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„Die Vikarin“ von Brigitte Liebelt – Ein biografischer Roman über Margarete Hoffer und den Widerstand im Dritten Reich
13.8.2025

Eine Rezension mit Text und Bildern von Iris Kannenberg
„Die Vikarin“ von Brigitte Liebelt ist weit mehr als ein biografischer Roman; es ist ein zutiefst berührendes und erschütterndes Werk, das das Leben von Margarete Hoffer, einer beeindruckenden Widerstandskämpferin im Dritten Reich, in den Mittelpunkt stellt. Die Erzählung verknüpft historische Fakten mit literarischer Intensität und führt die Lesenden durch die dunkelste Zeit des 20. Jahrhunderts, in der Menschlichkeit, Glaube und Widerstand zu existenziellen Fragen wurden.
Margarete Hoffer wurde 1906 geboren und starb 1991 in Graz. Ihr Leben war geprägt von einem festen christlichen Glauben, der sie befähigte, in einer Zeit der Angst und Unterdrückung Rückgrat zu zeigen. Die Gefahren, denen sie sich entgegenstellte, waren lebensbedrohlich: Folter, Gefängnis und Konzentrationslager waren ständige Bedrohungen für alle, die offen oder im Verborgenen gegen das NS-Regime opponierten.
Trotz dieser Risiken blieb Margarete Hoffer ihrer Überzeugung treu. Sie sah ihre Aufgabe darin, verfolgten Christen beizustehen und wurde besonders durch ihren Einsatz für jüdische Mitmenschen bekannt. Gemeinsam mit Gleichgesinnten – darunter Pfarrer Kurt Müller, Hermann Diem, Elisabeth Braun und Pastor Martin Niemöller – organisierte sie gefälschte Papiere, neue Identitäten und Fluchtmöglichkeiten für Juden in Deutschland und Österreich. All dies geschah unter Einsatz des eigenen Lebens.
2012 wurden Margarete Hoffer, Elisabeth Braun und Pfarrer Kurt Müller dafür posthum von der israelischen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem mit dem Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.
Als roter Faden führt die fiktive Lebensgeschichte von Elly Haller aus Schwenningen den Leser durch das Buch. Mit Hilfe ihrer Figur rückt die Autorin den Widerstand um Margarete Hoffer während der Zeit des Nationalsozialismus in ein bewegendes Licht. Bei einer Begegnung in der „Schwedischen Israelmission Wien“ kurz vor der Annektierung Österreichs im Jahr 1938 kreuzen sich die Lebenswege der beiden Frauen. Elly, geprägt von ihrem christlichen Glauben, wird Zeugin der beginnenden Entmenschlichung der jüdischen Bevölkerung und trifft die folgenschwere Entscheidung, zu helfen. Für sie ist das Helfen eine logische Konsequenz ihrer Überzeugung und ihres Glaubens.

Mit oft schonungslosem Realismus schildert der Roman das Martyrium der jüdischen Bevölkerung durch das nationalsozialistische Regime. Die Grausamkeiten, die mit einer solchen Eindringlichkeit beschrieben werden, bewegen zutiefst und manchmal zu Tränen. Gleichzeitig gewährt das Buch tiefe Einblicke in die Haltung der deutschen und österreichischen Gesellschaft gegenüber der Hitler-Diktatur, die mit rasanter Geschwindigkeit jeden Widerspruch zum Verstummen bringt und nur noch eine einzige Denkrichtung zulässt.
Besonders eindrucksvoll beschreibt der Roman, wie sich die Spaltung durch sämtliche Bevölkerungsschichten zieht und viele Menschen zu Mitläufern oder gar Tätern werden. Die Dynamik der Spaltung wird während des Lesens spürbar, der tiefe Riss innerhalb des Volkes aber auch der Kirche nachvollziehbar. Die Frage, wie leicht sich Freiheit einschränken und das Denken manipulieren lässt, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Margarete Hoffer.
Innerhalb der Kirchen formiert sich bereits früh Widerstand gegen das Nazi-Regime: Gläubige arbeiten im Untergrund, bekennen öffentlich ihren Glauben an Jesus Christus und stehen mutig für seine Werte ein. Viele von ihnen zahlen einen hohen Preis, sie werden in Konzentrationslager deportiert, gefoltert, verspottet und getötet. Man wird unwillkürlich an die Worte des Hebräerbriefs 11,35 bis 11,38 erinnert: „... Andere aber sind gemartert worden und haben die Freilassung nicht angenommen, auf dass sie die Auferstehung, die besser ist, erlangten. 36 - Wieder andere haben Spott und Geißelung erlitten, dazu Fesseln und Gefängnis. 37 - Sie sind gesteinigt, zersägt, durchs Schwert getötet worden; sie sind umhergezogen in Schafpelzen und Ziegenfellen; sie haben Mangel, Bedrängnis, Misshandlung erlitten. 38 - Sie, deren die Welt nicht wert war, sind umhergeirrt in Wüsten, auf Bergen, in Höhlen und Klüften der Erde…“. Und natürlich immer wieder eindrucksvoll an Jesus Christus und seinen Tod am Kreuz.

Das Buch fesselt von Anfang bis Ende und regt zur Selbstreflexion an, besonders in Bezug auf christliches Verhalten in schwierigen Zeiten. Es zeigt eindringlich, wie schnell sich Menschen zum Täter wandeln können und zieht Parallelen zur Gegenwart, etwa bei Manipulation und Einschränkung von Freiheit. Zugleich betont der Roman die Bedeutung des Glaubens an Jesus Christus als festen Orientierungspunkt, vor allem im Widerstand gegen Ungerechtigkeit. Die bewegende Lebensgeschichte von Margarete Hoffer wird spannend und einfühlsam erzählt – eine empfehlenswerte Lektüre mit großem Erkenntnisgewinn nicht nur für Christen.
Autorin Brigitte Liebelt zeichnet sich zudem durch eine glasklare Recherche zu ihren Protagonisten aus, die sich an die historischen Vorbilder hält und jeder Prüfung standhält. Zu Recht erscheint dieses Buch daher bereits in der zweiten Auflage beim GerthMedien-Verlag und wird von mir abschließend mit „sehr empfehlenswert“ beurteilt.

„Die Vikarin, Margarete Hoffer – Widerstand im Dritten Reich“, Biografischer Roman, erschienen im GerthMedien-Verlag, 2. Auflage 2025, Bestell-Nr. 821051, IBAN 978-3-98-051-4, Hardcover, Preis: 20,00 Euro, für Kindle: 13,00 Euro