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Kreissynode: Weiteres Gespräch gesucht

24.5.2022

Superintendent Dr. Christof Grote und die Synode des Kirchenkreises stimmten mit großer Mehrheit dafür, am 2. September Sondertagung durchzuführen. Ziel müsse es dann sein, mit der zuständigen Personalreferentin der Landeskirche über künftige Planungen zu sprechen und hierbei eigene Vorschläge vorzulegen. (Foto: Martin Büdenbender)
Superintendent Dr. Christof Grote und die Synode des Kirchenkreises stimmten mit großer Mehrheit dafür, am 2. September Sondertagung durchzuführen. Ziel müsse es dann sein, mit der zuständigen Personalreferentin der Landeskirche über künftige Planungen zu sprechen und hierbei eigene Vorschläge vorzulegen. (Foto: Martin Büdenbender)

von Wolfgang Teipel

 

KIRCHENKREIS + Synodale unter Druck: Ein fataler Mechanismus nimmt den Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg in die Zange. Der ausbleibende Pfarrernachwuchs und ein bereits von der Landessynode beschlossenes Gesetz zur Freigabe von Pfarrstellen könnte dazu führen, dass sich die Zahl der Pfarrstellen bis 2031 von derzeit 27 (ohne Einrechnung der kreiskirchlichen Stellen wie Schulpfarrer usw.) auf voraussichtlich 11,25 verringert. Gleichzeitig müssen sich die Synodalen mit der Einrichtung sogenannter Kooperationsräume befassen, in denen sich Gemeinden zusammenschließen, um die seelsorgerische Versorgung sicherzustellen. Dazu kommt der Aufbau Interprofessioneller Pastoralteams (IPT), welche die wenigen verbliebenen Pfarrerinnen und Pfarrern in der Arbeit vor Ort unterstützen sollen.

 

„Das ist ein Prozess, auf den wir uns einstellen müssen und der uns dauerhaft fordern wird“, sagte Superintendent Dr. Christof Grote bei der Tagung der Kreissynode am 21. Mai im Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen. Von einer Lösung ist der Kirchenkreis allerdings noch weit entfernt. Mehrheitlich stimmte die Synode lediglich dem Vorschlag zu, eine Sondertagung am 2. September durchzuführen und dort zusammen mit Oberkirchenrätin Katrin Göckenjan-Wessel über künftige Planungen zu sprechen. Katrin Göckenjan-Wessel ist die zuständige Personalreferentin der Landeskirche. Die Synodalen hoffen, dass sie mit Verweis auf die Besonderheiten des ländlich strukturierten Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg Änderungen herbeiführen können.

Dr. Peter Böhlemann zeigte in seinem Vortrag „Hoffnung für Kirche in fragilen Zeiten“ die Entwicklung von Kirche auf. Der Leiter des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Ev. Kirche von Westfalen machte deutlich, dass neue Herausforderungen auch immer Chancen mit sich brächten (Foto: Martin Büdenbender)
Dr. Peter Böhlemann zeigte in seinem Vortrag „Hoffnung für Kirche in fragilen Zeiten“ die Entwicklung von Kirche auf. Der Leiter des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Ev. Kirche von Westfalen machte deutlich, dass neue Herausforderungen auch immer Chancen mit sich brächten (Foto: Martin Büdenbender)

Noch können sich nur wenige Synodale vorstellen, welchen Weg die Arbeit der Pfarrerinnen und Pfarrer in den nächsten Jahren nehmen wird. Ob eine Mittelorientierung, wie sie Dr. Peter Böhlemann in seinem Vortrag „Hoffnung für Kirche in fragilen Zeiten“ unter anderem empfahl, die Lösung ist? Der Leiter des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Ev. Kirche von Westfalen zeigte auf, dass Kirche in seiner Geschichte immer im Wandel gewesen sei. Dazu machte er deutlich, dass neue Herausforderungen auch immer Chancen mit sich brächten. Die Kirche stehe sehr herausfordernden Zeiten gegenüber, die sich aber meistern könne. Böhlemann lehnte sich in seinem Vortrag an die Thesen der US-Professorin Saras D. Sarasvathy an.

