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Gewählt und berufen

12.10.2021

Steffen Pogorzelski ist in den Ev. Gemeinden Kreuzkirche Lüdenscheid und Brüninghausen zum Pfarrer gwählt. (Foto: Iris Kannenberg)
Steffen Pogorzelski ist in den Ev. Gemeinden Kreuzkirche Lüdenscheid und Brüninghausen zum Pfarrer gwählt. (Foto: Iris Kannenberg)

Lieber Steffen, bitte stelle Dich unseren Lesern kurz vor.

 

Ich bin 32 Jahre alt und verheiratet mit Katjana. Gemeinsam haben wir eine Tochter, die jetzt 15 Monate alt ist. Geboren wurde ich in Herne und bin groß geworden in Castrop-Rauxel. 2012 sind meine Eltern nach Halver ins Sauerland gezogen. Ich selbst bin erst seit 2,5 Jahren hier ansässig. Lüdenscheid gefällt mir gut, schon wegen der vielfältigen Natur um die Stadt herum und natürlich wegen der vielen lebendigen Gemeinden.

 

Mein Vikariat habe ich in der Johanneskirchen-Gemeinde Münster mit Schwerpunkt auf die Gnadenkirche absolviert. Anschließend ging es weiter mit dem Probedienst in der Kreuzkirchengemeinde und Kirchengemeinde Brüninghausen in Lüdenscheid. Ich hatte das Glück, eine Vakanz-Vertretung anzutreten und von Beginn an, den ganz normaler Job eines Pfarrers zu übernehmen. Im Moment freue ich mich sehr, dass ich am 23.09.2021 von den beiden Presbyterien der Kreuzkirchengemeinde Lüdenscheid und der Kirchengemeinde Brüninghausen einstimmig zum Pfarrer beider Gemeinden gewählt wurde. Mein Dienstumfang in der pfarramtlich verbundenen Pfarrstelle beträgt pro Gemeinde 50%, so, wie es bisher auch in meinem Probedienst war. Am 31. Oktober ist der Einführungsgottesdienst. Ab 1. November beginnt dann mein Dienst als gewählter Pfarrer.

 

Das Gemeindeleben ist durch Corona eingeschränkt. Wie hast Du diese Zeit erlebt?

 

Beruflich als deutlich herausfordernder und stressiger als ich vorher dachte. Wir haben viel im Hintergrund gearbeitet und mussten kreative Wege zu finden, den Menschen auch weiterhin geistlich beizustehen. Da alle paar Wochen eine neue Verordnung in Kraft trat und man sich dementsprechend schnell anpassen musste, war es wirklich nicht einfach, da immer so schnell mitzuziehen. Für die Gemeinde war das alles dennoch nur eine Notlösung. Das Digitale, das wir angeboten haben – Livestream, Presbyteriums-Sitzungen, Kirchencafé, Passionsandacht, Jugendkreis, Ankerzellen und vieles mehr – war gut, aber es fehlten irgendwann doch die persönlichen Gespräche und die echte Gemeinschaft mit echten Menschen. Wir haben aber auch daraus gelernt und ich mache Mitarbeitertreffen oder anderes jetzt auch weiterhin eher über Video-Konferenzen.

 

Trotz Hygienevorschriften hatte ich natürlich Kontakt zu Gemeindemitgliedern. Bei Beerdigungen, Hochzeiten oder Taufen zum Beispiel. Was auf jeden Fall stört, sind die Masken, da man sich nicht richtig sehen kann. Es ist viel schwerer, sein Gegenüber damit richtig einzuschätzen.

Steffen Pogorzelski und seine Frau Katjana freuen sich darauf, Lüdenscheid mehr und mehr kennenzulernen. (Foto: Iris Kannenberg)
Steffen Pogorzelski und seine Frau Katjana freuen sich darauf, Lüdenscheid mehr und mehr kennenzulernen. (Foto: Iris Kannenberg)

Siehst Du an der Corona-Situation auch etwas Positives?

 

Die Zusammenarbeit der Gemeinden war sehr gut. Durch die Zoom-Treffen haben sich die beiden Gemeinden tatsächlich neu kennengelernt. Beziehungen sind entstanden, die weiterhin halten. Vielleicht wäre das ohne die gemeinsamen digitalen Treffen so gar nicht passiert. Das ist sehr positiv. Die Menschen, die an den digitalen Dingen teilnehmen konnten, empfanden das alle übereinstimmend als super. Die Zusammenarbeit hat sich tatsächlich verstärkt, statt einzuschlafen. Und wo es eben ging, habe ich die entstandenen Synergieeffekte für mich genutzt. Das hat gut geklappt.

