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50. Ordinationsjubiläum: Werner Will erinnert sich an Pionierarbeit am Bierbaum
1.10.2025

Von Bettina Görlitzer
LÜDENSCHEID + Werner Will hat über Jahrzehnte in der evangelischen Kirchengemeinde Hellersen-Loh in Lüdenscheid gewirkt. Im September 1975 wurde er in der Apostelkirche am Bierbaum zum Pfarrer ordiniert und hat bis zum Eintritt in den Ruhestand 1998 die damals noch eigenständige Gemeinde geprägt. Seit 2005 ist der Bezirk der Apostelkirche Teil der innerstädtischen Versöhnungskirchengemeinde. Dr. Christof Grote, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, ließ es sich nicht nehmen, dem 89-Jährigen persönlich zum 50-jährigen Ordinationsjubiläum zu gratulieren und bedankte sich bei Werner Will und seiner Ehefrau Ingrid für ihr langjähriges Engagement in der Lüdenscheider Kirchengemeinde.

Werner Will selbst erinnert sich lebhaft an die Zeit als Pfarrer der Gemeinde am Bierbaum, wo seine Familie bis heute enge Verbindungen hat. Im Rückblick sagt er: „Ich bin unendlich dankbar, dass Gott mich so geführt hat.“ In Lüdenscheid ist er mit seiner Familie heimisch geworden. „Wir freuen uns immer wieder, dass wir hier so viele tolle Mitarbeiter und Freunde gefunden haben.“ Der Superintendent des damaligen Kirchenkreises Lüdenscheid Karl Friedrich Mühlhoff habe ihn überredet, sich auf die damals seit einem Jahr vakante Pfarrstelle an der Apostelkirche zu bewerben. „Wir mussten alles neu aufbauen“, erinnert Will sich.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau musste er regelrecht Pionierarbeit leisten, erzählt er. „Anfangs hatten wir gerade einmal zehn Gottesdienstbesucher.“ Dabei blieb es nicht lange. Werner und Ingrid Will suchten den Kontakt zu den Gemeindemitgliedern. Er selbst besuchte viele zuhause. „Besuchsdienste sind eine wichtige Aufgabe eines Pfarrers“, sagt er noch heute. Das Ehepaar rief Haus- und Jugendkreise ins Leben, baute Frauenhilfe und Bastelkreis auf. Dann kamen nach und nach viele engagierte Mitarbeiter und Gemeindemitglieder hinzu, so wurden dann auch Kindergottesdienste angeboten und ein insgesamt reges Gemeindeleben rund um die Apostelkirche nahm Fahrt auf. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die Freizeiten und zwei Reisen nach Israel, die er mit der Gemeinde organisiert hat, außerdem sei die Gemeinde „sehr spendenfreudig“ gewesen, was unter anderem den Anbau des Gemeindehauses ermöglichte. Ein Gemeindemitglied allein habe damals 50.000 D-Mark gespendet.

Auch an den direkt neben der Kirche gelegenen Kindergarten „Unterm Himmelszelt“, heute immer noch eng mit der Gemeinde verbunden, obwohl die Trägerschaft beim Kirchenkreis liegt, erinnert sich Werner Will gerne. Viele Gottesdienste hat er mit dem Jungen und Mädchen gefeiert. Sogar zu seinem Geburtstag seien die Kinder gekommen. „Das war immer schön, wenn die Kinder auf der Wiese ein Eis schleckten.“ Überhaupt sei an den Geburtstagen des Pfarrers „die Bude immer voll gewesen“, erinnert sich Ingrid Will lachend. So konnte Werner Will 1998 eine lebendige Gemeinde an seinen Nachfolger Jürgen Jerosch übergeben.
Die Gemeinschaft, die er in seiner Gemeinde gefunden hat, empfindet Werner Will als sehr wertvoll. Er möchte die Menschen ermutigen, diese „Gemeinschaft in christlichen Gemeinden zu suchen, füreinander da zu sein, sich zu unterstützen.“ Das ist bis heute sein Anliegen als Seelsorger. Dabei war Pfarrer nicht die erste Berufswahl des 1936 in Ostpreußen geborenen Werner Will. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er mit seiner Mutter nach Iserlohn, wo bereits zwei Tanten lebten. Nach der Schule lernte er den Beruf des Bau- und Maschinenschlossers, aber der Bau von damals sehr begehrten Strickmaschinen habe ihn nicht erfüllt, sagt er. Also begann er eine Ausbildung zum Diakon. Als solcher arbeitete er in verschiedenen Einrichtungen vor allem mit Kindern und Jugendlichen in Duisburg, Eversberg und Balve. Danach war er mehrere Jahre in Hohenlimburg tätig und studierte berufsbegleitend Theologie. Direkt nach dem Studium trat Werner Will die Stelle in Lüdenscheid an und wurde von Superintendent Mühlhoff in der Apostelkirche ordiniert.
Mit seiner Frau Ingrid ist Werner Will seit mehr als 60 Jahren glücklich verheiratet und hat zwei Töchter, einen Enkel und einen Urenkel. Auch dafür ist er „unendlich dankbar“ und wünscht sich, „dass Gott Kraft gibt, dass wir behütet und bewahrt noch einige Jahre zusammenbleiben können.“