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Welche der Geist Gottes treibt ...
8.1.2023

Liebe Leserinnen und Leser, ich grüße Sie mit dem Wochenspruch für die neue Woche: Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Römer 8,14)
Was heißt das in Zeiten der sog. Zeitenwende? Was bedeutet das in einem gesellschaftlichen Klima, das in vielfacher Hinsicht Anstalten macht, immer roher und kälter zu werden? Eigennutz geht vor Gemeinsinn; Egoismus vor Solidarität; Selbstbezogenheit vor Hilfsbereitschaft.
Der missionarisch-diakonische Geist Gottes treibt anders. Er treibt zusammen, was in unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit immer stärker auseinanderzufallen droht. Wie der diakonische Geist Gottes treibt, finde ich sehr geistreich veranschaulicht in der Geschichte eines Missionars aus Tibet. Er erzählt, wie er einmal mit einem anderen auf einer Wanderung am Himalaja in einen gefährlichen Schneesturm geriet. Mit viel Mühe kämpfen sich die beiden Männer durch die immer höher werdende weiße Masse. Plötzlich sehen sie im Schnee einen leblos wirkenden Körper. Ein Mann schien den Abhang hinuntergestürzt zu sein. Der Missionar will dem Verunglückten helfen. Sein Begleiter aber lehnt dies entschieden ab. „Wir sind selbst in Lebensgefahr, da können wir uns nicht noch mit einem Verunglückten befassen. Am Ende werden wir alle drei umkommen.“ So stapft er also allein weiter und lässt den Missionar mit dem Verunglückten zurück. Der Missionar hebt den Bewusstlosen auf und trägt ihn mühsam auf seinem Rücken durch den hohen Schnee. Durch die Anstrengung wird ihm aber warm, und die Wärme seines Körpers überträgt sich auf den anderen. Der kommt allmählich wieder zu sich, und gemeinsam kämpfen sich die beiden in einer langen und beschwerlichen Wanderung zurück zu den Dörfern im Tal.
Plötzlich halten sie inne. An einer Weggabelung sehen sie den früheren Begleiter im Schnee liegen. Er war anscheinend so erschöpft gewesen, dass er sich in den Schnee gelegt hatte und erfroren war. Der Missionar sagte später: „Ich wollte einen anderen Menschen retten und habe dabei auch mich selbst gerettet.“ Der Geist Gottes treibt so, dass am Ende selber gerettet wird, wer in Wort und Tat anderen sich rettend zuwendet.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen
Volker Bäumer, Pfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg und für die Diakonie des Kirchenkreises