 

Warum wolltest Du eigentlich Pfarrer werden?

 

Mein erster Wunsch ist es nach wie vor, dass Menschen Jesus kennenlernen und erfahren, wie schön es ist, mit ihm zu leben. Mir macht es Spaß, Menschen auf diesem Weg zu begleiten und Fragen zu dem Leben mit Gott zu beantworten. Pfarrer ist ein Beruf, der mit Menschen arbeitet und sie positiv unterstützt. Ich war schon ein wenig beeinflusst von meinem Vater, der ja auch Pfarrer ist. Ich wusste zumindest ansatzweise, was auf mich zukommt. Richtig abschätzen kann man das aber selbst als Pfarrerssohn nicht. Ich hatte zudem großen Respekt davor, vor Menschen frei zu reden. Das habe ich mir in der Schulzeit nicht vorstellen können. Ich war eher schüchtern. Es kam nach und nach, dass ich immer freier geworden bin, schon durch die Herausforderung, auf der Kanzel zu stehen.

 

Fühlst Du Dich von Gott berufen??

 

Ja, ich fühle mich berufen. Der Weg mit Gott in diesen Job hinein war ein beständiger. Es gingen immer wieder die richtigen Türen auf. Dazu kamen persönliche Erlebnisse mit Jesus und das Vertrauen, dass er mir vorangeht, wie ich mich auch immer entscheide. Ich habe erst einmal nur aus Freude an der Theologie dieses Fach studiert. Dabei ist der Wunsch, den Beruf des Pfarrers zu wählen immer stärker gewachsen. Solange, bis ich mir ganz sicher war.

 

Siehst Du die Kirche eher losgelöst vom normalen Leben oder wirkt sie auch heute noch aktiv in die Gesellschaft mit ein?

 

Man hat schon eine Berufung dazu, in die Gesellschaft einzuwirken. Kirche sollte auf jeden Fall von außen sichtbar sein. Gesellschaftlich ist das gerade eher weniger der Fall. Wahrscheinlich ist das aber auch für uns Chance und Herausforderung, die Menschen immer wieder auf Gott hinzuweisen, der in Jesus Mensch geworden ist. Und ganz wichtig: Dass Du zu Jesus gehörst, muss sich darin zeigen, wie Du lebst.

 

Was wünscht Du Dir für Deine Zukunft in Lüdenscheid?

 

Ich wünsche mir, dass wir als Familie immer mehr in Lüdenscheid ankommen. Dass diese Stadt zu unserer Heimat wird. Beruflich beschäftigt mich die Vereinigung unserer beiden Gemeinden, die 2024 auf uns zukommt und gut vorbereitet werden will. Da dies auf Grundlagen der gemeinsamen Entscheidung beider Gemeinden passiert, habe ich die Hoffnung, dass es richtig gut wird. Dass alle Freude daran haben, auch wenn es viel Arbeit bedeutet. Es sind zwei lebendige Gemeinden, die jetzt zu einer werden. Beide Gemeinden haben ein großartige, langjährige Tradition und können voneinander in positiver Weise profitieren.

 

Ich freue mich einfach darauf, diesen Prozess zu begleiten. Jetzt konnten wir uns den zukünftigen Partner noch aussuchen, was vielleicht schon nächstes Jahr nicht mehr so einfach gegangen wäre. Die Zusammenarbeit der Kreuzkirche mit der Kirchengemeinde Brüninghaus ist einfach super. Ich wünsche mir, dass das so bleibt und – wer weiß – vielleicht sogar noch besser wird. Jetzt freue ich mich erst einmal auf meine Arbeit als Pfarrer in beiden Gemeinden und darauf, Lüdenscheid richtig kennenzulernen. ©ik

Pfarrerwahl geschafft, Steffen Pogorzelski (2.v.l. vorne) gemeinsam mit den beiden Presbyterien und dem Superintendenten Dr. Christoph Grote neben dem Pfarrer der Kreuzkirche Eckart Link (rechts vorne). (Foto: Iris Kannenberg)
Pfarrerwahl geschafft, Steffen Pogorzelski (2.v.l. vorne) gemeinsam mit den beiden Presbyterien und dem Superintendenten Dr. Christoph Grote neben dem Pfarrer der Kreuzkirche Eckart Link (rechts vorne). (Foto: Iris Kannenberg)

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