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Mit Vollmacht unterwegs
24.7.2022

Vor kurzem im Zug nach Berlin, mir gegenüber im Abteil ein Geschäftsreisender, eleganter Anzug, Laptoptasche und vor allem ein großes Mitteilungsbedürfnis:
Er sei auf dem Weg in die Hauptstadt, dienstlich. – Ich auch, konnte ich in seinen Redefluss gerade noch einwerfen.
Er sei für ein großes Unternehmen tätig, das europaweit arbeite. – Wir sind auf der ganzen Welt vertreten, steuerte ich bei, ohne ihn in seinem Überschwang groß unterbrechen zu können.
Er vertrete einen großen Finanzdienstleister. – Bei uns geht es um Finanzfragen nur am Rande, soweit es für die Arbeit notwendig ist; wir sind im Bereich Lebensorientierung, Lebensberatung, Lebensbegleitung tätig, war meine kurze Erklärung.
Er habe in seiner Firma viel Verantwortung, Geschäfte bis zu einer halben Million Euro könne er alleine tätigen. – Ich habe das vollste Vertrauen meines Chefs und kann alles machen, entgegnete ich. Nun hielt er doch inne, erzählte gar nicht mehr stolz weiter von seiner tollen Firma und seiner tollen Stellung dort, sondern fragte nach. Was das denn für eine Firma sei und was wir machen, wie das funktionieren kann.
Und ich erzählte: von Kirche und Glaube, von der weltweiten Gemeinschaft der Gläubigen und den Gemeinden vor Ort, von dem diakonischen Engagement für Menschen in Not, vom Eintreten für das Leben. Und als er nachfragte, wie das denn gemeint sei: „Ich habe das vollste Vertrauen des Chefs“, da erzählte ich von Jesus Christus und von der großartigen Zusage, die er seinen Jüngerinnen und Jüngern gemacht hat, als er sie losgeschickt hat, die frohe Botschaft von der Liebe Gottes überall weiterzusagen: „Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.“ (Lukas-Evangelium Kapitel 10, Vers 16)
Das gilt übrigens nicht nur für Pfarrerinnen und Pfarrer, geschweige denn nur für Superintendenten auf dem Weg nach Berlin oder sonst wohin oder nur für Bischöfinnen und Kirchenleitende. Das gilt – da sind Jesu Worte ganz eindeutig – für alle, die in seinem Namen unterwegs sind. Für alle, die auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft sind. Im Getöse unseres Alltags und auch in all den Herausforderungen und Veränderungen in Kirche und Gesellschaft geht uns diese Zusage viel zu oft verloren. Aber sie gilt uns allen. Als Kirche, als Gläubige sind wir unterwegs in Jesu Namen und haben ihn an unserer Seite. Darauf können wir fest vertrauen!

Ihr
Christof Grote
Superintendent
des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg