Artikel Archiv

Ein Café im blauen Bollerwagen

16.8.2020

Anne Jahn (Mitte) unterhält sich prächtig mit zwei Besucherinnen des Klapp-Cafés. Foto: Wolfgang Teipel/dw
Anne Jahn (Mitte) unterhält sich prächtig mit zwei Besucherinnen des Klapp-Cafés. Foto: Wolfgang Teipel/dw

PLETTENBERG + Zwei Besucherinnen flankieren Anne Jahn vom Stadtteiltreff Eschen. Eine weitere Besucherin steht vor dem Trio, das im Schatten vor Ihre Kette/Schenck an der Derfflinger Straße sitzt. Mit dabei sind Elfi Kohn und ihr Vierbeiner Jack. Sie freut sich darüber, dass sie mal wieder mit jemandem quatschen kann.

 

Worum geht’s? Wie sieht’s in den Freibädern in der Umgebung aus. Die Umstände beim Friseur während der Corona-Pandemie. Elfi Kohn würde sich eigentlich gern mal wieder die Haare machen lassen. Ihre Bekannte kommt gerade vom Friseur. Wie wird der Schulstart unter Corona-Bedingungen laufen. Und so geht es an diesem Vormittag hin und her. Alle machen sich ihre Gedanken. Jack döst derweil im Schatten. Wahrscheinlich findet aber auch er das Klapp-Café ganz cool.

 

Kaffee, Kekse und Zeit zum Zuhören

 

Vor einigen Tagen war Anne Jahn wieder mit dem blauen Bollerwagen unterwegs. Sie transportierte einen Klapptisch, mehrere Klappstühle, Thermoskannen mit Kaffee, Kekse und Zeit zum Zuhören zum Eschen. Ein komplettes Café auf Rädern eben. Das Klapp-Café wird vom Stadtteil-Treff Eschen angeboten. Dieser gehört zur der Freiwilligenzentrale des Diakonischen Werkes. Silke Vieregge und Anne Jahn haben sich die Stadtteilarbeit auf dem Eschen auf ihre Fahnen geschrieben.  Das bedeutet: Kontakt zu den Menschen halten, erfahren, was sie bewegt, Zuwendung in schwierigen Zeiten und Probleme lösen.

 

Die guten alten Zeiten . . .

 

Früher war das anders: „Wir hatten jede Menge Geschäfte auf dem Eschen“, sagt Elfi Kohn. So kamen die Menschen automatisch in Kontakt. Geblieben ist aus dieser Blütezeit der Markt an der Derfflinger Straße. Deshalb musste ein zusätzliches Angebot her. Im Klapp-Café erfahren die Mitarbeiterinnen des Stadtteiltreffs, ob sich die Menschen auf dem Eschen wohlfühlen, was ihnen besonders gefällt und was sie stört. Gleichzeitig können sie im Klapp-Café über Veranstaltungen informieren, auf Hilfsangebote und auf Anlaufstellen aufmerksam machen.

 

Noch immer eine Gemeinschaft

 

Ein Mann fährt mit seinem Wagen auf den Parkplatz. Anne Jahn lädt ihn auf eine Tasse Kaffee ein. Er winkt ab. „Keine Zeit“, sagt er. Elfi Kohn nickt wissend. „Seine Frau ist nicht gut zurecht.“ Irgendwie sind die Älteren auf dem Eschen doch eine Gemeinschaft, auch wenn der ständige Kontakt fehlt. In diesem Jahr werden die Begegnungen besonders vermisst. Das Stadtteilfest fällt wegen der Corona-Pandemie flach und auch auf andere Angebote müssen die Menschen auf dem Eschen verzichten. Vor diesem Hintergrund erhält das Klapp-Café eine besondere Bedeutung.

 

Bald vielleicht in einer Garage?

 

Es soll, wenn die Abstandsregeln eingehalten werden können, künftig wieder regelmäßig angeboten werden. Nicht nur bei strahlendem Sonnenschein. Eine Besucherin bietet ihre Garage an. Sie soll eigens für ein Treffen am Eschen aufgeräumt werden. Das nennt man Einsatz. Anne Jahn ist zufrieden und als noch eine weitere Besucherin hinzugesellt, die eigentlich nur eben ihren Einkauf erledigen wollte, haben sie und der blaue Bollerwagen mit seiner mobilen Café-Ausrüstung ihr Ziel wieder einmal erreicht.

 

Am 19. und 26. August wieder auf Tour

 

Das Klapp-Café steht eben unter einem guten Stern. Gleich beim ersten Aufbau, er liegt schon länger zurück, lernte Silke Vieregge des zuständigen Schornsteinfeger kennen. Die Männer und Frauen in der schwarzen Berufskleidung gelten als Glücksbringer. Ein gutes Zeichen für die Zukunft des Klapp-Cafés . . .

 

Am 19. und 26. August macht das Klapp-Café erneut Station auf dem Eschen.

zurück zur Übersicht