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Total genial!

29.4.2022

Eine Spielszene: Jesus und die Jünger im Garten Gethsemane. (Foto: Bettina Görlitzer)
Eine Spielszene: Jesus und die Jünger im Garten Gethsemane. (Foto: Bettina Görlitzer)

LÜDNESCHEID + Neustart ist nach den massiven Einschränkungen durch die Pandemie das Schlagwort dieses Frühjahrs. Aber eigentlich geht es doch eher darum, trotz einer zweijährigen Pause so etwas wie Kontinuität zu schaffen, an das anzuknüpfen, was vorher war. Das ist gerade dann nicht so einfach, wenn es um Angebote für Kinder und Jugendliche geht, denn in dem Alter sind zwei Jahre eine lange Zeit. Umso größer war die Freude beim Leitungsteam von „Total Genial“ in der evangelischen Kirchengemeinde Oberrahmede, dass das traditionsreiche Musicalprojekt für Kinder in den Osterferien fast nahtlos an die Erfolge der früheren Jahrzehnte anknüpfen konnte. Rund 40 Kinder ab fünf Jahren machten mit und führten zum Abschluss der vier Tage im Familiengottesdienst der Gemeinde das Stück „Fischer Fischer wie lauf ich auf Wasser“ auf, begleitet von etwa genauso vielen jugendlichen Betreuern.

 

Sicher waren Maeva Striewski und Marie Thiessies, die mit Jakob Thiessies das Leitungsteam bildeten, nicht, dass das funktionieren würde. Denn „Total Genial“ ist seit rund 30 Jahren ein fast rein ehrenamtliches Projekt, geleitet von jungen Erwachsenen, mit vielen jugendlichen Betreuern – also von jungen Leuten für Kinder. Daher war ein kontinuierlicher Wechsel Teil des Programms: Aus Teilnehmern wurden Betreuer und aus den Betreuern rekrutierte sich das Leitungsteam, das aus jungen Erwachsenen besteht. Eigentlich hätte vor zwei Jahren der Generationenwechsel an der Spitze eingeläutet werden sollen, weil die bisherigen Leiter durch Studium und Beruf nicht mehr so viel Zeit haben und zum Teil gar nicht mehr in Lüdenscheid wohnen. Aber „Total genial“ sollte, so war der Wunsch aller, wieder aufleben – und so starteten Maeva Striewski und Marie Thiessies unterstützt von der Gemeinde und einigen weiteren alten Mitstreitern noch einmal durch – mit Erfolg: Viele, die früher als Kinder teilgenommen hatten, haben sich jetzt als Betreuer gemeldet, sie wollten einfach wieder bei „Total genial“ dabei sein. Ältere Betreuer und Bandmitglieder schaufelten Zeit in Studium und Beruf frei, um mitmachen zu können.

 

Vier Tage lang waren Kirche und Kirchenhaus in Oberrahmede komplett in der Hand der Jugend, nicht nur aus Oberrahmede, um das selbstgeschriebene Musical zu verfeinern, zu proben, Kulissen zu malen und zu spielen. Das Konzept war nicht neu – „Fischer Fischer wie lauf ich auf Wasser“ stand schon vor zwei Jahren auf dem Plan, bevor der erste Lockdown kam. Das erleichterte dem Team die Vorarbeit. Die Details werden dann in den Tagen mit den Kindern erarbeitet. Die Teilnehmer bringen sich je nach ihren Talenten ein - sie singen im Chor, treten als Solisten oder als Schauspieler auf. Die Rahmenhandlung boten drei der schon etwas älteren Mädchen dar: Zwei von ihnen begaben sich mit Virtual Reality Brillen auf eine virtuelle Zeitreise, um die Geschichte von Simon/Petrus und Jesus zu erleben. In kleinen Spielszenen wurden entscheidende Begegnungen der biblischen Geschichte liebevoll und kindgerecht nacherzählt und dazwischen gaben der Chor und die Gesangsolisten die selbstgeschriebenen Lieder zum Besten.

 

Mit den Fischern, die mit vollen Netzen zurückkehrten, nachdem sie Jesus begegnet waren, ging es los. Und natürlich gab es die Szene, in der Jesus über das Wasser zu ihnen geht und den Sturm beruhigt. Das letzte Abendmahl – zum Spaß des Publikums mit überdimensionaler rotgelber Pommestüte und Cola-Flasche aus Pappe – kam ebenfalls vor. In den Texten der Songs, die auf der Leinwand mitzulesen waren, wurde die Emotionen und Gedanken vertieft. „Du wirst es richten“ hieß das Lied nach dem Sturm. „Wie soll ein Mensch das ertragen“ befasste sich mit dem Verrat. Und das kraftvolle „Mächtiger Gott“ schließlich, das nach der Entdeckung des leeren Grabes angestimmt wurde, hatte das Potenzial zu einer regelrechten Lobpreis-Hymne.

 

Michael Siol erlebte Total Genial das erste Mal als Pfarrer der Gemeinde: Zwei Jahre habe das Projekt nicht stattfinden können, „und jetzt sind Katechumenen und Konfirmanden und neue Kinder aus allen Gemeinden der Region dabei. Das ist total genial“, sagte er begeistert. Er bedankte sich vor allem bei Maeva Striewski und Marie Thiessies, die das Projekt zu ihrer Herzensangelegenheit gemacht haben. ©bg

Einige Kinder trauten sich, als Gesangssolisten aufzutreten, begleitet vom Chor. (Foto: Bettina Görlitzer)
Einige Kinder trauten sich, als Gesangssolisten aufzutreten, begleitet vom Chor. (Foto: Bettina Görlitzer)

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