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Zeit zum Ent-Spannen
15.8.2021

Ihr Lieben! Ich grüße zum Ende der Sommerferien von Herzen. Wo auch immer und wie auch immer Sie die „langen Ferien“ verbracht haben - ich hoffe, Sie konnten sich gut entspannen, nach Körper und Geist erholen und zu neuen Kräften finden.
Ent-spannen! Das ist ein wichtiges Wort. Es ist gut, und es tut gut! Der Apostel Johannes, so erzählt eine Legende, spielte im Alter gern mit einem zahmen Rebhuhn. Eines Tages besuchte ihn ein Jäger und wunderte sich darüber, dass ein so wichtiger Mann wie ein Kind mit einem Vogel spielte. Der Jäger fragte den Apostel: „Du könntest große und wichtige Dinge tun und spielst mit einem Rebhuhn. Warum vertust du die kostbare Zeit mit einem nutzlosen Spiel?“ Johannes schaute den Jäger nachdenklich an und fragte zurück: „Weshalb ist der Bogen auf deinem Rücken nicht gespannt?“
„Der Bogen würde seine Spannkraft verlieren, wenn er immer gespannt wäre. Wenn ich ihn beim Jagen brauchte und einen Pfeil abschießen wollte, hätte er keine Kraft mehr!“ – Johannes antwortete: „Das Leben ist wie ein Bogen. Es kann nicht immer angespannt sein. Sonst würde es seine Kraft verlieren. Jeder Mensch braucht, um seine Spannkraft zu erhalten, die Phasen der Entspannung. Und wenn er dann wieder gefordert ist, hat er die nötige Kraft zum Handeln und Wirken.“
Wie eine große Einladung zur Entspannung höre ich den Heilandsruf aus Matthäus 11,28: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Das ruft Jesus uns zu. Nicht uninteressant, dass ein gewisser Boulanger 1765 die lateinische Fassung („Venite ad me omnes, qui stomacho laboratis, et ego vos restaurabo“) dieses „Heilandsrufes“ über sein Wirtshaus in Paris setzen ließ. Daraus leitet sich die Bezeichnung „Restaurant“ ab.
Vielleicht entdecken Sie unsere Gottesdienste erneut als „Restaurants“ des lieben Gottes, als Orte der Ent-Spannung, wo sie Lasten ablegen können! Als „Atempausen“, die Ihnen helfen, bei Kräften zu bleiben. Als „Erholungszeiten“, die im Namen Jesu Christi zur inneren und äußeren Restaurierung beitragen. Als „Haltepunkte“, die im Leben und im Sterben „Halt“ und Haltung geben!
Ich grüße herzlich mit dem alten Willkommensgruß der Benediktiner und Zisterzienser: Unsere Tür steht offen – unser Herz noch mehr („Porta patet, cor magis“).

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen
Pfarrer Volker Bäumer, Evangelischer Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg