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‚Gemeindetage unter dem Wort 2023‘ begeistern Besucherinnen und Besucher

27.3.2023

Beim Eröffnungsabend der Gemeindetage waren u.a. Mira Ungewitter (l.) als Interviewpartnerin von Irmtraut Huneke, Vorsitzende der Evangelischen Allianz Lüdenscheid, zu sehen. Die weiteren Tage folgte ebenfalls ein sehr abwechslungsreiches und ansprechendes Programm (Foto: Weiland)
Beim Eröffnungsabend der Gemeindetage waren u.a. Mira Ungewitter (l.) als Interviewpartnerin von Irmtraut Huneke, Vorsitzende der Evangelischen Allianz Lüdenscheid, zu sehen. Die weiteren Tage folgte ebenfalls ein sehr abwechslungsreiches und ansprechendes Programm (Foto: Weiland)

Von Ingrid Weiland

 

LÜDENSCHEID + Auch die diesjährigen ‚Gemeindetage unter dem Wort‘, die vom 15. bis zum 19. März in der Lüdenscheider Christuskirche stattgefunden haben, übten eine große Anziehungskraft auf Besucher von nah und fern aus. Dem aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus verschiedenen Gemeinden besehenden Trägerkreis um Pfarrer Rainer Gremmels war es gelungen, interessante Referentinnen und Referenten für die Veranstaltungsreihe zu gewinnen. Die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltungsabende waren von der Programmauswahl begeistert und bedachten die Vor- und Beiträge mit viel sehr Beifall.

 

Das Gesamtthema der Gemeindetage lautete diesmal „Aufbruch“. Damit begann beim Eröffnungsabend Mira Ungewitter, Pastorin der Wiener „projekt-gemeinde“, unter die Überschrift „Stell dir vor, du hast Flügel und fliegst nicht – Aufbruch ins Neue“. Für sie ist Christsein als Abenteuer zu verstehen. Das machte sie mit der Geschichte von dem auf dem Wasser gehenden Jesus deutlich, vor dem die Jünger erschraken. Jesus ermutigte Petrus dazu, auf dem Wasser zu ihm zu kommen und bezeichnete ihn als „Kleingläubigen“, als er Angst bekam und zu sinken begann. Geschichten wie diese wollen dazu ermutigen, sich den Herausforderungen Gottes zu stellen und Dinge zu wagen, die man kaum zu schaffen glaubt. Wie Mira Ungewitter in ihrer Autobiografie „Roadtrip mit Gott“ niedergeschrieben hat, gelang es ihr trotz schlechter Zensuren ein Theologiestudium zu absolvieren, weil sie auf Jesus Christus vertraute. Sie machte die Erfahrung, dass „Mut nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Fähigkeit ist, trotz Angst weiterzumachen“. Den musikalischen Teil des Eröffnungsabends hatte der Chor „Voices for Christ“ aus Halver übernommen, der unter anderem mit einem von Chorleiterin Ruthild Eicker-Grothe geschaffenen Lied zur Jahreslosung („Du bist ein Gott, der ich sieht“) beeindruckte und für jeden seiner Beiträge viel Applaus bekam. Der erste Abend klang schließlich mit dem Segenslied „Der Herr segne dich“ aus.

 

