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Apostelkirche feiert Jubiläum

17.12.2021

Ein Blick ins in die Kirche vor der Renovierung. Zu den Denkmalpflegerische Arbeiten gehörten der Abbruch der Emporen, die Renovierung der Bestuhlung, die Erneuerung des Fußbodens und Malerarbeiten im Innern der Kirche. (Archivfoto: KG Herscheid)
Ein Blick ins in die Kirche vor der Renovierung. Zu den Denkmalpflegerische Arbeiten gehörten der Abbruch der Emporen, die Renovierung der Bestuhlung, die Erneuerung des Fußbodens und Malerarbeiten im Innern der Kirche. (Archivfoto: KG Herscheid)

Von Birgit Hüttebräucker

 

HERSCHEID + Sie steht mitten im alten Herscheider Dorfkern und blickt im nächsten Jahr zurück auf eine 950-jährige Geschichte seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung. Gemeint ist natürlich die evangelische Kirche, die vor einem halben Jahrhundert, am 28. November 2021 nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wiedereingeweiht wurde und dabei den Namen „Apostelkirche“ erhielt.

 

Wiedereingeweiht wurde die Herscheider Kirche im Laufe der Jahrhunderte schon mehrfach. Vorausgegangen waren oft Ereignisse die zu umfangreichen Renovierungen führten. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen dazu, die sich heute im Herscheider Kirchenarchiv befinden, stammen aus der Zeit des ersten Dorfbrandes im Jahr 1686 bei dem die Kirche stark beschädigt wurde. Die anschließenden Renovierungsarbeiten nahmen eine lange Zeit in Anspruch und es dauerte 18 Jahre bis zur Wiedereinweihung am 04. Juni 1704. In den letzten Kriegstagen im April 1945, wurde die Kirche durch Granateinschläge schwer beschädigt. Für sofortige Reparaturarbeiten fehlten damals nicht nur die finanziellen Mittel sondern es herrschte auch ein Materialmangel. Nach den Wiederherstellungsarbeiten wurde die Herscheider Kirche am 03. April 1949 wieder eingeweiht.

Der letzten großen Renovierung, die in den Jahren 1970/71 stattfand, ist glücklicherweise kein Ereignis vorausgegangen, dass dem Gebäude Schaden zugefügt hat. Der Zahn der Zeit und die Nachwirkungen der vorigen Ereignisse hatten ihre Spuren hinterlassen. Deutlich machen das unter anderem Einträge in alten Protokollbüchern. Beispielsweise berichtet das Presbyterium im Jahr 1961 dass es dringend notwendige Arbeiten an dem Gebäude plant. Erwähnt werden unter anderem die Reparaturen am Kirchendach, der Außenanstrich am Kirchturm und die Reparatur der Kirchenheizung.

 

Ab dem Herbst 1969 berichten zahlreiche Eintragungen über den Stand der Arbeiten im Gotteshaus. So lautet ein Hinweis im September: „Es wurden Fragen der neuen, bzw. der zu restaurierenden Orgel und der Renovierung des Kircheninnenraums besprochen. Vor allen Dingen ist die Finanzierung des Vorhabens umgehend in Angriff zu nehmen.“ Im Oktober des Jahres sind Pfarrer und Presbyter optimistisch und rechnen damit, dass die Renovierungsarbeiten ab dem 19. Mai 1970 beginnen und in der festlosen Hälfte des Jahres abgeschlossen werden. Die Einweihung sollte dann am Erntedankfest spätestens am Ersten Advent 1970 stattfinden. Heute weiß man, dass daraus nichts wurde und dass es noch ein ganzes weiteres Jahr bis zur Wiedereinweihung dauern sollte. Im November 1969 ergaben sich, nach Gesprächen mit Vertretern des Landeskonservators neue Aspekte für eine Gesamtrenovierung. Es wurden als Denkmalpflegerische Arbeiten genannt: Abbruch der Emporen, Renovierung der Bestuhlung, Erneuerung des Fußbodens, Malerarbeiten im Innern der Kirche, Farbfasssung des Orgelprospekts und die statische Sicherung des Chores. Die Arbeiten zogen sich durch das gesamte Jahr 1970 und an die geplante Wiedereinweihung war natürlich nicht mehr zu denken.

 

Zu Beginn des Jahres 1971 wurden die Herscheider Bürger mit dem Gemeindebrief, der im Auftrag des Presbyteriums herausgegeben wurde und für dessen Inhalt Pfr. Hartmut Ebmeier verantwortlich war, über den aktuellen Stand informiert. Dort ist zu lesen, dass sich die Renovierungsarbeiten länger hinziehen als ursprünglich erwartet. Einer der Gründe dafür sei ein mittelalterliches Gemälde aus der Zeit um 1560, auf das die Anstreicher beim Abkratzen der Wand gestoßen waren. Es befindet sich auf der linken Wand des Chorraumes, dort wo früher die Ehrentafel für die Gefallenen des 1. Weltkrieges gehangen hat. Es stellt neun der 12 Apostel dar, die nach der Tradition der damaligen Zeit mit einem für sie charakteristischen Gegenstand versehen sind. Einer der neun z.B. mit einer Gerberstange, weil er der Legende nach mit einer solchen Stange zu Tode geprügelt wurde.

Der Grund dafür, dass die Herscheider Kirche am 1.Advent 1971 den Namen Apostelkirche erhielt, war zum einen das im Zuge der Renovierung freigelegte vorreformatorische Fresko an der linken Chorraumwand. (Fotot: Birgit Hüttebräucker)
Der Grund dafür, dass die Herscheider Kirche am 1.Advent 1971 den Namen Apostelkirche erhielt, war zum einen das im Zuge der Renovierung freigelegte vorreformatorische Fresko an der linken Chorraumwand. (Fotot: Birgit Hüttebräucker)

Zwar wurde der Wunsch, Ostern wieder einen Gottesdienst in der Kirche zu feiern auch nicht erfüllt doch wie heißt es so schön: Was lange währt wird endlich gut und so plante das Presbyterium am 11. November 1971 die Gestaltung sowohl für die Kircheneinweihung als auch für die Ordination von Pfarrer Ebmeier mit festlichem Gottesdienst und anschließendem Empfang im Martin-Luther-Haus. Nach langer Zeit des Wartens fand am 28. November 1971, dem Ersten Advent die Wiedereinweihung der Herscheider Kirche statt. Im Gottesdienst anlässlich der erneuten Wiederindienstnahme erhielt sie den Namen Apostelkirche. Der Grund dafür war zum einen, das im Zuge der Renovierung freigelegte vorreformatorische Fresko an der linken Chorraumwand. Zum anderen die historischen, barocken Apostelbilder die aus der Kirche stammen. In Verbindung mit den Feierlichkeiten zur Kircheinweihung wurde der katholischen Kirchengemeinde, als Dank für ihre Gastfreundschaft während der Renovierungsarbeiten, eine Glocke gestiftet.

Heute, genau 50 Jahre nach der Wiedereinweihung und der Namensgebung befinden sich wieder umfangreiche Renovierungsarbeiten in der Planung. Wann sie genau beginnen, welche Überraschungen sie mit sich bringen und wann sie beendet sein werden, das alles wird sich erst im Laufe der Zeit herausstellen. ©bh

Die historischen, barocken Apostelbilder, die aus der Kirche stammen, waren eine Zeitlang im Martin-Luther-Haus untergebracht. (Foto: Birgit Hüttebräucker)
Die historischen, barocken Apostelbilder, die aus der Kirche stammen, waren eine Zeitlang im Martin-Luther-Haus untergebracht. (Foto: Birgit Hüttebräucker)

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