Neben der Mittelorientierung hat die amerikanische Wissenschaftlerin drei weitere Prinzipien für erfolgreiche Führung formuliert. Dazu zählt die Frage nach dem leistbaren Verlust, nach Vereinbarungen und Partnerschaften sowie das Prinzip der Umstände und Zufälle. Auch Unerwartetes könne danach als normal und als Chance für Innovation und Entwicklung angesehen werden.

 

Assessor Martin Pogorzelski, der auch Vorsitzender des Struktur- und Perspektivausschusses im Kirchenkreis ist, blickte aus Sicht des heimischen Kirchenkreises und seiner 23 Kirchengemeinden während der Tagung mit großer Skepsis auf die zu erwartende Entwicklung. Pfarrstellenbesetzung nach einem rein mathematischen Schlüssel sei keine Lösung. Das sei eher ein „Pfarrer-Burnout-Programm“. Denn nach dem Programm der Landeskirche werde es ab 2031 nur noch eine einzige Kirchengemeinde im Kirchenkreis geben, die über eine Vollzeitstelle für eine eigene Pfarrerin oder einen eigenen Pfarrer verfüge. Es sei die Pflicht der Kirchenleitung, einen anderen Weg zur künftigen Pfarrstellenbesetzung zu suchen.

Zur Verdeutlichung: Die Landessynode hatte 2021 beschlossen, bis 2025 Pfarrvollzeitstellen ab einer Gemeindegliederzahl von 3000 freizugeben. Ab 2026 soll sich dieser Schlüssel auf 4000 Gemeindeglieder erhöhen und ab 2031 soll eine Pfarrvollstelle für über 5000 Gemeindemitglieder zuständig sein.

Assessor Martin Pogorzelski, der auch Vorsitzender des Struktur- und Perspektivausschusses im Kirchenkreis ist, blickte aus Sicht des heimischen Kirchenkreises und seiner 23 Kirchengemeinden während der Tagung mit großer Skepsis auf die zu erwartende Entwicklung. Den vorgegebenen Weg der Landeskirche, sollte der Kirchenkreis nicht mitgehen (Foto: Martin Büdenbender)
Assessor Martin Pogorzelski, der auch Vorsitzender des Struktur- und Perspektivausschusses im Kirchenkreis ist, blickte aus Sicht des heimischen Kirchenkreises und seiner 23 Kirchengemeinden während der Tagung mit großer Skepsis auf die zu erwartende Entwicklung. Den vorgegebenen Weg der Landeskirche, sollte der Kirchenkreis nicht mitgehen (Foto: Martin Büdenbender)

Welche drastischen Folgen dieses Vorhaben hat, verdeutliche Martin Pogorzelski mit konkreten Zahlen an zwei Beispielen. Dabei zeigte er die umfassenden Veränderungen der geplanten Kooperationsräume 2 (Plettenberg, Eiringhausen, Ohle und Herscheid) und 8 (Lüdenscheid Versöhnungskirche, Brüninghausen und Kreuzkirche) in den nächsten Jahren mit dem Hinweis: „Diese Spannungen und personelle Konsequenzen sind in allen Kooperationsräumen vorhanden.“

 

Diese Entwicklung, fürchtet er, „mache die Menschen und die Gemeinden kaputt.“ Und weiter: „Es gibt keine Alternative, als die Ortsgemeinden zu stärken. Sie werden kreativ, wenn man sie nur lässt.“ Dazu sei allerdings ein Umdenken in den kirchlichen Leitungsgremien notwendig. „Korridore und Zahlen sind Gestaltungsmerkmale der Vergangenheit“, stellte Martin Pogorzelski fest. „Diesen Weg sollten wir nicht mitgehen.“

Mehrheitlich stimmte die Synode lediglich dem Vorschlag zu, eine Sondertagung am 2. September durchzuführen und dort zusammen mit Oberkirchenrätin Katrin Göckenjan-Wessel über künftige Planungen zu sprechen. (Foto: Martin Büdenbender)
Mehrheitlich stimmte die Synode lediglich dem Vorschlag zu, eine Sondertagung am 2. September durchzuführen und dort zusammen mit Oberkirchenrätin Katrin Göckenjan-Wessel über künftige Planungen zu sprechen. (Foto: Martin Büdenbender)

Weitere Berichte zur Kreissynode folgen.

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