Der zweite Abend stand unter der Überschrift „Indien – eine Frau, die auszog, um das Fürchten zu verlernen“. Die aus dem Sauerland stammende, in der Nähe von Meinerzhagen in einer Großfamilie aufgewachsene Autorin und Laufexpertin Tabitha Bühne sprach über die Erfahrungen, die sie in Indien gemacht und in ihrem Band „Mit Sari auf Safari“ festgehalten hat. Wie sie erklärte, war Indien nicht ihr Traumland. Doch als ihr Ehemann, Markus Spieker, ARD-Korrespondent in Neu-Delhi wurde, führte ihr Weg mit ihm für drei Jahre dorthin. Das unfassbare Elend in indischen Slums bescherte ihr schlaflose Nächte. Die Armut, Kinderarbeit und Leichenverbrennungen am stinkenden Ganges-Ufer in der Stadt Varanasi ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Durch die Eindrücke, die sie anhand von mehreren Geschichten aus ihrem Buch schilderte, kam sie zu der Erkenntnis, dass den Hindus „die unfassbare Liebe Jesu zu den Menschen unbekannt ist“. Sie selbst brachte aus Indien die Erfahrung mit, „dass man vor nichts Angst haben muss, weil man sich in allen Nöten an Gott wenden kann“. Für den musikalischen Teil des zweiten Abends war die Brass Band Geisweid zuständig, die auch den Gesang der Gemeinde begleitete und diese mit vielen Stücken, die sie klanggewaltig rüberbrachte , begeisterte. Vor allem für die „Highland Cathedral“ konnten die Geisweider Bläser viel Beifall entgegennehmen. Die große Gemeinde war aber auch sichtlich erfreut darüber, dass sie zu deren Klängen das Lied „Vater, unser Vater, alle Ehre deinem Namen“ anstimmen konnte, für das Hans Werner Scharnowski während seiner Schalksmühler Zeit die Melodie zu dem Text von Christoph Zehendner verfasst hat.

 

Christoph Zehendner, der Theologe, Journalist und Autor gestaltete dann zusammen mit der integrativen Band „TrioN“ den dritten Abend der Gemeindetage unter dem Wort, den er unter die Überschrift „Willkommen im Haus des Lachens“ stellte. Er entführte die Besucher der Gemeindetage ins Heilige Land, denn er stellte ihnen das LIFEGATE-Projekt in Beit Jala vor, das Burghard Schunkert, CVJM-Sekretär aus Gießen, für behinderte Kinder und Jugendliche und deren Familien aufgebaut hat und für das auch die Kollekte des Abends bestimmt war. In den bewegenden Geschichten in seinem Buch über „Das Haus des Lachens“ ging es um „Fahseds Weg ins Leben“, um einen Jungen, den dessen Vater auf einem Rollbrett einfach abschob, der sich aber in dem von Schunkert gegründeten Projekt zu einem selbständigen Menschen entwickelte, der heute eine Familie mit drei Töchtern hat. Zehendner sprach auch über den „Rollstuhl-Engel“ Richard, der Juden, Christen und Muslime mit „maßgeschneiderten Rollstühlen“ versorgt und über die 16-jährige Shenan, die einen solchen erhielt und dank der Hilfe, die sie durch LIFEGATE erfuhr, zum ersten Mal in ihrem Leben sitzen konnte. Diese Berichte über Menschen, deren Leben durch LIFEGATE verändert wurden, wurde durch den Song „Jeder ist anders, einfach genial, auch du bist richtig, ein Original“ unterstrichen, bei dem sofort alle im Kirchenraum mitklatschten. Die Lieder-darunter auch „Yeah,yeah, yeah – mit dem Herzen sieht man mehr“ wurden von der Band „TrioN“ um den Musikpädagogen und -therapeuten Jürgen Weiss mit viel Schwung präsentiert. Bei seinen Auftritten mit Farid und Uwe, zwei jungen Musikern mit Down-Syndrom, schlug die Stimmung hohe Wogen.

 

