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Sein Leben für jemanden geben

14.3.2021

Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Rainer Gremmels, Pfarrer der Evangelische Christus-Kirchengemeinde Lüdenscheid (Grafik: EKKLP)
Das Wort zum Sonntag: Diesmal mit Gedanken von Rainer Gremmels, Pfarrer der Evangelische Christus-Kirchengemeinde Lüdenscheid (Grafik: EKKLP)

Vor einem Jahr ging eine bewegende Meldung durch die Medien: Der italienische Priester Giuseppe Berardelli aus der Kleinstadt Casnigo war im Alter von 72 Jahren an Corona erkrankt und musste ins Krankenhaus. Dort sollte er künstlich beatmet werden. Doch wie die BBC berichtete, lehnte der die Behandlung ab. Das Beatmungsgerät solle besser für einen jüngeren Patienten verwendet werden, habe Berardelli gesagt. Die Ärzte erfüllten seinen Wunsch, und nur wenig später starb Beradelli im Krankenhaus. Als sein Sarg ins Krematorium gebracht wurde, applaudierten die Einwohner von Casnigo von ihren Balkonen aus dem Mann, der sein Leben für einen Jüngeren gegeben hatte.

 

Doch einige Zeit später wurden Zweifel laut an dieser Darstellung. Berardelli solle die Beatmung durch das Gerät abgelehnt haben, weil er sie nicht habe vertragen können. Das berichtete ein katholisches Nachrichtenportal mit dem Hinweis, dass Barardelli aber trotzdem ein vorbildlicher Mensch gewesen sei, der sein Leben in den Dienst der Gemein-schaft gestellt habe.

Also doch keine Tat der Nächstenliebe, bei der jemand sein Leben für einen anderen Menschen gegeben hat? Wie es sich wirklich zugetragen hat, ist für uns wohl nur schwer herauszufinden.

 

Dass einer sein Leben für jemand anderen gibt, bleibt ja für uns auch schwer vorstellbar. Und doch lesen wir in der Bibel, dass Jesus Christus wirklich für uns in den Tod gegangen ist, um das auf sich zu nehmen, was uns von Gott trennt. Jesus erlitt Verachtung, Leiden und Tod um uns den Weg zu Gott zu ebnen. Er gab sein Leben, um für uns durch seine Auferstehung den Tod zu überwinden. In einer Zeit, in der sonst die Parole gilt: „Rette sich, wer kann!“, rechnet kaum noch jemand damit, dass einer nicht darauf aus ist, den eigenen Kopf zu retten, sondern unseren. Bei Jesus war das aber so, daran gibt es keinen Zweifel. In diesen Wochen der Passionszeit denken wir daran, dass Jesus dass alles aus Liebe zu uns getan hat. Das ist die zuverlässige Nachricht in diesen Tagen: Und das ist die wahre Liebe: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns zuerst geliebt und hat seinen Sohn gesandt, damit er uns von unserer Schuld befreit (1. Joh 4,10).

Pfarrer Rainer Gremmels Evangelische Christus-Kirchengemeinde Lüdenscheid

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