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Migration – Flüchtlingsgeschichten in der Bibel

8.12.2017

 
 

 

Klaus Majoress, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, referierte beim offenen Gesprächskreis (Foto: Salzmann)

 

Von Monika Salzmann

SCHALKSMÜHLE-DAHLERBRÜCK + Als ein Kernthema der biblischen Botschaft stellte Superintendent Klaus Majoress am Dienstag beim offenen Gesprächskreis der evangelischen Kirchengemeinde Schalksmühle-Dahlerbrück das Thema „Flucht und Migration“ vor.

 Um „Flüchtlingsgeschichten in der Bibel“ drehte sich sein fundierter Vortrag im Gemeindezentrum der Kreuzkirche, der zwischen der biblischen Welt des Alten und Neuen Testaments sowie derzeitigen Flüchtlingsbewegungen Verbindungen herstellte. Endgültige Antworten auf die heutigen Probleme könne er jedoch nicht geben, stellte Majoress klar. Auf die anfängliche Willkommenskultur im Land, über die er sich sehr gefreut habe, sowie die mittlerweile vorherrschende Abschiebekultur ging er ein. An vielen Orten sei die Aufbruchstimmung und die Bereitschaft, auf Menschen zuzugehen, verloren gegangen.

 An Bibelstellen wie „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst, denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland“ (3. Mose 19, 33) oder „Mein Vater war ein heimatloser Aramäer (5. Mose 26, 15) machte er seine Ausführungen fest. Der heimatlose Aramäer sei Jakob, einer der Erzväter Israels, gewesen. Aufgrund einer Hungersnot sei er nach Ägypten aufgebrochen, habe dort Schutz gefunden, aber auch Unterdrückung erlebt. Im Leben Jesu entdeckte der Superintendent an vielen Stellen Verfolgung und Bedrückung. „Im Kern des Lebens Jeu geht es darum: fremd in der Welt zu sein und keine Heimat zu haben.“ Kaum auf der Welt, habe Jesus bereits mit seinen Eltern nach Ägypten fliehen müssen, um dem Kindermord durch Herodes zu entgehen. Ein Bild aus der Wahlhäuser Kirche mit ihrer überreichen Ausmalung, mit dem Majoress an die Öffnung der innerdeutschen Grenze erinnerte, zeigte Maria und Josef mit dem neugeborenen Jesuskind auf der Flucht. Von Aufbruch in der Hoffnung auf Rettung war die Rede. „Not, Angst und Verzweiflung treiben Menschen zur Flucht“, schlussfolgerte der Superintendent. „Man bricht nur auf, wenn man irgendwo Licht am Horizont, irgendwo einen kleinen Funken Hoffnung sieht.“

Beim offenen Gesprächskreis der evangelischen Kirchengemeinde Schalksmühle-Dahlerbrück zum Thema „Flucht und Migration -Flüchtlingsgeschichten in der Bibel“ war das Interesse an der Thematik hoch (Foto: Salzmann)

 Als entscheidende Aussage des Alten Testaments bezeichnete Majoress den Satz: „Du sollst den Fremden nicht bedrücken.“ Damit seien Gerechtigkeit und Solidarität gefordert. Es gehe nicht allein darum, Nächstenliebe zu üben, sondern auch darum, auf gleicher Ebene mit Menschen in Not umzugehen. Die Bibel zeige, dass keiner das Recht habe, sich über einen anderen zu erheben. Abschließend ging der Superintendent auch auf das Kirchenasyl und Taufen von Asylbewerbern ein. Tempel und Altäre seien schon immer besondere Schutzräume gewesen, erklärte er. Eine Fortsetzung des offenen Gesprächskreises im nächsten Jahr stellte Hans Lau in Aussicht. „Wir werden im nächsten Jahr weitermachen.“ 2017 sei ein sehr erfolgreiches Jahr für den Kreis gewesen.

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