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„Das waren 15 spannende, inhaltsreiche, bewegende und schöne Jahre“

29.3.2018

Pfarrer Dirk Pollmann scheidet nach fast 15-jährigem Wirken in der Evangelischen Kirchengemeinde Schalksmühle-Daherbrück Mitte des Jahres aus und wird dann auf eine eine kreiskirchliche Pfarrstelle wechseln (Foto: Salzmann)
Pfarrer Dirk Pollmann scheidet nach fast 15-jährigem Wirken in der Evangelischen Kirchengemeinde Schalksmühle-Daherbrück Mitte des Jahres aus und wird dann auf eine eine kreiskirchliche Pfarrstelle wechseln (Foto: Salzmann)

 

SCHALKSMÜHLE + Nach fast 15-jährigem Wirken in der Evangelischen Kirchengemeinde Schalksmühle-Daherbrück scheidet Pfarrer Dirk Pollmann Mitte Juli aus dem Gemeindedienst aus. Wie berichtet übernimmt er ab 1. August eine kreiskirchliche Pfarrstelle am Eugen-Schmalenbach-Berufskolleg in Halver-Ostendorf. Über seinen Wechsel, die Reduzierung der Pfarrstellen in der Gemeinde und die damit verbundenen Veränderungen sprach der gebürtigen Halveraner, der nach Vikariat in Hüllhorst-Oberbauerschaft (Kirchenkreis Lübbecke) am 1. Oktober 2003 in Schalksmühle seine erste Stelle als Gemeindepfarrer antrat.

Was hat Sie bewogen, die Stelle als Kreisschulpfarrer anzutreten und die Gemeinde zu verlassen?

„Ich habe vor zwei Jahren auf ein Angebot des Kirchenkreises reagiert und eine halbe Stelle Schulpfarrstelle in Halver-Ostendorf angenommen, weil die finanzielle Situation der Kirchengemeinde dringend nahelegte, personelle Veränderungen vorzunehmen. Ende letzten Jahres zeichnete sich ab, dass Schulpfarrer Ulrich Schreiber zum 31. Juli 2018 in den Ruhestand geht und da hat der Kirchenkreis angefragt, ob ich mich auf diese Schulpfarrstelle bewerben möchte. Ich hab das gemacht, weil es für mich eine persönliche Chance war, noch einmal einen anderen Bereich von Seelsorge und Pfarrdienst kennenzulernen und auf längere Sicht an einem Ort bleiben zu können.“

Ist Ihnen die Entscheidung schwergefallen?

„Das ist nie einfach, zumal es bedeutet, sich von Menschen, mit denen man viele Jahre verbunden war und manche schwierige Entscheidung getragen hat, vielleicht auch Freundschaft geschlossen hat, zu verabschieden. Und weil Gemeindearbeit in dieser Zeit auch spannend sein kann, heißt das auch, sich von Gestaltungsmöglichkeiten in der Gemeinde verabschieden zu müssen.“

Wie hat die Gemeinde auf Ihre Entscheidung reagiert?

„Die Gemeinde war traurig und schockiert. Auch das Presbyterium hat nicht gejubelt – keineswegs. Fest steht, dass die Kirchengemeinde mit meinem Weggang vor  Herausforderungen steht, die sie vielleicht lieber erst in späteren Jahren in Angriff genommen hätte.“

Wie kann die Lücke, die Ihr Weggang bedeutet, geschlossen werden?

„Die Lücke wird geschlossen, indem es Strukturveränderungen geben wird. Siehe Reduzierung der Gebäudezahlen und Neustrukturierung des Gemeindedienstes. Vielleicht führt es auch dazu, dass das Ehrenamt noch stärker betont wird. Die Präsenz des Pfarrers in jedem Kreis und an jedem Datum ist jedenfalls nicht mehr drin.“

Was passiert mit den beiden Kirchen, in denen ab 8. April keine Gottesdienste mehr stattfinden?

