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Glänzt er noch in seinem Lichte oder ist er längst Geschichte?

19.1.2020

Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Volker Bäumer, Pfarrer im Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg (Grafik: EKKLP)
Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Volker Bäumer, Pfarrer im Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg (Grafik: EKKLP)

Liebe Leserinnern und Leser!

 

Glänzt er noch in seinem Lichte oder ist er längst Geschichte? Die meisten deutschen Haushalte, habe ich gelesen, entsorgen ihren Weihnachtsbaum spätestens in der 2. Januarwoche. Vor Jahren jedoch hatte die Mutter eines Jugendfreundes beschlossen, ihn gleich nach Neujahr aus dem Haus zu werfen. Das Wohnzimmer sollte wieder ordentlich fertig gemacht werden. Und dann sollte der Weihnachtsbaum auch gleich mit abgeräumt werden. Er war einfach im Weg. Doch uns Kindern tat er leid. Er war noch so schön, er war noch so grün, und er nadelte überhaupt noch nicht! Deshalb beschlossen wir, ihn nach draußen in den Garten zu stellen. Wir banden ihn dort ein wenig fest an die übrigen Tannen.

 

Dort stand er nun, der abgetakelte Weihnachtsbaum, und als es über Nacht geschneit hatte, konnte niemand den Unterschied erkennen zwischen dem ausrangierten Weihnachtsbaum und den übrigen Tannenbäumen. Und doch gab es da einen! Einen großen Unterschied sogar, einen lebenswichtigen. Auch, wenn er noch nicht auffiel. Auch, wenn er noch nicht sichtbar war. Aber es gab ihn! Der nur angebundene Weihnachtsbaum war und blieb ein „toter Baum“. Und so grün sein Nadelkleid noch immer war, er blieb dazu verurteilt, es zu verlieren. Und so schön er noch aussah, sein Los blieb, sterben zu müssen. Er war ja nicht eingewurzelt. Die übrigen Tannen konnten getrost einem neuen Frühling entgegensehen. Denn sie waren eingewurzelt, verbunden mit der Fülle des Lebens, verbunden mit allem, was sie zum Leben und Überleben brauchten.


„Von seiner Fülle haben wir genommen Gnade um Gnade“, heißt es von Jesus Christus im Wochenspruch für die kommende Woche (Joh. 1, 16). So heißt es auch im Rückblick auf Weihnachten, dass die „heilsame Gnade Gottes, erschienen sei im Stall von Bethlehem. Das alljährliche Geschick „toter Weihnachtsbäume“ ist traurig. Wer aber aus der uns geschenkten Weihnachts- und Gnadenfülle Gottes lebt, Tag für Tag, der „nadelt“ nicht. Denn er ist „wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, und seine Blätter verwelken nicht…“ (Ps.1) Vertrauen Sie dem „ewigreichen Gott“, und probieren Sie es, Tag für Tag aus SEINER Fülle Gnade um Gnade zu nehmen.

 

 

Volker Bäumer

Pfarrer im Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg

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