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„Den Bedürftigen ein Trost, den Armen eine Stütze“

21.6.2020

Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Pfr. Christof Grote, Diakoniepfarrer für den Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg (Grafik: EKKLP)
Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Pfr. Christof Grote, Diakoniepfarrer für den Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg (Grafik: EKKLP)

„Den Bedürftigen ein Trost, den Armen eine Stütze“ – Diese Inschrift habe ich neulich auf einem alten Friedhof in Flensburg entdeckt, auf dem Grabstein eines Kaufmanns, gestorben am Ende des 19. Jahrhunderts. Auch wenn er in einer ganz anderen Zeit gelebt hat, kann ich mir diesen Mann gut vorstellen, wie er ehrwürdig hinter seinem Schreibtisch gesessen, die Geschicke der Firma geleitet hat und sich dennoch von Menschen ansprechen ließ, denen es schlecht ging, die eben Trost und Unterstützung brauchten. Vor meinem inneren Auge sehe ich die Witwe mit den zwei Kindern, den unverschuldet in Not geratenen Seemann, die junge Frau, die ungewollt und v.a. auch unverheiratet schwanger geworden ist. Es sind vermutlich viele, die so im Laufe seines Lebens zu ihm gekommen sind – und er hat geholfen.


Auch wenn auf dieser Grabinschrift ein gewisses Pathos mitschwingt, für diesen Unternehmer ist Nächstenliebe wohl nicht bloß ein Schlagwort, sondern eine echte Verpflichtung gewesen, so wie auch hier im Lennetal Frauen und Männer gewesen sind, die die Verantwortung für ihre Mitmenschen wahrgenommen haben. – Und auch heute noch gibt es viele, die in ihren Fähigkeiten und Gaben und auch in ihrem Wohlstand eine Verpflichtung sehen, die sich sozial engagieren und für andere einsetzen, die spenden und helfen, Gott sei Dank! Vieles in der diakonischen Arbeit unserer Kirche wäre ohne solche Unterstützung gar nicht möglich.


„Den Bedürftigen ein Trost, den Armen eine Stütze“ – Das Verständnis der Diakonie hat sich in den letzten 100 Jahren sehr geändert, und das ist auch gut so: nicht mehr Hilfe von oben herab, sondern möglichst Begegnung auf Augenhöhe; nicht mehr dauerhafte Versorgung, sondern möglichst Hilfe zur Selbsthilfe; nicht mehr wissende Helfer und hilflose Notleidende, sondern Betroffene, die möglichst zu Beteiligten werden. Aber trotzdem: wenn Bedürftige Trost finden und Arme unterstützt werden, dann ist immer noch ganz viel von dem erreicht, was Jesus Christus für alle Menschen will. Im Wochenspruch für die neue Woche hören wir das mit seinen eigenen Worten: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28) Daraus können wir selber Kraft schöpfen und wir können es anderen weitersagen und sie erfahren lassen.

Ihr
Christof Grote,

Diakoniepfarrer

des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg

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