„Geschlossen werden die beiden Kirchen vorerst ja noch nicht. Es wird ab 8. April nur keine Sonntagsgottesdienste mehr in der Christuskirche und der Kreuzkirche geben. Gottesdienste finden dann nur noch in der Erlöserkirche statt. Allerdings ist damit ein Prozess eingeleitet, der zur Schließung der beiden Kirchen und Gemeindezentren führen wird. Das Presbyterium macht sich auf den Weg. Es werden Gespräche geführt, wie die Transformierung der Gebäude stattfinden kann.“

Hat sich die Gemeinde Gedanken darüber gemacht, wie Gottesdienstbesucher ohne Auto aus Dahlerbrück und der Kreuzkirche zu den Gottesdiensten in der Erlöserkirche kommen?

„Es wurde in den vergangenen Jahren immer wieder in den Gottesdiensten und Gruppenkreisen gefragt, ob jemand eine Mitfahrgelegenheit benötigt. Die Erfahrung hat allerdings gezeigt, dass keine oder nur sehr geringe Nachfrage da ist. Wer sich gemeldet hat, wurde auch immer mitgenommen. In der Kreuzkirche ist das öffentliche Nahverkehrsangebot so gut, dass jeder sonntags zum Gottesdienst kommen kann.  Ausgeschlossen vom öffentlichen Nahverkehr ist Dahlerbrück. Da bleibt es aber dabei: Jeder, der mitgenommen werden möchte, kann sich an die Pfarrer, das Gemeindebüro oder das Presbyterium wenden. Dann wird das auch irgendwie organisiert.“

Werden Sie, wenn „Not am Mann“ ist, Vertretungsdienste übernehmen?

„Ich stehe für Vertretung bereit, soweit das mit dem Schuldienst übereinkommt.“

Wann genau ist Ihre Verabschiedung?

„Offiziell verabschiedet werde ich am 15. Juli um 11 Uhr in der Erlöserkirche. Eingeführt in meine neue Schulpfarrstelle werde ich mit der Verabschiedung von Ulrich Schreiber am 2. September um 10 Uhr in der evangelischen Kirche Oberbrügge.“

Welches Fazit ziehen Sie nach 15 Jahren Gemeindearbeit?

„Das waren 15 spannende, inhaltsreiche, bewegende und schöne Jahre, in denen ich versucht habe, die Gemeinde zu begleiten in schwierigen Zeiten. Ob alles gelungen ist, kann ich nicht sagen. Kirche ist im Wandel und im Fluss. Als ich 2003 in die Gemeindearbeit eingetreten bin, waren Schalksmühle und Dahlerbrück gerade ein Jahr vereint. Mittlerweile ist die Gemeinde zusammengewachsen. Die Vorstellung, in jeder Kirche alles erhalten zu können, hat sich allerdings als irreal erwiesen. Indem wir alles auf die Erlöserkirche zentrieren, schaffen wir im Kleinen, was im Großen noch mehr kommen wird. Man kann nicht mehr alles an allen Orten anbieten. Das heißt nicht, dass Kirche nicht nahe bei den Menschen sein kann.“

Was ist Ihnen als besonders schön in Erinnerung geblieben, was war traurig?

„Besonders schön war sicherlich das Jubiläum 125 Jahre Erlöserkirche. Ein wunderbares Fest. Das war sicherlich ein Highlight. Aber es gab auch sehr viele kleine stimmige Momente. Andererseits gab es viele Abschiede, vor allem in Dahlerbrück: angefangen beim Kirchenchor bis hin zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.“

Wie sehen Ihre Aufgaben an der Schule aus?

„Vorrangig Erteilung von evangelischem Religionsunterricht. Eingeschlossen ist die Schulseelsorge. Ich möchte in das Beratungsteam, das es an der Schule gibt. Auch kann ich mir gut vorstellen, mich in die Gestaltung und Erarbeitung des projektierten ökumenischen Religionsunterricht einzubringen. Ich finde es wichtig, jungen Leuten in der Phase der Berufsfindung Angebote der Sinnorientierung zu machen, das heißt das Einbringen von Kirche und Glauben in die gesamtgesellschaftlichen Fragen, die die jungen Menschen sicherlich mehr bewegen als eine Kirchengemeinde – angefangen bei der Automatisierung des Fahrens bis hin zur Tötung auf Verlangen und den wirtschaftlichen Zusammenhängen, die klar auf Gewinnmaxierung zielen. Verluste werden meines Erachtens vielfach vergesellschaftet und Gewinne individualisiert. Das zu hinterfragen ist wichtig.“ ©MS

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