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Stehende Ovationen für „Gaff nicht in den Himmel...“

15.5.2017

 

 

Von Guido Raith

Mit johlendem Beifall und stehenden Ovationen feierte das Publikum in der Evangelischen Christuskirche die überaus gelungene Lüdenscheider Premiere des Chorprojektes „Gaff nicht in den Himmel...“ Martin Luther – Reformation heute. In gut anderthalb Stunden nahmen die 14 Instrumentalisten und 93 Sängerinnen und Sänger ihre Zuhörer mit auf eine bunte musikalische Reise durch das Leben des Reformators.

Das von Matthias Nagel (Musik) und Dieter Stork (Text) erdachte Pop-Oratorium überzeugte durch die überaus unkonventionelle Umsetzung mit einem steten Wechsel zwischen musikalischen Beiträgen und Text-Passagen. Als Mitwirkende waren die MAXis und der Junge Chor 5nach5 der Kinder- und Jugendkantorei Iserlohn, der Pop-Chor Rise-Up unter der Leitung von Hanns-Peter Springer, Projektsängerinnen- und Sänger des Kirchenkreises Iserlohn sowie des Chorprojektes der Christuskirche Lüdenscheid unter der Leitung von Kantor Wolfgang Kimpel, Bariton Simon Lausberg und Solostimmen aus dem Jungen Chor 5nach5 sowie die Sprecher KMD Martin Ufermann und Anne-Kathrin Schlegel zu hören. Die Leitung hatte die Kirchenmusikdirektorin Ute Springer.

Seit April hatten die Mitglieder des Chores mit den Musikern für den Auftritt in Lüdenscheid und einen weiteren am Folgetag in Iserlohn geprobt, und was sich dort im Altarraum der Christuskirche präsentierte, war ein zusammengewachsener Klangkörper, der die vielfältigen Kompositionen zwischen mittelalterlicher Musik und modernem Pop als Einheit interpretierte. Unterstützt durch die interessanten Wortbeiträge, die markante Wegpunkte im Leben des Reformators und seiner Frau Katharina beschrieben, thematisierten auch die Sängerinnen und Sänger das Auf- und Ab in Luthers Werdegang. Da waren schwermütige Töne zu Luthers Bedrängnis durch die Reichsacht zu hören, ging es bedächtig zu, wenn Luthers Gefühlswelt beschrieben wurde, oder auch einfach nur schrill, dissonant und fast experimentell, wenn vom mehrstimmigen Gesang auch mal in Sprechgesang im Stakkato gewechselt wurde, um entsprechende Lebensphasen tonal darzustellen. In rund anderthalb Stunden malten die Akteure ein engagiertes und farbenfrohes musikalisch-atmosphärisches Klangbild, interpretierten Klassiker wie „Ein feste Burg ist unser Gott“ neu, berichteten von der Geburt des Protestliedes, ließen auch kritische Betrachtungen der Reformation nicht außer Acht und gaben dem ein oder anderen bekannten Kirchenlied neue und frische Farbe. Zur Kernaussage, die im Titel schon anklingt, kamen die Musiker schließlich im Mottolied, wo es heißt: „Gaff nicht in den Himmel! Wenn du mir dienen willst, sollst du mich nicht unter den Engeln suchen. Ich werde zu dir ins Haus kommen.“

Es lohnte sich, den vielfältigen Interpretationen der talentierten Sänger aus Lüdenscheid und Iserlohn, - weitab von traditioneller Kirchenmusik - zuzuhören. Das Pop-Oratorium „Gaff nicht in den Himmel“ kommt erneut auf die Bühne. Beim diesjährigen Kirchentag in Berlin. Am 26. Mai ab 14 Uhr wird es in der Trinitatiskirche Berlin Charlottenburg aufgeführt.

 

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