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Nachgefragt: Pfarrstellenbesetzung in Plettenberg

9.12.2021

Nachgefragt: Pfarrer Auner zur Situation der Pfarrstellenbesetzung in der Ev. Kirchengemeinde Plettenberg. (Foto: Damschen/EKKLP)
Nachgefragt: Pfarrer Auner zur Situation der Pfarrstellenbesetzung in der Ev. Kirchengemeinde Plettenberg. (Foto: Damschen/EKKLP)

PLETTENBERG + „In der Coronazeit hatten wir in unserer Kirchengemeinde so viele Gottesdienste wie in den Zeiten mit 4 Pfarrern.“, berichtete Pfarrer Dietmar Auner. Das war nicht einfach aber notwendig, weil die Gemeindemitglieder unter der Abgeschiedenheit durch die Pandemie litten. So wurde eine wichtige Unterstützung in der verordneten Einsamkeit von der Kirche geleistet. Besonders schwierig, weil als Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Plettenberg nur Dietmar Auner zur Verfügung stand. Ohne die Unterstützung von Prädikantin Silke Bergmann, den Prädikanten Peter Winkemann, Kevin Risch, Fred Witte, Diakon Erhard Knabe, Pfarrer i.R. Wolfgang Plaga und nun auch Prädikant Dominik Rienäcker wäre die Arbeit nicht zu leisten. Sie alle, ebenso der Leiter des Kinder- und Jugendreferates Im Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg Diakon Klaus Salscheider, sind jetzt besonders in der kommenden Weihnachtszeit gefordert.

Prekär: 13 unbesetzte Pfarrstellen zu erwarten
Pfarrer Auner fand für die prekäre Situation erklärende Worte: „Es gibt kaum junge Menschen, die Theologie studieren wollen. In unserem Kirchenkreis gibt es 28 besetzte Gemeindepfarrstellen. Davon sind bis 2031 etwa 16 ruhestandsfähig. Also bleiben 12 noch aktiv besetzt. Wenn man den Schnitt zur jährlichen Neubesetzung von ca. 1/10 der verfügbaren Pfarrstellen zu Grunde legt, wären es 2,8 also gut gerechnet 3 neue Pfarrer. Es blieben 13 Pfarrstellen unbesetzt. Das erfordert Flexibilität in der gegenseitigen Unterstützung und Überschreitung bisherigen Grenzdenkens, um die pfarramtliche Versorgung der evangelischen Gemeindeglieder im Bereich der Stadt Plettenberg zu sichern. Auf diesem Wege hilft der Einsatz von Prädikanten, die ehrenamtlich Gottesdienste und im besonderem Auftrag des Pfarrers auch darüberhinausgehende Aufgaben von Fall zu Fall übernehmen werden.“

Die bereits vorgestellte neue Pfarrerin Christine Rosner, bis zum Herbst 2022 in Elternzeit, wird danach ihren Dienst aufnehmen. Pfarrer Auner geht voraussichtlich bis Ende 2022 in den wohlverdienten Ruhestand.

Wachsende Aufgaben
Etwas, was die nicht gerade rosigen Aussichten für junge PfarrerInnen noch mehr schmälert, sind die kommenden Regelungen der Landessynode: Zurzeit ist eine ganze Pfarrstelle für 3000 Gemeindemitglieder die Regel. Ab 2026 sollen es 4000, und ab 2031 werden es 5000 Gemeindemitglieder sein (die Ev. Kirchengemeinde Plettenberg hat zur Zeit 5500 Gemeindeglieder). Mit der wachsenden Zahl steigt ebenso die Anzahl der Aufgaben eines Pfarrers erheblich. Es ist eine Spirale ohne Ende: Je weniger neue Theologen, desto mehr Gemeindeglieder müssen betreut werden. Superintendent Dr. Christof Grote betonte auf der Tagung der Kreissynode am 10. November in Meinerzhagen, dass der Beschluss der Landessynode keinen finanziellen Grund habe. „Es gibt sehr wenig junge Theologinnen und Theologen, die in den Pfarrdienst kommen; gleichzeitig erreicht die Pensionierungswelle in den nächsten Jahren ihren Höhepunkt.“
Pfarrer Auner bestätigte die trüben Aussichten: „Wir bekommen das Verhältnis von 1/10 als Eintritt in das Pfarramt zu 9/10, die in den Ruhestand gehen. Um die pastorale Versorgung der evangelischen Gemeindeglieder in Westfalen sicherzustellen sollen, laut Kirchenleitung interprofessionelle Teams (IPT) gebildet werden.“

Aussichten in Plettenberg
Die Ev. Kirchengemeinden im Bereich der Stadt Plettenberg zusammen mit der Ev. Kirchengemende Herscheid gehören zum Kooperationsraum 2 unseres Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg. In diesem Kooperationsraum 2 sind derzeit 12.005 Gemeindeglieder.

Pfarrer Auner erklärte: „Bis 2026 rechnet man bei gleichbleibender demographischer Entwicklung mit einem Rückgang im Kooperationsraum auf 10.700 Gemeindeglieder. Solche Rechenmodelle sind natürlich immer zu hinterfragen, basieren aber auf Erfahrungen der vergangenen Jahre. Jedes Presbyterium wird sich in der nächsten Zeit mit diesen Fragen auseinandersetzen. Gemeinsame Beratungen sind geplant. Im Gespräch ist langfristig nicht die Fusion der Kirchengemeinden auf dem Stadtgebiet, sondern ein Kooperationsmodell, welches die pfarramtliche Versorgung sichern soll.“ © hd

Interprofessionelle Teams (IPT)
In interprofessionellen Teams teilen sich PfarrerInnen Aufgaben mit GemeindepädagogInnen und DiakonInnen, KirchenmusikerInnen oder Verwaltungsfachleuten, nicht hierarchisch oder nach Zuständigkeiten, sondern in einem Team, wo jede Profession gleichberechtigt in der Dienstgemeinschaft der Kirche mitwirkt. Nach Pilotprojekten seit 2015 hat die Landessynode im April den neuen Weg im „Gruppenamt“ empfohlen.

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