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Neue Pfarrerin im Probedienst stellt sich vor

26.6.2021

Mathea Dieker ist Pfarrerin im Probedienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Halver. (Foto: Sabine Grotehans)
Mathea Dieker ist Pfarrerin im Probedienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Halver. (Foto: Sabine Grotehans)

Von Iris Kannenberg

 

Liebe Mathea, bitte stelle Dich unseren Lesern kurz vor.

 

Mathea Dieker: "Gern. Ich bin 29 Jahre alt, alleinstehend und komme aus Rahden in Ostwestfalen. Studiert habe ich in Wuppertal und Greifswald, mein Vikariat habe ich in Lippstadt absolviert. Eigentlich hatte ich vor, noch mal die Uni zu wechseln, einfach um noch andere Theologen persönlich zu hören. Bei mir hat sich das aber einfach nicht ergeben. Ich bin zudem Mitglied in der „Geistlichen Gemeinde Erneuerung (GGE)“. Dort mache ich viel Lobpreis, spiele Gitarre und singe. Überhaupt schlägt mein Herz für Lobpreis und die Anbetung Gottes."

 

Wann bist Du als neue Pfarrerin in Halver gestartet?

 

"Nach meinem Vikariat habe ich eine Stelle als Pfarrerin im Probedienst gesucht und bin dabei auf die sehr aktive Gemeinde in Halver gestoßen. Ich habe mich dann mit den dortigen Kollegen getroffen und dachte: „Das ist ein cooles Team, davon möchte ich Teil sein.“ Das lief ein bisschen über das Gemeindeprofil der Nikolai-Kirche. Glücklicherweise hat auch das Landeskirchenamt, nachdem ich dort ein Einstellungsgespräch hatte, entschieden, dass sie mich nach Halver senden. Am 1. April 2021 habe ich dann dort angefangen. Nach den zwei Jahren, die jetzt vor mir liegen, kann ich mich noch einmal frei entscheiden, wo ich mich bewerben will."

 

Das Gemeindeleben ist im Moment durch Corona ziemlich eingeschränkt.

 

"Ja, und ich finde es teilweise erschreckend, wie sehr man sich an die eingeschränkten Formate des Gemeindelebens gewöhnt hat. Es gibt keinen Ort mehr, an dem Gemeinde real zusammenkommt. Ich versuche gerade herauszufinden, wer bei uns wer ist. Ich suche mir das zusammen. Die früheren Gespräche zwischen Tür und Angel, bei denen man sich kennenlernen konnte, fehlen total. Ich werde sicher länger brauchen, jeden mit Namen zu kennen. Ich bin trotzdem erstaunt, wie viele Halveraner mich bereits ganz selbstständig kontaktiert haben. Das ist eine schöne Erfahrung. Und das spricht auch für die Gemeinde, dass sie nicht passiv zu Hause sitzt und wartet, sondern sich aktiv aufmacht."

 

Was hat Dich an der Nikolaikirche so überzeugt?

 

"Als erstes habe ich ja nur die Kollegen kennengelernt. Sie haben mich dadurch überzeugt, dass sie als Team zusammenarbeiten. Obwohl sie so unterschiedlich sind, arbeiten sie Hand in Hand. Mich hat auch die Gottesdienstkultur in Halver sehr angesprochen. Es existiert in dieser Gemeinde ein starkes Bewusstsein dafür, dass der Gottesdienst allen gemeinsam gehört und auch so gestaltet werden will. Es gibt viel neue, mitreißende Musik und eine große Offenheit für mehr von Gott."

 

Siehst Du in der jetzigen Situation durch Corona etwas Positives?

 

"Ich finde es positiv, dass es mehr technische Möglichkeiten gibt. Es ist wie ein Aufwachen: „Hej, es gibt ja Facebook, Instagram und Youtube!?!“ Wir begegnen über die Sozialen Medien jetzt Leuten, die nie in die Kirche gehen und sich auf einmal in die Livestreams einschalten. Ich glaube, es ist gerade eine wichtige Zeit für die Kirche. Eine Vorbereitungszeit für das, was nach Corona kommen wird. Meine Sorge ist, dass wir die Zeit dafür nicht richtig nutzen. Wir versuchen angestrengt, zur Normalität zurück zu kommen. Aber vielleicht ist das ja gar nicht das Ziel. Vielleicht müssen wir weit darüber hinaus denken. Und das Neue annehmen, das sich uns aber nicht nur durch die Social-Media-Kanäle anbietet. Ich finde es zudem gut, dass es entspannter geworden ist, sich mal eben per Zoom zu treffen. Solche Dinge sind deutlich einfacher und spontaner geworden. Warum soll man sie nicht beibehalten?"

 

Warum bist Du eigentlich Pfarrerin geworden?

 

"Das war eine persönliche Entwicklung. Ich bin in einer Gemeinde aufgewachsen, hab viel Jugendarbeit gemacht und war im Musikteam. Für mich war es immer selbstverständlich, innerhalb der Gemeinde zu leben und mich aktiv zu beteiligen. Dann hat mich mein damaliger Pfarrer angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, Pfarrerin zu werden. Das war erst einmal ein ungewohnter Gedanke. Ich liebe meine Kirche. Ich finde nicht alles gut daran, aber ich liebe sie und möchte etwas mit zum Guten verändern. Wie geht das besser, als Pfarrer zu sein? Und natürlich will ich meine Berufung leben. Wohin mich Gott da letztendlich führt, ist für mich noch offen. Ich kann mir vorstellen, dass Lobpreis eine Rolle dabei spielen könnte. Für mich ist es gerade tatsächlich ein großes Thema herauszufinden, wohin mein Weg führt."

 

Fühlst Du Dich nach Halver geführt von Gott?

 

"Ich wollte gern, dass er da noch einmal deutlicher spricht und habe ihn wirklich gesucht. Dann war mein Gefühl aber sehr klar, dass Gott mir die Entscheidung überlässt, wohin ich gehe und es ok für ihn ist, wie genau ich mich entscheide."

 

Siehst Du die Kirche eher losgelöst vom normalen Leben oder wirkt sie auch aktiv in die Gesellschaft mit ein. Ist Kirche politisch?

 

"Kirche sollte nicht politisch sein. Auch politische Predigten finde ich nicht gut. Wir sind auf Gottes Seite und nicht eine politische Einrichtung. Kirche sollte trotzdem Einfluss und Auswirkungen haben auf alle gesellschaftlichen Bereiche. Auch wenn sie sich nicht klar in einer politischen Ecke positioniert. Der Fokus der Kirche liegt nach wie vor auf der Gottesbegegnung. Und eine echte Begegnung mit dem lebendigen Gott hat auf jeden Fall Auswirkung auf unser Leben. In unserer gesamten Gesellschaft."

 

Was ist Dir für kommende Zeiten wichtig?

 

"Für mich persönlich ist mir wichtig, mit Gott noch mehr in die Tiefe zu gehen. Ihm weiter zu folgen und nachzugehen. In Bezug auf die Gemeinde ist mir wichtig, sie erst einmal richtig kennenzulernen, aber auch gerade den Menschen zu begegnen, die es jetzt besonders brauchen. Ich bin davon überzeugt, dass es hier in Halver Menschen gibt, mit denen Gott mich zusammen bringen will. Vielleicht weil sie mich als Seelsorger brauchen. Aber auch mit solchen, die für mich und mein persönliches Weiterkommen wichtig sind."

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