebastian Wagemeyer fand bereits statt, bei dem er seine Unterstützung zusagte.
Die Evangelische Kreuzkirche Brügge steht an einem Wendepunkt ihrer Geschichte. Ihre architektonische Schönheit und kulturelle Bedeutung machen sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Ortes, doch die finanziellen Herausforderungen verlangen kreative und entschlossene Lösungen. Die vorgeschlagene Umwandlung könnte daher eine nachhaltige, erfolgversprechende und innovative Strategie sein, um dieses historische Bauwerk zu bewahren und gleichzeitig für zukünftige Generationen nutzbar zu machen. Es bleibt zu hoffen, dass die Stadt Lüdenscheid, das Kreiskirchenamt und andere Förderer gemeinsam Wege finden, um die Kreuzkirche als lebendigen Mittelpunkt von Brügge zu erhalten.
Wer sich angesprochen fühlt, hat gern die Möglichkeit, sich mit Rainer Kopatz und Heidemarie Pickard per Mail persönlich in Verbindung zu setzen: rkopatz@gmail.com