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Wenn einer eine Reise tut...
26.3.2023

Der Flieger hat zwei Stunden Verspätung. Ich stehe am Flughafen in Manchester. Eine Weiterreise ist nicht möglich, weil die Mietwagenstation bereits geschlossen ist. Ich muss mir spontan für diese Nacht eine Unterkunft buchen. Ein Taxifahrer bemerkt meine Hilflosigkeit und will mich zum Hotel fahren. Aber anstatt den direkten Weg zu nehmen, für den ich am nächsten Morgen 2 Pfund im Bus bezahlen werde, fährt er mich solange in die entgegengesetzte Richtung, bis ich ihn darauf anspreche. Am Hotel angekommen will er über 50 Pfund für die Fahrt haben und bekommt sie auch. Was soll ich machen? Er grinst und ich bin ärgerlich, hilflos und fühle mich hintergangen.
Ausgenutzt und bewusst betrogen zu werden von einem, dem man sein Vertrauen geschenkt hat, tut weh. Meinen Mietwagen bekomme ich am nächsten Morgen auch nicht. Die Buchung ist verfallen und kann nicht erstattet werden, obwohl ich abends noch angerufen hatte. Eine Reihe von Pleiten und Pannen. Und mir wird deutlich: Wenn mir dies alles nicht die ganze Reise verhageln soll, muss ich damit irgendwie umgehen. Ich muss einen Weg finden, Frieden über die Enttäuschung, den Ärger und das Betrogenwerden durch den Taxifahrer zu finden.
Manchmal ist das Leben so. Es laufen Dinge nicht so wie geplant, wir haben einfach Pech, Menschen nutzen uns aus, tun uns weh, oder wir stehen vor den Trümmern unser Pläne. Die Herausforderung besteht darin, mit diesem allen umzugehen. Ich habe an dem dunklen Abend in Manchester den Entschluss gefasst, das alles mit Jesus zu besprechen, geistlich damit umzugehen. Ihm das im Gebet hinzulegen, aber nicht nur zu klagen, sondern etwas daraus lernen zu wollen; und dem Taxifahrer bewusst im Gebet zu vergeben, damit der Ärger nicht länger Macht über mein Herz hat und mir den Frieden und die Freude an der Reise rauben kann. Ich glaube, unser ganzes Leben ist eine Aneinanderreihung von Herausforderungen,- wie Perlen auf einer Schnur-, die nach und nach bewältigt werden müssen. Und die Einladung Jesu steht, uns dabei zu helfen: Dass wir nicht alleine mit allem umgehen müssen, sondern das mit ihm gemeinsam tun können. Es ist eine Herausforderung, zu vergeben, loszulassen, einen andern Blick zu wagen, also geistlich mit den Erfahrungen unseres Lebens umzugehen. Aber eine, die sich lohnt.
Denn Jesus wird uns helfen, dass die Erfahrungen unseres Lebens nicht unsere Lebensreise verhagelen, sondern wir Frieden finden können. Er lädt uns ein: „Kommt her zu mir, die ihr bedrückt und belastet seid, ich schenke euch Frieden.“ (Mt.11,28 mod. Übersetzung)

Sebastian Schultz,
Pfarrer der Evangelische Christus-Kirchengemeinde Lüdenscheid