Für weitere Höhepunkte sorgten am vierten Abend der Gemeindetage Dieter Falk und Daniel Rheinbay. Falk, einer der erfolgreichsten Komponisten und Produzenten Deutschlands - unter anderem hat er zusammen mit Michael Kunze die Pop-Oratorien „Die 10 Gebote“ und „Luther“ geschaffen und mit 50.000 Mitwirkenden vor insgesamt 400.000 Zuschauern präsentiert. In der Christuskirche präsentierte er zusammen mit dem Schlagzeuger Rheinbay die Konzertlesung „Backstage“. Auf der Grundlage seiner Autobiographie „Backstage – Von PUR, Popstars und den Zehn Geboten“ gewährte der 63-jährige – mit dazu passenden Bildern – Einblicke in seine Lebensgeschichte. Er berichtete von Auftritten mit „Arno & Andreas“, mit Katja Ebstein, Gitte Haening und Howard Carpendale und erklärte, dass sein „Weltbild“ dadurch veränderte wurde, dass er als 21 Jahre alter Musikstudent einen Chor aus Los Angeles bei seiner Durchlandtournee begleiten musste. Für seinen Musikstil wurden Gospels wichtig. Vor allem aber haben J.S. Bach und Paul Gerhardt, dessen tiefes Gottvertrauen ihn schon als 13-jährigen stark beeindruckt hatte, sein „Leben reich gemacht“. Falk erklärte: "Gott ist für mich unendlich wichtig geworden“. Weil es ihm viel Spaß macht, zusammen mit anderen zu singen, stimmte man auch in der Christuskirche mit ihm gemeinsam unter anderem „Ein‘ feste Burg ist unser Gott“, „Von guten Mächten wunderbar geborgen', „Where ever you go I‘m on your side' sowie auch „Heio, spann‘ den Wagen an“ aus der guten alten „Mundorgel' an, die ihn in seiner Kindheit mitgeprägt hat. Und als am Schluss des tollen Abends der Wunsch nach einer Zugabe laut wurde, präsentierten Falk und Rheinbay, der am Schlagzeug und an der Trommel „glänzte“. die Bach-Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“.

 

Mit einer Familien-Musik-Mitmach-Show, die Sebastian Rochlitzer zusammen mit seiner Socken verzehrenden Handpuppe Ulfie den kleinen und großen Besuchern am Sonntagmorgen in der Christuskirche bescherte, klangen die diesjährigen Gemeindetage unter dem Wort aus. Schon mit ihrem Eingangssong „Ich stell‘ die Welt auf den Klopf' kam eine Superstimmung auf, die durch Mitmach-Songs wie „Mein Gott ist superduperspitzenklasse, einfach genial“ noch gesteigert wurde: Alle im Kirchenraum erhoben sich, drehten sich im Kreis, streckten ihre Arme in die Höhe. Rochlitzer sorgte mit seiner kreativen Kleinkunst, mitreißenden Mitmachliedern, Jonglage, Puppenspiel und Bauchreden für eine Menge Spaß. Bei Liedern wie „Ich schau‘ in die Bibel', „Hochzeitsfest im Königreich' und „Mein Gott vergibt mir gerne', die er mit der Gitarre begleitete, kam aber auch Ernsthaftigkeit auf. Und mit dem Song „Jeder kann was, jeder hat Talent' betonte er , dass "Gott jedem Menschen Begabungen geschenkt hat“.

 

CDs von Sebastian Rochlitzer waren ebenso wie Bücher und andere Veröffentlichungen der Referenten der vorausgegangenen Tage an einem Büchertisch zu haben. Neben dem Blau-Kreuz-Verlag waren aber auch der internationale Gideon-Bund , bei dem man Bibeln bekommen konnte und die Marburger Medien mit Ständen in der Christuskirche vertreten. Michael Klitzke, Gebietsleiter der Marburger Medien für Nordrhein-Westfalen, die ihren Auftrag darin sehen, „den Glauben sichtbar zu machen“, gehörte auch zu den Lüdenscheider Gesprächspartnern, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe interviewt wurden. Weitere Interviewgäste waren Horst Beste, der einen Wandel vom Obst- und Gemüsehändler zum Gründer und Leiter der Kinderhilfe Mongolei durchgemacht hat und Hilfstransporte in die Ukraine durchführt sowie Kristin und Bernd Hartmannsberger, die über ihren 11-jährigen missionarischen Einsatz auf den Philippinen berichteten. Als Moderatoren trugen neben den Gemeindepfarrern Rainer Gremmels und Sebastian Schultz, Udo Fiedler, Irmtraut Huneke, Ute Leitner, Sabine Drescher und Sabine Langenbach zum Gelingen der diesjährigen Veranstaltungsreihe bei.

 

 

Weitere Fotoimpressionen der 'Gemeindetage unter dem Wort 2023' in Lüdenscheid (alle Fotos von Ingrid Weiland)

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