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„Habe acht auf mich.“
12.10.2025

Ich kam von einer Reise zurück. Ziemlich genervt von einem langen Flug. Am Flughafen wartete ich auf den Shuttlebus. Ich saß auf einer Bank und hatte meinen Koffer und meinen Rucksack neben mich gestellt. Ein junger Mann kam auf mich zu und redete mich auf Englisch an. Er sprach so leise, dass ich aufstand, um ihn zu verstehen. Plötzlich beendete er das Gespräch. Ich setzte mich – und der Rucksack war weg. Alle Papiere, Geld, Kreditkarte, Pass, Führerschein. Ein Komplize von ihm hatte meine Unaufmerksamkeit ausgenutzt und meine Sachen gestohlen. Ich habe sie nie mehr wiedergesehen.
In mir tönte ein Satz meiner Mutter: „Pass auf deine Sachen auf.“
Im Alten Testament bittet Jeremia Gott: „Herr, habe acht auf mich.“ (Jer18,19)
So eine Unaufmerksamkeit kann Gott nicht passieren. Er passt auf seine Sachen und vor allem aber auf seine Menschen auf.
Paul Gerhardt, dichtete in seinem Lied „Befiehl du deine Wege“: „Der Wolken Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.“
Wenn sich Gott sogar um den Lauf der Winde und Wolken kümmert, wie viel mehr um seine geliebten Kinder. Der Vater im Himmel will nicht, dass wir verloren gehen. Darum behält er uns im Blick. Ich muss ihn eigentlich gar nicht bitten: „Habe acht auf mich.“ Doch dieses kleine Gebet kann mir helfen, mich jeden Tag neu auf Gott auszurichten. Das heißt nicht, dass alles glatt geht, aber ich kann Gott vertrauen. Gott passt auf mich auf. Das schenkt Geborgenheit auch wenn es schwierig wird. Es macht zuversichtlich, aber nicht leichtsinnig. Wie gut, dass Gott nicht unaufmerksam ist.

Bärbel Wilde
Pfarrerin i.R. -
Evangelischer Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg